Öffnen Sie bitte auf Ihrem Handy Spotify, tippen Sie auf dem Search-Screen oben rechts auf das Kamera-Icon und scannen Sie den Spotify–Code auf dieser Seite. Das Lied wird Sie in die richtige Stimmung für den Vergleich der Herren Zuckerberg und Musk bringen – wer ist wohl der grössere Creep?
In der schönen, bunten Welt des Marketings wird seit Monaten die Metaverse-Sau (pardon my French) durchs Dorf getrieben, als ob es die beste Erfindung seit geschnittenem Brot wäre. Das Ganze hat durchaus Charme, aber ich fühle mich doch immer mal wieder, als ob es 2003 und ich in Second Life wäre. Eigentlich gedacht als Real World Case des Web3 (dezentral, Blockchain-basiert, mit Virtual und Augmented Reality, 5G, NFT, AI, offen) macht sich mittlerweile MAGMA (nein, es ist nicht mehr FAGMA, weil Facebook heisst ja jetzt Meta, deswegen MAGMA) auf, ihren Stake in dieser Welt abzustecken. Koste es, was es wolle, wie Mark Zuckerberg gerade lernt. Der Preis seines Eintrittstickets liegt im Milliardenbereich – autsch!
Unterdessen geht auch anderswo nett die Post ab. Elon Musk, der sich selbst jetzt als «the Twit» bezeichnet, macht Twitter kaputt. Ausser ihm findets keiner lustig, weder die Benutzer noch die Werbekunden. Und so springen die Early Adopters massenweise ab und landen… im Web3. Auf Mastodon, einer offenen (FOSS), dezentralen Social-Media-Plattform, die es schon seit sechs Jahren gibt, die aber erst jetzt ihren High Noon erlebt; weil – eben, Elon. Mastodon, was ist das denn nun wieder? Funktional ist es so, wie Twitter am Anfang war, oder wie es ein Freund formulierte: «Es ist wie Twitter, einfach ohne Usability.» Inhaltlich ist es so wie Twitter sein sollte. Man kennt sich (noch), geht anständig miteinander um, der Administrator meines Nodes (swiss.social übrigens) hat einen Bot laufen, mit dem er neuen Benutzern automatisch folgt. Ist das nicht putzig? Durchaus auch spannend: Community-based Content Moderation, das geht (take that, Elon!). Noch. Und meistens. Selbstverständlich probieren die üblichen Verdächtigen, die Plattform für ihre (illegalen, ekligen, what have you) Zwecke zu nutzen, aber es dauert normalerweise nicht lange, bis man sie rauswirft, weil die Community-based Moderation halt noch funktioniert. Quantitativ ist Mastodon noch winzig klein: 1,6 Millionen User pro Tag (Quelle: Mastodon, 12. November 2022) versus 237 Millionen User pro Tag bei Twitter (Quelle: Quartalsreport Q2/2022). Aber bei Mastodon gehen alle Zahlen steil nach oben, während sie bei Twitter alle deutlich absaufen.
Sich auf Mastodon rumzutreiben ist wie ein Klassentreffen. Es sind alle da, die vor zehn Jahren schon auf Twitter waren, die Early Adopter Nerds halt. Bloss Elon lässt keiner rein. Und jetzt? Ich hätte da eine Idee: Werden Sie vom Zuschauer zum Akteur, dann können Sie auch mitreden. Machen Sie für sich selbst einen Mastodon-Account und claimen Sie auch einen Account für Ihre Firma. Führen Sie das nächste Team-Meeting im Metaverse durch. Sie und ihr Team sollten wissen, wie sich das anfühlt. Pro-Tipp: Spatial.io ist wunderbar dafür geeignet, rumspielen kostet nix. Ihr Space ist im Handumdrehen eingerichtet und Sie werden Spass haben.
Adjeumerssi & frohe Festtage!
Urs Bucher
Urs Bucher ist seit Dezember 2020 Chief Marketing Officer bei Netcentric. Er ist in der Schweizer IT-, Online- und Start-up-Szene bestens vernetzt. Mitte der 80er Jahre machte er erste Schritte in der Datenverarbeitung (so hiess das damals) und war seitdem auf Kunden-, Hersteller- und Dienstleisterseite tätig. Er ist immer noch fasziniert von neuen Technologien und Entwicklungen; in dieser Kolumne berichtet er über Merkwürdiges.
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