Online-Marketing-Massnahmen sind heutzutage meist nur dann erfolgreich, wenn sie auf ein unglaublich tolles Angebot aufmerksam machen, oder aber wenn sie mit Witz und Originalität die Besucherschaft zu faszinieren vermögen. Marketeers haben diese Herausforderung seit langem erkannt und suchen nach immer neuen Konzepten, um die Aufmerksamkeit der Site-Besucher zu erlangen. Als eine der erfolgversprechendsten Alternativen zu klassischer Werbung hat sich die sogenannte Gamification erwiesen. Per Definition geht es dabei um die Anwendung spielerischer Elemente, Prozesse und Mechanismen in einem nicht-spielerischen Kontext. Dabei wird bewusst auf den Spieltrieb gesetzt, der den meisten Menschen innewohnt, um Interaktionen zwischen Website respektive Site-Betreiber und Besucherschaft anzuschieben.
In den meisten Fällen sieht das Gamification-Konzept vor, dass bei den Besuchern die Neugier oder auch schlicht der Ehrgeiz geweckt wird, um sich an einer Herausforderung zu messen. Nicht selten winkt eine kleine Belohnung oder unter allen Teilnehmern wird im Rahmen eines Wettbewerbs ein Preis verlost.
Gamification aus Schweizer Küche
Als Unternehmen mit eigener Webdesign-Abteilung kann man sich entsprechende Angebote natürlich selbst erstellen, alternativ besteht aber auch die Möglichkeit, Gamification als Service zu beziehen. Mittlerweile bieten hier eine ganze Reihe von Unternehmen entsprechende Dienstleistungen an und mit
Brame ist vor rund drei Jahren auch ein Schweizer Start-up angetreten, um den Gamification-Hype hierzulande und im deutschsprachigen Ausland zu befeuern.
Brame mit Sitz in Schindellegi beschäftigt heute 40 Mitarbeitende und hat sich laut CEO Pascal Späni das Ziel gesetzt, die Nummer 1 unter den Gamification-Anbietern im DACH-Raum zu werden. Anders als diverse konkurrierende Anbieter hat sich Brame auf eine umfassende, personalisierte Kundenbetreuung mit entsprechend längerfristiger Geschäftsbeziehung fokussiert. Wie CEO Späni gegenüber «Swiss IT Magazine» erklärt, hat man primär Kunden mit einem Marketing-Budget von über 10’000 Franken im Visier. Ein Einstiegsangebot für wenige hundert Franken wird denn auch nicht geboten. Wie der Brame-Website entnommen werden kann, ist es dem Start-up nichtsdestotrotz gelungen, eine ganze Reihe von namhaften Konzernen vom hauseigenen Gamification-Angebot zu überzeugen. So hat sich etwa der Autohersteller Seat dafür entschieden, anlässlich des 70-jährigen Firmenjubiläums ein Glücksradspiel zu implementieren, um Leads für das Remarketing zu generieren. Zum Kundenkreis gehören weiter bekannte Unternehmen wie Swisslos, EWZ, Homegate oder Kuhn Rikon.
Angesichts dieser Success Story wollten wir wissen, was Brame Builder, so der Name des Angebots, in der Praxis taugt und wie einfach sich Spiele konfigurieren und in Betrieb nehmen lassen. Um eine möglichst hohe Teilnehmerzahl zu mobilisieren, haben wir unter den Teilnehmern im Rahmen dieses Tests ein Pivot-Display verlost, das von Huawei als Sponsor zur Verfügung gestellt wurde.
Das Baukasten-Prinzip
Bei der von
Brame angebotenen Lösung handelt es sich quasi um ein All-Inclusive-Paket. Dieses umfasst einerseits eine Online-Plattform, um die verschiedenen Spiele und Anwendungen über eine Art WYSIWYG-Editor im Point&Click-Verfahren zusammenzustellen, auf jegliche Codiererei kann verzichtet werden. Daraufhin steht das Spiel geräteunabhängig für die Integration via iFrame oder auch als Datei auf der Kundenwebsite zur Verfügung. Die Daten der teilnehmenden Site-Besucher werden dabei auf den Brame-Servern gespeichert, die im Übrigen bei Amazon Web Services in Frankfurt gehostet werden. Dem Brame-Kunden wird sodann ein Echtzeiteinblick via Google Analytics zur Verfügung gestellt, um die Performance seines Gamification-Angebots mitzuverfolgen. Dazu lassen sich hier auch die von den Kunden hinterlegten Daten herunterladen.
Als interessierter Kunde erhält man von Brame einen Demo-Account zur Verfügung gestellt, womit man sich einen ersten Eindruck über das Portfolio verschaffen kann. Nach der Anmeldung an der Website wird man von einem Dashboard begrüsst, das über die Performance der aktuellen Kampagnen Auskunft gibt. Wie sofort auffällt, wird die gesamte Benutzeroberfläche in englischer Sprache präsentiert, was für ein Schweizer Unternehmen, das sich primär auf die Klientel im deutschen Sprachraum fokussieren will, ein wenig erstaunt.
Ein erstes Spiel
In einem ersten Schritt gilt es nun, das eigentliche Spiel aufzusetzen. Hierbei muss man sich für eine der Kampagnen- beziehungsweise Spieltypen entscheiden, wobei die nachfolgenden Varianten zur Verfügung stehen:
Guess The Picture: Der Teilnehmer muss anhand eines Bildausschnitts den Inhalt eines Bildes identifizieren.
Memory-Spiel: Wie beim klassischen Memory müssen durch Aufdecken Bild-Paare ermittelt werden.
Persönlichkeitstest: Der Persönlichkeitstest erlaubt eine Segmentierung der Zielgruppen durch gezielte Fragestellungen, die jeweils auf die individuellen Marketing- oder auch Recruiting-Anforderungen ausgerichtet sind.
Quiz: Mit witzigen oder auch ernsthaften Fragen lässt sich Wissen abfragen, um Leads zu generieren oder die Teilnehmer zu weiteren Interaktionen aufzufordern.
Rubbel-Los: Die Teilnehmer rubbeln auf einer virtuellen Karte Felder auf, in der Hoffnung, auf ein Symbol mit Gewinnpreis zu stossen.
Glücksrad: Auch hier wird am virtuellen Rad gedreht, mit dem Ziel, auf ein Feld mit hinterlegtem Gewinn zu stossen.
Umfrage: Hierbei haben die Teilnehmer die Möglichkeit, über den Swipe-Mechanismus ihre Zustimmung oder Ablehnung zu Fragestellungen oder auch Produkten zu signalisieren.
Kalender: Wie bei einem Adventskalender werden während einer bestimmten Periode täglich neue Türen geöffnet, wobei es jeweils Preise zu gewinnen gibt.
Für unseren Test haben wir uns für den Typ Quiz entschieden, wofür wir eine Reihe entsprechender Fragen und Antworten aus dem IT-Umfeld zusammengestellt haben. Bevor es aber an die Erfassung dieser Texte geht, muss zuerst die grafische Gestaltung der Kampagne bestimmt werden, wofür knapp 30 Design-Templates zur Verfügung stehen. Diese Templates sind thematisch ausgerichtet und die grafischen Details lassen sich über einen Vorschau-Button vorab prüfen.
Es lohnt sich, hier ein wenig Zeit zu verbringen, denn hat man sich einmal für eine Vorlage entschieden, ist ein späterer Wechsel nicht mehr möglich. Nun wäre es natürlich ebenso praktisch wie elegant, ein komplettes Spiel aufzusetzen und anschliessend die Wirkung der verschiedenen Design-Vorlage zu testen, was derzeit leider aber nicht möglich ist. Wie uns die Macher aber versichern, soll diese Funktion in einem nächsten Release dazukommen. Dasselbe gilt auch für die von uns vermisste Kopierfunktion, mit der man eine komplette Kampagne auf die Schnelle kopieren kann, um Varianten zu erstellen und zu testen. Auch dieses Manko wurde offenbar erkannt und die Kopierfunktion soll noch im laufenden Jahr nachgeschoben werden.
Der Aufbau der einzelnen Kampagnen respektive Spielabläufe ist relativ starr und beginnt stets mit einem Begrüssungsbildschirm, gefolgt vom Spiel und einer Registrierungsseite, wo die Teilnehmerdaten erfasst werden. Spiel und Registrierung lassen sich im Bedarfsfall auch in der Reihenfolge tauschen. Abgerundet wird das Ganze durch eine Seite mit den Spielresultaten. Das Einbinden zusätzlicher Seiten für den Beginn oder das Ende ist nicht vorgesehen. Auch die Design-Anpassungen halten sich in engem Rahmen. So können Bilder ausgetauscht sowie Texte bearbeitet und bezüglich Zeichensatz und Schriftgrösse angepasst werden. Hingegen sind die Positionierungen der Elemente wie auch die Bildgrössen vorgegeben und lassen sich weder in der Grösse ändern noch verschieben. Bilder müssen somit vorgängig ins richtige Format gebracht werden, damit sie in etwa in den vorgegebenen Bildrahmen passen. Bilder werden übrigens in eine sogenannte Asset Library hochgeladen, um sie auf verschiedenen Seiten des Spiels mehrmals zu verwenden. Leider wurde es bis anhin verpasst, diese Asset Library Kampagnen-übergreifend zu gestalten, womit sich die Bilder nur immer in derselben Kampagne wiederverwenden lassen. Vermisst haben wir überdies auch eine Möglichkeit, um die Bilder wieder aus der Library zu löschen. Beide Features sollen mit der auf Anfang 2023 angekündigten Version nachgeliefert werden.
In einem ersten Schritt wird der Kampagnen-Typ ausgewählt. Angefangen beim Memory-Spiel über das Glücksrad bis hin zum Quiz stehen diverse Optionen zur Auswahl. (Quelle: Brame)
Für die optische Gestaltung stehen eine ganze Reihe von Vorlagen zur Verfügung, die sich auch den persönlichen Bedürfnissen entsprechend anpassen lassen. (Quelle: Brame)
Schliesslich wird der Ablauf des Spiels zusammengestellt und die einzelnen Seiten werden erstellt. (Quelle: Brame)
Für die optische Gestaltung stehen eine ganze Reihe von Vorlagen zur Verfügung, die sich auch den persönlichen Bedürfnissen entsprechend anpassen lassen. (Quelle: Brame)
Schliesslich wird der Ablauf des Spiels zusammengestellt und die einzelnen Seiten werden erstellt. (Quelle: Brame)
Für die optische Gestaltung stehen eine ganze Reihe von Vorlagen zur Verfügung, die sich auch den persönlichen Bedürfnissen entsprechend anpassen lassen. (Quelle: Brame)
Schliesslich wird der Ablauf des Spiels zusammengestellt und die einzelnen Seiten werden erstellt. (Quelle: Brame)
Intuitive Quiz-Erstellung
Das Aufsetzen des Quiz verlief derweil erfreulicherweise ebenso intuitiv wie einfach. Der ganze Prozess erwies sich als selberklärend und liess sich komplett im Point&Click-Verfahren umsetzen. Wurde eingangs beim Kampagnentyp das Quiz ausgewählt, wird eine Seite mit einer ersten Dummy-Frage und zwei ebensolchen Dummy-Antworten automatisch erstellt. Über eine selbsterklärende Oberfläche lassen sich sodann weitere Fragen mitsamt den passenden Antworten erfassen.
In einem nächsten Schritt wird definiert, welche Felder auf der Registrierungsseite bereitgestellt werden. Auch hier sind die möglichen Felder etwa für Firmenname oder E-Mail-Adresse fix vorgegeben und können nicht durch eigene Felder ergänzt werden. Allerdings bleibt anzumerken, dass die verfügbaren Optionen für die meisten Vorhaben problemlos reichen dürften. Auch die Anordnung der Felder ist nicht veränderbar und entspricht dem Design des eingangs gewählten Templates.
Flexibel gelöst ist die abschliessende Seite, auf der die Teilnehmer über die Resultate informiert werden. Diese Seite steht fix am Schluss des Prozesses. Hier lassen sich im Fall der Quiz-Kampagne abhängig von der Anzahl der richtigen Antworten unterschiedliche Texte einblenden. Damit obliegt es ganz dem Spiel-Veranstalter festzulegen, ob beispielsweise alle Teilnehmer an einer Verlosung teilnehmen oder nur jene, die im Fall eines Quiz alle Fragen richtig beantwortet haben.
Schliesslich bietet der Service noch die Möglichkeit, den Teilnehmern eine Abschluss-E-Mail zu senden, beispielsweise mit der Aufforderung, die Adresse zu bestätigen. Zudem ist es wie bei der Resultatseite auch hier möglich, in Abhängigkeit von der Anzahl richtig beantworteter Fragen unterschiedliche Mitteilungen zu versenden.
Wenn das Spiel komplett aufgesetzt ist, erfolgt die Einbindung in die eigene Website. Dabei ist es einerseits möglich, den kompletten Code herunterzuladen und auf der eigenen Site zu implementieren. Andererseits ist aber auch eine Einbindung per iFrame möglich, womit das Spiel dann auf der Brame-Infrastruktur läuft. Wir haben uns hierbei für die zweite Variante entschieden, deren schnelle Umsetzung sich als problemlos erwiesen hat.
Die Quiz-Erstellung im Point&Click-Verfahren erwies sich als äusserst einfach. Die Fragen und Antworten werden dabei über eine selbsterklärende Benutzeroberfläche erfasst. (Quelle: Brame)
Teilnehmer-Resonanz
Um den vorliegenden Test praxisnah zu gestalten, haben wir das Brame-Angebot genutzt, um im Rahmen eines IT-Quiz auf der Website von «Swiss IT Magazine» neue Abonnenten für den Newsletter zu gewinnen. Als Anreiz haben wir ein Mateview-Display von Huawei verlost, das vom Hersteller freundlicherweise gesponsert wurde.
Täglich liessen sich eine Handvoll Site-Besucher zur Quiz-Teilnahme überreden, womit unsere Erwartungen nicht ganz erfüllt wurden. Das Quiz war beim Abschluss dieses Tests noch am Laufen, womit noch keine abschliessenden Resultate vorliegen.
Die Kostenfrage
Wie eingangs erwähnt, hat sich
Brame auf Kunden mit Marketing-Budgets im fünfstelligen Bereich fokussiert. Unternehmen, die im Gamification-Umfeld nur einmal ein paar Gehversuche wagen wollen und die nur ein kleines Budget zur Verfügung haben, dürften sich für einen anderen Anbieter entscheiden. Ein kostengünstiges Einstiegspaket wäre für solche Fälle sicherlich wünschenswert.
Trägt man sich aber mit dem Gedanken, das Gaming-Konzept fix in den Marketing-Mix einzubinden, empfiehlt es sich, einen Demo-Account zu beantragen und eine Offerte einzuholen. Die Preise werden individuell festgelegt und sind von diversen Faktoren wie etwa der Zahl der geplanten Spiele oder dem Traffic abhängig.
Brame Builder
Unternehmen, die ihre Klientel regelmässig mit Marketing-Massnahmen beglücken möchten, erhalten mit dem Brame-Angebot einen vielseitigen Werkzeugkasten, um das Thema Gamification für die unterschiedlichsten Belange einzusetzen. Das Aufsetzen der Spiele im Point&Click-Verfahren geht flott von der Hand und funktioniert einwandfrei. Beim Spiel-Setup hätte man sich hier und dort mehr Flexibilität gewünscht. Vermisste Features wie das Wechseln der Templates oder das Kopieren der Kampagne verspricht der Betreiber in einem kommenden Release nachzuschieben. Last but not least bleibt das fehlende Einstiegsangebot zu monieren, das bei Einsteigern auf grosse Beachtung stossen dürfte.
Positiv+ vielseitiges Spielekonzept
+ intuitive Bedienung
+ Echtzeit-Auswertung
Negativ- eingeschränkte Funktionen / starre Abläufe
- unklare Preisstruktur
Hersteller/AnbieterBrame Preissiehe Artikel, kostenloser Demo-Account verfügbar
WertungFunktionalität 4,5 von 6 Sternen
Bedienung 5,5 von 6 Sternen
Preis / Leistung 4, 5 von 6 Sternen
Gesamt 5 von 6 Sternen
(rd)