Technica Radar: Ein Blick auf das, was kommt

Auf welche IT-Technologien und Trends sollen Schweizer KMU setzen? Und welche Tools gehören überprüft? Eine Antwort darauf gibt der Technica Radar 2023 von BBV. Er visualisiert die Trends für IT-Entscheider und Software-Entwickler speziell für die Schweiz.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2022/12

     

Für IT-Entscheider und Entwickler ist es in der schnelllebigen IT-Welt kaum mehr möglich, den Überblick über alle relevanten oder neuen Technologien und Trends zu behalten. Deshalb bilden internationale Marktforschungs- und Beratungsunternehmen wie Gartner oder Thoughtworks mit Trendbarometern die globalen Tech-Entwicklungen ab.

«Diese globalen Trendbarometer sind für Schweizer KMU allerdings nicht immer gleich relevant. Um dem Schweizer Markt gerecht zu werden, haben wir den Technica Radar entwickelt», erklärt Marco Ravicini. Er, Axel Hohnberg und Patrick Labud sind Mitglieder des CTO-Boards von BBV Software Services und für die Entwicklung und Erstellung des BBV Technica Radars verantwortlich.

Technica Radar als pragmatisches Instrument

Der Technica Radar ist mehr als eine Sammlung von Tech-Informationen. Er listet Trends nicht nur auf, sondern ordnet sie ein und liefert Erklärungen, welche Entwicklungen Unternehmen weshalb im Auge behalten sollten.

«Der Technica Radar orientiert über aktuelle Entwicklungen, hilft aber auch als vielseitiges Instrument bei Entscheidungen. Egal, ob man eine bestimmte Technologie, ein Framework oder eine Programmiermethode einordnen will, oder ob man ganz einfach wissen möchte, welche Technologien heute und in naher Zukunft eine wichtige Rolle spielen», so Patrick Labud.


Insbesondere der Bezug zur Schweiz macht den Technica Radar zu einem pragmatischen Instrument für IT-Entscheider und Software-Entwickler. Die gesammelten und aufbereiteten Informationen sollen bei der Entscheidungsfindung helfen und in selbstorganisierenden Teams als Diskussionsgrundlage dienen.

Mit dem Begriff «Technica» versuchen die Radar-Macher das breite Spektrum an IT-Themen zu vereinen. Marco Ravicini beschreibt den Begriff folgendermassen: «Technica beinhaltet mehr als Technik. Es ist ein Sammelbegriff für alles, was wir benötigen, um unsere Arbeit erfolgreich durchzuführen. Wir verweisen mit dieser Bezeichnung auf einen grösseren Kontext. Es geht um mehr als Technik, nämlich auch um Methoden, Vorgehen und Denkweisen.»

Aus diesem Ansatz heraus entstanden die vier Felder des Technica Radars: 1. Konzepte und Themen, 2. Tools, 3. Methoden und Techniken, 4. Bibliotheken, Frameworks und Programmiersprachen.

So entsteht der Technica Radar

Technica Scouting: Bis der Technica Radar in seiner Form steht, sind umfangreiche Recherchearbeiten sowie Einschätzungen und Diskussionen notwendig. Das CTO-Board von BBV trägt im sogenannten Technica Scouting laufend Details zu neuen Technologien und Trends zusammen und wertet sie aus.
«Wir zapfen viele Quellen an, um ein möglichst umfassendes Bild der aktuellen Entwicklungen zu erhalten», erläutert Patrick Labud. «Dabei sind wir auf interne und externe Experten angewiesen, die den Markt und die Branche beobachten und die Bedürfnisse der Kunden sowie die Roadmaps der Hersteller kennen.»

Die Experten und die Mitglieder des CTO-Boards tragen ihre Erfahrungen aus Konferenzen und branchenspezifischen Meet-ups zusammen und beteiligen sich an Communitys und User Groups. Sie beobachten die Konkurrenz und die Domänen der Kunden und machen einen Scientific Research, um zu erfahren, was die akademische Seite der IT bewegt.


Das Technica Scouting findet kontinuierlich statt, denn es sollen alle neuen Entwicklungen der IT-Industrie und vor allem auch unterschiedliche Meinungen miteinbezogen werden. Auch Trend-Barometer, Studien von Marktforschungsunternehmen wie Gartner oder Thoughtworks, Business-orientierte Publikationen wie etwa «Forbes» oder auch die IT-Empfehlungen des Bundes berücksichtigt das CTO-Board.

«Im Zweifelsfall hören wir aber nicht auf aktuelle Tendenzen, die von internationalen Quellen wie Unternehmensberatern oder Organisationen stammen, sondern verlassen uns auf unsere eigene Expertise und auf die Meinungen unserer Experten», meint Patrick Labud. Damit sind vor allem die internen Spezialisten von BBV gemeint, die sowohl den aktuellen Markt und die technologischen Entwicklungen als auch die Bedürfnisse der Schweizer Kunden gut kennen.

Der Technology Radar von Thoughtworks diente jedoch von Anfang an als konzeptionelle Vorlage für den Technica Radar. Dessen Aufteilung in vier Felder hat BBV übernommen und für den Schweizer Markt adaptiert.

Klassifizierung: Das CTO-Board ordnet die beim Scouting gesammelten Informationen und klassifiziert die verschiedenen Technica als Technologien, Konzepte, Tools etc. «Wir analysieren alle Informationen und gewichten und adaptieren sie für den Schweizer Markt. Denn nicht jeder globale Hype spielt sofort bei uns eine Rolle», erklärt Marco Ravicini. Oftmals dauere es drei bis fünf Jahre, bis ein Trend beispielsweise aus den USA auch für Schweizer KMU relevant werde.

Das ökonomische Potenzial und die Maturität einer Technologie werden unter anderem mittels des Technology Adoption Lifecycle Models eingeschätzt. «Uns interessiert, in welcher Phase sich eine Technologie befindet, ob sie gerade für Early Adopters interessant wird, oder ob sie ihren Zenit bereits überschritten hat», sagt Marco Ravicini.


In der Phase der Klassifizierung werden die Technica in die drei Trend-Kategorien eingeteilt: «Trend upwards», «Trend downwards» und «Breaking Chance».

Technica Portfolio: Das Technica Portfolio führt alle gescouteten Informationen zusammen. Dort werden die einzelnen Topics beziehungsweise Technica beschrieben und deren Bedeutung zusammen mit den BBV-Experten eingeschätzt. Die klassifizierten Technica werden zudem interpretiert und mit weiteren Informationen angereichert.

Welchen Wert hat eine bestimmte Technologie für die Kunden, welche Relevanz haben eine Programmiersprache oder ein Tool? Entsteht durch die Anwendung einer Methode ein operationeller Return on Investment? Solche und ähnliche Fragen soll das Portfolio beantworten, aber auch, wie hoch die Akzeptanz einer Technologie ist und wie Experten die Kompatibilität mit dem aktuellen Mindset einschätzen.

Bei der Einordnung der aktuellen Hot Topics entstehen rege Diskussionen – zum Beispiel, wie gross das Potenzial ­einer Technologie ist und ob sie aktuell zur Kategorie «Use» oder eher in die Kategorie «Evaluate» gehört. Dort befinden sich neuere, noch nicht ganz so etablierte Techniken, Methoden und Tools.

In die dritte Kategorie «Rethink» gehören jene Technica, deren Nutzung je nach Kontext noch einmal überprüft werden sollte. «Mit dieser Kategorie wollen wir zum Nachdenken anregen, den Markt sticheln», sagt Marco Ravicini mit einem Schmunzeln. Besonders Themen, die sehr verbreitet und akzeptiert seien, sollen hinterfragt werden. «Viele Teams arbeiten beispielsweise fast mechanisch mit Scrum. Besser ist es, man besinnt sich auf die Werte des agilen Manifests und versucht, sich kontinuierlich zu verbessern.»

Evolution statt Revolution

Der Technica Radar 2023 ist bereits die dritte Ausgabe. Patrick Labud und Marco Ravicini sehen derzeit keine Disruption, die im Raum steht. «Momentan ist die gesamte Entwicklung eher evolutionär, eine Tech-Revolution, bei der absolute Game Changer auftreten, ist nicht auszumachen.» Das Thema Metaverse, das einige dafür halten, verfolgt das CTO-Board von BBV mit Neugier, erachtet es für den aktuellen Radar aber noch nicht als relevant – mehr dazu im Interview mit Patrick Labud und Marco Ravicini. Zum Technica Radar 2023 gelangen Sie via diesen Link, und die zehn wichtigsten Trends für das kommende Jahr finden Sie in diesem Artikel.

Die Autoren

Axel Hohnberg ist Service Unit Manager bei BBV. Die neuesten Digitalisierungstrends stets im Auge, sorgt er dafür, dass die BBV-Mitarbeitenden mit dem richtigen Know-how exzellente IT-Lösungen entwickeln – und Kunden in ihren Projekten optimal unterstützen.

Patrick Labud ist als Senior Consultant bei BBV tätig. Er hat sich auf Content- und Frontend-Systeme sowie den Bereich Usability, User und Customer Experience sowie Design Thinking spezialisiert und steht heute hauptsächlich als Berater und Speaker für menschenzentrierte digitale Produktentwicklung im Einsatz.


Marco Ravicini arbeitet als Senior Software-Architekt .Net bei BBV. Er ist passionierter Vertreter der Software-Craft-Bewegung und teilt als Speaker sowie Academy-Kursleiter gerne sein Wissen.

Hohnberg, Labud und Ravicini sind zudem Mitglieder des CTO-Boards von BBV.


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