Collaboration à la Sunrise
Quelle: Sunrise

Sunrise Business Collaboration

Collaboration à la Sunrise

Mit der Option Business Collaboration verspricht Sunrise ­eine Zusammenarbeitslösung als Ergänzung zu seinen KMU-Kommunikationsangeboten. Unser Test zeigt, was die Plattform bietet und wo ihre Grenzen liegen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2023/05

     

Der Schweizer Telco Sunrise bietet mit Sunrise Business Collaboration laut Eigendeklaration «die perfekte Ergänzung zu Business Cloud PBX und Business Kombi» an. Die als Zusatz zu den beiden Geschäftskommunikationsangeboten erhältliche Lösung kombiniert verschiedene Zusammenarbeitsfunktionen. So etwa Audio- und Videotelefonie inklusive Konferenzen und Gesprächs- beziehungsweise Meeting-Aufzeichnung, Instant Messaging und E-Mail-Integration via Outlook-Plug-in, die über einen Web-Client oder eine Mobile App für iOS und Android genutzt werden können.

Nur für Sunrise-Kunden

Aus der Grundvoraussetzung Cloud PBX oder Business Kombi geht bereits hervor, dass Sunrise Business Collaboration nur für Kunden der beiden Pakete überhaupt infrage kommt. Wer seine Geschäftstelefonie nicht über Sunrise abwickelt, kann die Lösung nicht nutzen – es sei denn, er nimmt als eingeladener externer Kontakt an Gesprächen oder Konferenzen teil. Mit einem Preis von 50 Franken pro User für die Aufschaltung – die Lizenz für den Client ist dabei stets an eine Festnetznummer gekoppelt – plus 6 Franken monatlich bietet Sunrise Business Collaboration damit zu einem relativ günstigen Preis eine ansehnliche Palette an Collaboration-Werkzeugen für KMU, die sowieso mit Sunrise telefonieren. Viel günstiger als Microsoft 365, das mit Teams vergleichbare und fortgeschrittenere Funktionalität bietet und darüber hinaus die gesamte Office-Palette umfasst, ist das Sunrise-Angebot allerdings auch nicht wirklich.

Am Anfang steht die Firmen-ID

Bei der Einrichtung von Sunrise Business Collaboration wird die sogenannte Firmen-ID benötigt. Der Hauptkontakt im Unternehmen, der bei Sunrise als Vertragspartner für die Cloud PBX registriert ist, erhält die ID, nachdem Sunrise die Lösung für die Firma freigegeben hat. Er kann sodann seine Kollegen als User erfassen und diese Möglichkeit an zusätzliche Administratoren weiterdelegieren. Die so eingeladenen User erhalten von Sunrise dann ein E-Mail mit Angaben zum Einrichten ihres Kontos, darunter die erwähnte Firmen-ID, die später bei jeder Anmeldung eingegeben werden muss (sofern man sie nicht im Browser gespeichert hat). Jeder User muss dabei zwingend über ein Endgerät und eine Rufnummer verfügen.

Safari unerwünscht

Grundsätzlich funktioniert der Web-Client von Sunrise Business Collaboration plattformunabhängig unter Windows und MacOS, für iOS und Android bietet Sunrise eine Mobile App an. Mac-Anwender können allerdings nicht mit Apples Hausbrowser Safari arbeiten, sondern müssen auf Firefox, Edge oder am besten Chrome zurückgreifen. Wer es wie wir zuerst mit Safari versucht, erhält Meldungen bezüglich inkompatiblem Browser oder sogar die Warnung, dass die URL zu oft umgeleitet werde (too many redirects) – ein Phänomen, dass jedoch im Test in einigen Fällen auch mit Chrome aufgetreten ist.

Eine der Kernfunktionen von Sunrise Business Collaboration ist das firmeninterne Instant Messaging. Alle als User erfassten Teamkollegen können 1:1- und Gruppenchats starten und innerhalb einer Gruppe verschiedene Themen eröffnen, für die dann jeweils ein eigener Raum zur Verfügung steht. Gruppen und Themen lassen sich zum Beispiel team- oder projektbezogen anlegen, sodass die Kommunikation sauber unterteilt erscheint. Und zwar sowohl auf dem PC im Büro als auch unterwegs auf dem Laptop, Tablet oder Smartphone.


Der Textchat funktioniert in der Praxis reibungslos und erlaubt auch das Teilen von Bildern und Dokumenten. Die Files werden dabei vom jeweiligen Endgerät hochgeladen, auf den Sunrise-Servern gespeichert und stehen den Teilnehmern des Chats zum Download zur Verfügung. Funktionen wie die gemeinsame Arbeit an einem Dokument wie bei Microsoft 365 oder in der vor einigen Monaten getesteten K-Suite (siehe «Swiss IT Magazine» 12/2022) bietet Sunrise Business Collaboration jedoch nicht, weder im Chat noch im Verlauf einer Konferenz.

Telefonieren und Konferieren

Naturgemäss steht bei Sunrise Business Collaboration die Telefonie im Zentrum. Wie erwähnt ist jedem User seine Cloud-PBX-Nummer zugeteilt. Telefonieren kann man im Gegensatz zum Chat auch mit externen Kontakten. Technisch kommt dabei die klassische Telefonie oder WebRTC zum Einsatz. Für ausgehende Anrufe genügt ein Klick auf «Anrufen» beim gewünschten Kontakt, und die Verbindung wird über das für den User spezifizierte Gerät aufgebaut – in unserem Fall das Softphone im Web-Client. Für nicht erfasste Kontakte steht im Client ein virtuelles Telefontastenfeld bereit. Mit Telefonieren sind übrigens nicht nur klassische Telefonate gemeint. Auch Video-Calls in guter Qualität sind via WebRTC möglich, sofern beide Seiten über einen passenden Browser ver­fügen oder mit der App arbeiten. Das Softphone wird dann zum Audio/­Video-Client.

Konferenzen funktionieren gleich wie 1:1-Calls und sind mit bis zu 50 Teilnehmern möglich. Bei geplanten Konferenzen erhalten die erfassten internen und externen Teilnehmer wie bei Microsoft Teams eine Einladung per E-Mail und können sich via Browser oder Telefon einklinken. In Ad-hoc-Konferenzen kann der Organisator weitere Teilnehmer über sogenannte Magicall-Links einladen, indem der vom System generierte Link per E-Mail oder einen Messenger-Service verschickt wird.


Dabei gibt es für externe iOS-­Teilnehmer einen vermeintlichen Pferde­fuss: Wer kein Teamkollege ist, muss sich wohl via Browser verbinden, könnte man denken – und mit Safari oder anderen iOS-Browsern, die ebenfalls auf der Webkit-Engine basieren, funktioniert der Client von Sunrise Business Collaboration wie eingangs erwähnt nicht. Das Problem ist allerdings nur ein scheinbares: Auch nicht registrierte Teilnehmer können die App nutzen. Eine weitere Alternative ist die reine Audioteilnahme übers Telefon mithilfe der angezeigten Konferenztelefonnummer plus Identifikationscode, was uns jedoch auch in mehreren Versuchen nicht gelungen ist. Entweder war das beim Anruf erscheinende Tastenton-Menü nicht zu überwinden, oder die Verbindung brach gleich wieder zusammen.

Ansonsten stellen der Softphone-Konferenz-Client und die App alle Grundfunktionen bereit, die man sich für Konferenzen wünscht, darunter Screen­sharing ohne Plug-in und Audio- und Videoaufzeichnung, Erstellen von Notizen und Chatten während der Konferenz mit einzelnen Teilnehmern oder im allgemeinen Raum. Was fehlt, ist der direkte Dateiaustausch, der offenbar dem internen Chat vorbehalten ist. Interne Teilnehmer können zudem auch vor und nach der Konferenz chatten und Notizen austauschen.

Viele zusätzliche Detailfunktionen

Ergänzend zu den Grundfunktionen Chat, Anrufe, Konferenzen und Gruppen bietet Sunrise Business Collaboration in allen Bereichen weitere nützliche Funktionen. So lässt sich etwa festlegen, dass bei einem eingehenden Anruf mehrere Endgeräte parallel klingeln, und Anrufe können ohne Unterbruch zwischen Endgeräten beziehungsweise Web-Client und Mobile App hin- und hergewechselt werden. Dazu müssen allerdings der Browser und die Mobile App gleichzeitig geöffnet sein. Anrufe lassen sich auch an andere Teilnehmer oder auf eine Festnetznummer weiterleiten.

Und wer Ruhe wünscht, kann «Nicht stören» aktivieren, entweder bis zum Ausschalten, für eine bestimmte Zeit oder geplant zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Tagen. Der Präsenzstatus erscheint jeweils auf der Kontaktkarte eines Users als farbiger Punkt im Profilbild. Sunrise Business Collaboration unterscheidet dabei zwischen online (grün), abwesend (orange), in einem Anruf (rot), nicht stören (rot mit Minuszeichen) und offline (grau).


Chat-Gruppen und Themen sind auch über Mail erreichbar und können archiviert und gelöscht werden. Darüber hinaus bietet die Lösung eine übergreifende Suchfunktion an, die praktisch auf jeder Seite erscheint und eine Volltextsuche im jeweiligen Bereich ermöglicht. Auf diese Weise kann man Anrufe, Meetings, Nachrichten, Dateien, Gruppen und Themen absuchen und nach Datum filtern.

Der Umgang mit der Lösung ist, nicht zuletzt dank einer gelungenen Oberfläche, ziemlich intuitiv erfassbar. Ist etwas nicht auf Anhieb klar oder möchte man sich detailliert über alle Möglichkeiten informieren, steht ein ausführliches Online-Hilfesystem zur Verfügung, das kaum eine Frage offen lässt.

Fazit

Sunrise Business Collaboration ist eine recht gelungene Ergänzung zu den Kommunikationspaketen Cloud PBX und Business Kombi, die mit manchen Basisfunktionen für die standortunabhängige Zusammenarbeit aufwartet. Sunrise positioniert das Angebot für KMU, wozu auch die Maximalzahl von 50 Konferenzteilnehmern passt – grössere Gruppen oder Webinare mit Weltpublikum deckt die Lösung nicht ab. Funktional sind die Grundlagen vorhanden, aber andere Collaboration-Lösungen, allen voran Microsoft Teams, haben doch noch einiges mehr zu bieten, sind allerdings auch komplexer. Wer jedoch mit den Features zufrieden und Sunrise-Geschäftskunde mit Cloud PBX oder Business Kombi ist, erhält eine günstige, benutzerfreundliche Zusammenarbeitslösung. Nicht-Sunrise-Kunden bleiben, ausser als externe Telefonie- und Konferenzteilnehmer, jedoch aussen vor.

Positiv
+ Collaboration-Plattform mit
+ Grundfunktionen
+ einfach einzurichten
+ benutzerfreundlich


Negativ
- nur für Kunden von Sunrise Cloud PBX oder Business Kombi
- Konferenz-Einwahlnummer funktioniert nicht zuverlässig
- kein Dateiaustausch in Konferenzen

Hersteller/Anbieter
Sunrise

Voraussetzungen
Sunrise Cloud PBX oder Sunrise Business Kombi

Preis
pro User einmalig Fr. 50.– plus Fr. 6.– pro Monat

Wertung
Funktionalität 4,5 von 6 Sternen
Bedienung 5 von 6 Sternen
Preis/Leistung 5 von 6 Sternen
Gesamt 5 von 6 Sternen (ubi)


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