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KI-Copiloten für bessere Suchergebnisse, Texte und Bilder
Quelle: Microsoft

Microsoft-Tools mit KI

KI-Copiloten für bessere Suchergebnisse, Texte und Bilder

Mit dem neuen Bing, der Integration von dialogorientierten KI-Funk­tionen in Edge, Teams Premium und Microsoft Designer hat Microsoft Künstliche Intelligenz vielfältig in verschiedene Produkte integriert. Wir haben geprüft, was damit möglich ist.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2023/04

     

KI-Unterstützung für alltägliche Aufgaben ist spätestens seit der Veröffentlichung von ChatGPT, einem Dienst des mit Microsoft eng verpartnerten Unternehmens OpenAI, in aller Munde. Google hat mit Bard einen vergleichbaren Chatbot lanciert, der aber bei der Erst­präsentation nicht gerade die beste Falle gemacht hat, obwohl er laut Experten technologisch gegenüber der damaligen ChatGPT-Basis GPT-3 die Nase vorn ­haben soll.

Da kann Microsoft sich nicht lumpen lassen und hat inzwischen ein veritables Feuerwerk von KI-gestützten Funktionen für seine Produkte angekündigt (siehe Info­box in der Print-Ausgabe. Noch kein Abo? Hier klicken und Versäumtes nachholen.).


Die ersten Integrationen in Bing, Edge und Teams sowie eine neue Web-App namens Microsoft Designer können bereits genutzt werden – letztere steht bislang allerdings nur als Vorschau für Interessenten, die Glück mit der Warteliste hatten, zur Verfügung. Der KI-gestützte Chat für Bing, die KI-Features für Edge und Teams Premium (als Gratis-Testversion für einen Monat) sind schon heute allgemein erhältlich.

Bezüglich unseres Tests müssen wir leider eines vorausschicken: Es war nicht möglich, Teams Premium eingehend unter die Lupe zu nehmen. Zwar konnten wir die erwähnte Testlizenz erfolgreich beantragen und in unser Microsoft-365-Konto integrieren, aber als es dann ans Testen ging, war die Lizenz verschwunden und konnte nicht erneut gelöst werden. Wir müssen uns deshalb auf eine kurze Übersicht über die Neuerungen in der Premium-Variante von Teams beschränken, ohne die Funktionen selbst erlebt zu haben.

Bing mit ausführlichen Ant­worten und Konversationssuche

Microsofts Suchmaschine Bing gibt sich seit Neuestem zuversichtlich, was gute Antworten auf Fragen betrifft, die in natürlicher Sprache gestellt werden. So schlägt Bing etwa mögliche Fragen nach einer Menüzusammenstellung für eine Dinner-Party, einem Reiseplan oder nach Bastelideen für ein Kleinkind vor. Gibt man solche Fragen ein, erscheint auf der Folgeseite rechts neben den Suchergebnissen ein Bereich mit ausführlichen Antworten, die sich über den Button «Let’s Chat» per Angabe von zusätzlichen Kriterien weiter verfeinern und ergänzen lassen. Das funktioniert allerdings nur im hauseigenen Browser Edge – will man den Chat von einem anderen Browser aus starten, fordert Bing dazu auf, doch bitte Edge herunterzuladen und die Konversationssuche dort freizuschalten. Und dies, obwohl davor die Information eingeblendet wurde, man habe jetzt Zugriff auf das neue Bing.


Microsoft legt übrigens Wert darauf, dass die neuen Bing-Funktionen nicht auf ChatGPT basieren. Vielmehr führe Bing Microsofts Suchtechnologie und Azure AI Supercomputing auf einem OpenAI-­Modell der nächsten Generation aus, das leistungsfähiger als ChatGPT und speziell auf die Suche angepasst worden sei.

Edge mit Bing-Sidebar

In der aktuellen Version 111 präsentiert Edge rechts oben einen Bing-Button, der beim Anklicken eine Sidebar öffnet, die Zugang zu den KI-angereicherten Funktionen verschafft, unterteilt in die Bereiche Chat, Compose und Insights. Unter Chat können Fragen im Konversationsmodus gestellt und die Antworten, falls noch nicht zufriedenstellend, durch weitere Angaben iterativ verbessert werden. Dabei bietet Bing die Wahl, ob die Antworten in ausgewogenem Ton, eher kreativ oder besonders genau ausfallen sollen. Die Antworten auf Basis der Bing-Suche sind gut brauchbar, wenn auch nicht extrem ausführlich, die Konversation mit dem Chatbot macht Spass. Und falls man einmal genug zum angefragten Thema gelesen hat, lässt sich der Antwort-Stream jederzeit abbrechen. Wir haben auf diese Weise erfolgreich nach Zugverbindungen, einem Vergleich von zwei Notebooks und vielen weiteren Themen gefragt.

Wird in Edge eine Website angezeigt, fasst die Chatfunktion den Inhalt in einigen Bullet Points kurz zusammen, das nennt sich «Takeaways from this Page». Dies geschieht manchmal automatisch, üblicherweise muss dazu im Chat die Frage «page takeaways» gestellt werden. Ähnlich funktioniert es auch auf Deutsch: Auf «Zusammenfassung» folgt ein Abschnitt, der das Wichtigste in einem Abschnitt abhandelt. Dies allerdings nicht als Bullet-Liste – wir haben nicht herausgefunden, was die deutsche Entsprechung zur Frage «page takeaways» wäre. Interessant ist, dass die Antwort in der Sprache erfolgt, in der die Frage gestellt wurde. So ist es etwa möglich, eine deutschsprachige Kurzversion eines Artikels in Chinesisch zu erhalten.


Noch interessanter ist die Compose-­Funktion. Sie generiert aufgrund einer mehr oder weniger kurzen Beschreibung – möglich sind wie auch bei den Fragen im Chat bis 2000 Zeichen – Texte in drei wählbaren Längen, formatiert als Lauftext, E-Mail, Blogpost oder Liste von Ideen. Angestossen wird der Textgenerator mit dem Button «Generate Draft» – ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Ergebnis Entwurfscharakter hat und stets noch einer Überprüfung und Nachjustierung bedarf. Der erzeugte Text lässt sich via Button in die Zwischen­ablage übertragen.

Um Compose zu testen, haben wir als Erstes ein Schreiben mit der Bitte um eine Gehaltserhöhung erstellen lassen. Dabei machte die Wahl des Textstils (Professional, Casual, Enthusiastic, Informational oder Funny) durchaus einen Unterschied: Während in der Enthusiastic-Variante der erste Abschnitt vor Lob über die Arbeit, die Firma und das Team nur so strotzte, fiel die lustige Variante geradezu frech aus und betonte durchgängig die Verdienste des Mitarbeiters und wie viel Geld er der Firma schon eingebracht habe. Ein weiterer Test ergab einen durchaus guten Ansatz für die Einleitung zu einem Business-Plan für ein Software-Start-up, ein dritter Versuch wartete auf die Frage nach Tipps für einen Vortrag mit zwar nützlichen, aber ziemlich allgemein gehaltenen Punkten wie «Verwenden Sie eine klare und verständliche Sprache und vermeiden Sie Fachjargon oder Abkürzungen» auf. Konkreter wird es, wenn man statt einen Vortrag vor 250 Personen ein Referat über die wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz nach der Coronapandemie nennt: Dann gibt Bing recht gute Hinweise, was alles unbedingt erwähnt werden sollte. Das Fazit: Je detaillierter und präziser die Frage, desto brauchbarer die Antwort.

Der dritte Bereich, Insights, präsentiert zur angezeigten Webseite die wichtigsten angesprochenen Themen und eine Liste von Links zu ähnlicher Thematik, die allerdings nicht ganz punktgenau trifft. So zeigten die Insights zu einem Artikel über KI-gestützte Überwachungskameras von Synoloy einen Verweis zur Einrichtung von NAS-Geräten des Herstellers und eine ganze Reihe von Links zu beliebigen Digitalkameras. Des Weiteren findet sich hier eine Statistik zur Webseite mit Angaben zum monatlichen Traffic, der Herkunft der Besucher und Informationen und welche anderen Sites die Besucher auch aufgerufen haben. Die statistischen Angaben stammen aus der Bing-Suchmaschine.

Designer für mehr oder weniger gelungene Bilder

Eine weitere Neuerung, die Bing bieten soll: Der Bing Image Creator erzeugt mithilfe von Dall-E Bilder auf Basis von Texteingaben – zum Beispiel einen Bären auf einem Berg. Auch hier gilt: Wer genauere Angaben macht, erhält differenziertere Resultate. So lässt sich der Malstil definieren, beispielsweise wie Van Gogh oder Picasso, ebenso Farben, die im Bild prominent vorkommen sollen. Im Prinzip entspricht der Image Creator einem in Bing und Edge integrierten Interface zu Dall-E.

Ähnlich, aber doch anders, funktioniert der Microsoft Designer, den wir dank eines frühen Eintrags in die Warteliste ebenfalls testen konnten. Dabei handelt es sich um eine Web-App, die Zugriff auf Dall-E mit einem Online-Editor für Grafik und Text kombiniert. Auch hier steht am Anfang eine sprachliche Beschreibung des Gewünschten. Wir liessen einen Facebook-Post zur Eröffnung einer neuen (fiktiven) Website erstellen: «Ein animierter Facebook-Post zum Launch der neuen Website www.itsjustgreat.ch am 1. Juni 2023 in hellen, bunten Farben ohne Foto» lautete die Anfrage.


Designer generierte einige gute und einige nicht wirklich brauchbare Designs. Kurios war einzig, dass die URL zur Website in den Vorschlägen grundsätzlich nicht erschien, obwohl wir sie ja in der Beschreibung explizit angegeben hatten. Und die Schrift hat in keinem Vorschlag gepasst, war teils viel zu klein geraten, liess sich aber wie der Text selbst und alle anderen Elemente im Editor anpassen, wobei eine ordentliche Auswahl von Schriftarten bereitsteht. Die App bietet zudem unter «Visuals» zahlreiche einfache und organische Formen sowie Fotos, Icons und Videos zu verschiedenen Themen.

Das Bildmaterial, das in den Designs zum Einsatz kommen soll, kann aber auch aus der eigenen Fotobibliothek stammen – oder man lässt es von Dall-E generieren. Dies funktioniert wie beim Image Creator von Bing und lässt von fotorealistischen Bildern bis zu künstlerischen Gestaltungen alles zu. Spasseshalber haben wir ein Bild von einem Murmeltier in einer Wiese voller Osterglocken als Polaroid auf altem Film angefordert und mehrere ansprechende Ergebnisse erhalten. Generell sind die Dall-E-generierten Bilder von hoher Qualität.

Mehr KI für Microsoft Teams

Teams Premium konnten wir wie erwähnt wegen lizenztechnischen Problemen (noch) nicht testen. Deshalb hier nur eine Zusammenfassung der wichtigsten Features: Grundsätzlich bietet die Premium-Version der beliebten Kollaborationsplattform laut Microsoft mehr Personalisierung, mehr Intelligenz und mehr Schutz. So sorgen Meeting Templates dafür, dass sich für jedes Publikum die passende Meeting-Art leicht einrichten lässt. Zu den KI-gestützten neuen Funktionen gehören KI-generierte Aufgaben, automatische Zusammenfassungen von Meetings und die Echtzeit-Übersetzung der automatisch generierten Untertitel. Unter dem Thema Schutz vertraulicher Informationen versteht Microsoft bei Teams Premium Features wie Wasserzeichen in geteilten Inhalten und Video-Feeds, erweiterte Bestimmungen, wer ein Meeting aufzeichnen darf, End-to-End-Verschlüsselung und – für Kunden mit E5-Abo von Microsoft 365 – sogenannte Sensitivity Labels für Meeting-Optionen, die beim Informationsschutz helfen sollen.

Fazit

Die neuen KI-gestützten Funktionen und Services von Microsoft bieten bereits einiges an Komfort und Arbeitsentlastung, werden sich aber im Lauf der Zeit noch deutlich weiterentwickeln. Da Bing mit KI-Chat, Edge mit KI-Funktionen und zumindest bisher auch der Microsoft Designer sich kostenlos nutzen lassen, gibt es prinzipiell nicht viel zu bemäkeln: Der Azure-Supercomputing-basierte KI-Chat von Microsoft ist gegenüber dem sattsam bekannten ChatGPT 3 massiv fortgeschritten, und ChatGPT Plus von OpenAI mit schnelleren Antwortzeiten und Priority-­Zugang zu neuen Features kostet monatlich 20 US-Dollar. Microsoft Designer ersetzt sicher keinen Profi-Grafiker und auch keine Creative Cloud, erlaubt es aber, rasch und mit Unterstützung durch künstliche Intelligenz ansehnliche Grafiken und Social-­Media-Posts zu gestalten.

Positiv
+ kostenlose KI-Unterstützung
+ direkt integriert in Bing und Edge
+ ansprechende Resultate


Negativ
- teils etwas längere Antwortzeiten
- gewisse Funktionen nur in Edge wirklich nutzbar
- manche Vorschläge in Designer gestalterisch zweifelhaft

Hersteller/Anbieter
Microsoft

Preis
gratis (Bing mit KI, Edge, Designer Preview), 10 Franken (Teams Premium)

Wertung
Funktionalität 4,5 von 6 Sternen
Bedienung 5 von 6 Sternen
Preis/Leistung 6 von 6 Sternen
Gesamt 5 von 6 Sternen (ubi)


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