Der indische Cloud-Service-Anbieter
zoho offeriert eine fast unüberschaubare Vielfalt von Anwendungen und Diensten, vom E-Mail-Service bis zu CRM, Finanz-Apps und HR. Im Paket Zoho Workplace sind die Office-Apps Writer, Sheet und Show, der Onlinespeicher Workdrive, die Meetingplattform Meeting, der Instant-Messaging-Dienst Cliq, die Business-Social-Media-Plattform Connect sowie der erwähnte E-Mail-Dienst plus weitere Tools wie Kalender und Tasks zusammengefasst und mit einem einzigen Abo beziehbar. Also mehr oder weniger das, was andere Anbieter wie Google mit Google Workspace oder die Schweizer von Infomaniak mit der Ksuite ebenfalls im Angebot haben.
Bei Zoho Workplace erfolgt die Anmeldung üblicherweise via Browser. Die verfügbaren Anwendungen sind dann über Links zu den jeweiligen Tools erreichbar. Je nach App oder Dienst verzweigen die Links zu unterschiedlichen Webseiten mit teils wenig einheitlicher Oberfläche. Es kann durchaus verwirrend sein, sich im Dickicht des Gesamtangebots zurechtzufinden.
Trident bringt manches zusammen
Im Februar 2023 hat Zoho einen neuen Desktop-Client für Windows und MacOS angekündigt. Er nennt sich Trident, befindet sich momentan in der öffentlichen Betaphase und verspricht, E-Mail, Chats, Audio/Video-Calls und Meetings im Sinn einer Unified-Communication-Plattform unter einem Dach mit einheitlichem User Interface zu vereinen.
Wohlgemerkt: Trident ist nicht etwa eine völlig neue Plattform von
zoho. Der Client fasst einfach die Dienste von Zoho Workplace, genauer gesagt eigentlich nur einen Teil davon, in einer Desktop-App zusammen. Dahinter stecken weiterhin die erwähnten Zoho-Anwendungen wie Cliq und Meetings. Dies bedeutet auch, dass sich Trident ausschliesslich zusammen mit einem Zoho-Workspace-Abo nutzen lässt.
Abos sind in den Varianten Standard inklusive Mail, Workdrive, Office Suite, Cliq und Meeting für 2.70 Euro pro User und Monat sowie Pro erhältlich (mit höheren Limits für Speicherplatz, Anhänge, Anzahl Teilnehmer bei Videokonferenzen etc. sowie zusätzlich Connect für 5.40 Euro/User/Monat). Daneben gibt es noch ein Nur-E-Mail-Abo zu monatlich 0.90 Euro pro User, das aber in Zusammenhang mit Trident keine Rolle spielt, weil ja die Komponenten Cliq und Meeting fehlen.
Links: Ein Videocall zu einer Kollegin wird angestossen. Rechts: So legt man einen Termin für ein Meeting mit Kollegen und externen Partnern an. (Quelle: Swiss IT Magazine)
Setup setzt Domain voraus
Bevor wir also Trident testen konnten, musste Zoho Workplace erstmal abonniert und eingerichtet werden. Für Tests bietet Zoho eine 15-Tage-Gratisversion der Pro-Variante an. Das Erste, wonach Zoho beim Aufsetzen von Workplace fragt, ist die Domain, auf der der E-Mail-Verkehr laufen soll. Dabei hat man die Wahl zwischen einer bestehenden Domain oder dem Kauf einer neuen bei
zoho.
Wir haben unsere übliche Test-Domain 3dmanufaktur.com angegeben und mussten als Erstes unsere Besitzrechte verifizieren – dazu gibt Zoho einen Verifikationscode bekannt, der in der DNS-Zone des Domain-Providers als TXT-Record erfasst werden muss. Nachdem das erfolgreich über die Bühne gegangen war, mussten als Nächstes die MX-Records der Domain auf die Server von zoho.eu geändert werden – also nochmals ein Ausflug zum DNS-Editor des Providers unseres Vertrauens. Nur so funktioniert die Integration mit dem E-Mail-Dienst von Zoho sinnvoll, auch wenn der E-Mail-Teil von Trident zusätzlich auch andere IMAP- oder POP-Accounts bedienen kann.
Das Zwischenfazit: Bevor man Trident wirklich einsetzen kann, ist einiges an Vorbereitungsarbeit erforderlich, die nichts mit dem Client an sich, sondern mit Zoho Workplace insgesamt zu tun hat. In ein paar Minuten ist das allerdings nicht getan.
Der erste Schritt, um die Zoho-Workplace-Services zu nutzen, ist die Angabe einer Domain. (Quelle: Swiss IT Magazine)
Sympathische Oberfläche mit kleinen Unstimmigkeiten
Das Trident-Fenster zeigt sich mit einer Toolbar, die ganz links Buttons für die verschiedenen Bereiche präsentiert: Mail, Cliq, Kalender, Tasks, Notizen und Kontakte. Je nach angeklicktem Bereich ändert sich die Hauptansicht. In einer Spalte rechts daneben lassen sich optional Widgets anzeigen, die eine Übersicht zum Beispiel zu Kalenderterminen, Chats oder Inhalten auf dem Workdrive bereitstellen. Als Widget lassen sich zudem weitere Apps wie Zoho CRM, Asana oder Projects sowie Dritthersteller-Dienste wie Asana oder Hubspot integrieren – Zoho nennt das etwas hochgestochen «Integrated Business Platform». Leider ist die Anzahl der gleichzeitig angezeigten Widgets auf maximal drei limitiert, egal wie hoch das Trident-Fenster aufgezogen wird.
Gewisse Dinge funktionieren nicht oder nicht wie erwartet. So lässt sich zum Beispiel eine Datei per Drag&Drop vom Rechner ins Workdrive schieben und wird dort auch angezeigt. Allerdings erscheint sie nur inaktiv, wird also offensichtlich nicht wirklich hochgeladen. Dieses Verhalten zeigt Trident in der aktuellen Betaversion 1.0 Beta 17 unter MacOS. Im Windows-Client ist Drag&Drop überhaupt nicht möglich. Das Widget ist also nur dazu da, den Inhalt des Workdrive zu präsentieren und einzelne Dateien in einer Vorschau anzuzeigen und bei Bedarf vom Workdrive auf den eigenen Rechner herunterzuladen.
Nicht direkt von Trident aus zugänglich sind zudem die Office-Apps von
zoho, was allerdings nicht weiter verwunderlich ist. Denn Writer, Sheet und Show sind browserbasiert. Es sollte aber technisch eigentlich möglich sein, auch diese Anwendungen in Trident zu integrieren.
Das Dashboard, wenn man die Zoho-Workplace-Dienste im Browser nutzt, kommt grafisch spärlicher daher als der Trident-Client, zeigt dafür aber alles in einer Gesamtansicht. (Quelle: Swiss IT Magazine)
Smartes Instant Messaging und E-Mail
Bestens integriert in Trident ist dagegen der Instant-Messaging-Dienst Cliq. Er ermöglicht Text-Chats mit Attachments und Sprachnachrichten mit einzelnen Mitarbeitenden oder ganzen Gruppen sowie Audio- und Videoanrufe zu Firmenkollegen. Letzteres bisher erst als 1:1-Calls, bald sollen aber auch Konferenzanrufe möglich sein. Bis dann lässt sich eine Many-to-Many-Konferenz als Meeting im gleichnamigen Zoho-Dienst durchführen, entweder spontan oder kalendarisch geplant. Die Pro-Variante von
zoho Workspace erlaubt Meetings mit bis zu 100 Teilnehmern.
Calls, Spontan-Meetings und Screensharing sowie weitere Aktivitäten wie Mitteilen des eigenen Cliq-Status an andere lassen sich auf Wunsch mithilfe des Smart Assistant durch sprachliche Eingaben initiieren, ergänzt durch Aktionen, die mit einem Slash (/) eingeleitet und aus einem Popup-Menü ausgewählt werden. Der kluge Assistent wird über den mit einem Blitzsymbol markierten Toolbar-Button aufgerufen. Echte KI darf man hier jedoch nicht erwarten, und vermutlich oft gewünschte Aufgaben wie das Aufsetzen eines terminierten Meetings mit automatischer Einladung an alle Teilnehmenden beherrscht der Assistent nicht – dies ist nur im Kalender beim manuellen Anlegen eines Meeting-Termins möglich. Gibt man irgendeinen Text ohne weitere Befehle in den Assistenten ein, wird der Text einfach als neue Notiz abgelegt.
Die Mail-Komponente von Trident bietet Features wie einfaches Teilen von E-Mails und Dateien mit Kollegen. Dazu zieht man den Avatar des gewünschten Mitarbeitenden zum Beispiel auf eine Datei im Workdrive, worauf diese mit dem Kollegen geteilt wird. Dazu kommt, ähnlich wie etwa bei Outlook, volle Integration mit den Funktionen Kalender, Tasks, Notizen, Bookmarks und Kontakte, neben allen üblichen Möglichkeiten eines E-Mail-Clients wie Taggen sowie Markieren von Mails als wichtig, nachzuverfolgen, Spam et cetera.
Was leider nicht in den Client integriert ist: Die interne, im Workplace-Abo Pro enthaltene Social-Media-Plattform Connect, die somit via Browser oder Mobile App genutzt werden muss. Connect ermöglicht firmeninterne Kanäle für kleine und grössere Teams beziehungsweise Gruppen, Gruppenzugriff auf freigegebene Dateien, Foren sowie Gruppen- oder unternehmensweite Ankündigungen und das Teilen von Bildern, Videos, Links und weiteren Informationen.
In einem Cliq-Chat lassen sich neben Textmeldungen auch Dateien als Anhänge austauschen. (Quelle: Swiss IT Magazine)
Zoho Trident unter Windows in der Mail-Ansicht. In der rechten Spalte können bis zu drei Widgets untergebracht werden. (Quelle: Swiss IT Magazine)
Fazit
Zoho Workplace ist eine recht umfassende Zusammenarbeits- und Kommunikationsplattform, die traditionell browserbasiert oder mit Apps für iOS und Android nutzbar ist. Im iPhone App Store finden sich zum Beispiel unterschiedliche Apps für
zoho Mail, Workdrive, Notes und Cliq sowie eine Zoho Workplace App mit zentraler Suchfunktion, von der aus sich die anderen Apps aufrufen lassen. Mit Trident zielt der Hersteller auf etwas Ähnliches: E-Mail, Instant Messaging, Audio/Video-Calls und Meetings sind von einem monolithischen Desktop-Client für Windows oder MacOS her zugänglich und teilweise untereinander integriert. Der Client ist im Moment als Betaversion für Zoho-Workplace-Abonnenten erhältlich, kommt in einem sympathischen Kleid daher und ist grundsätzlich einfach zu bedienen. Dennoch könnte Trident noch den einen oder anderen Schliff vertragen. Nicht immer ist klar, wie die Bedienung funktionieren soll. Drag&Drop zum Beispiel ist für gewisse Aufgaben möglich, für andere hingegen nicht. Das irritiert gelegentlich.
Positiv+ nativer, schneller Client für Windows und MacOS
+ grundlegende UCC-Funktionen enthalten
+ Teil der riesigen Familie von Zoho-Apps und -Diensten.
Negativ- Client noch nicht völlig ausgereift
- Workplace-Office-Apps nicht integriert
- Connect nicht integriert
Hersteller/AnbieterZohoVoraussetzungenAbonnement Zoho Workplace
PreisZoho Trident Client gratis, Workplace-Abo ab Euro 2.70 pro User und Monat.
Wertung (Beta)Funktionalität 4,5 von 6 Sternen
Bedienung 4,5 von 6 Sternen
Preis/Leistung 5 von 6 Sternen
Gesamt 4,5 von 6 Sternen
(ubi)