Vor genau einem Jahr – Anfang August 2021 – reichte die NGO Noyb um Datenschützer Max Schrems bei 18 verschiedenen Behörden Klagen gegen mehr als 400 Websites ein, weil diese nach Ansicht von Schrems' Organisation gegen die geltenden Cookie-Richtlinien der EU-DSGVO verstiessen ("Swiss IT Magazine"
berichtete). Nun folgen 226 neue Beschwerden gegen falsch agierende Websites, wie Noyb verkündet. Es sei die "letzte Runde zu One Trust Cookies", wie es im
Blogeintrag von Noyb heisst, alle betroffenen Websites nutzen die Cookie Banner Software One Trust. One Trust hatte nach der ersten Beschwerdewelle von Noyb gar die Default-Einstellungen angepasst, um der DSGVO zu entsprechen, trotzdem würden nach wie vor viele Websites mit Fehlkonfigurationen aufwarten. Im Kern geht es darum, dass die Cookie-Warnung einen einfachen, deutlichen Weg ohne Umwege zum Opt-out von Tracking-Cookies bieten. Heute trifft man im Netz nach wie vor viele Seiten an, die einem diesen Prozess absichtlich schwer machen oder das Ablehnen nicht intuitiv genug gestalten. Bei der irreführenden Darstellung, mit der die Cookies von unvorsichtigen Usern angenommen werden, spricht man von Dark Patterns.
"Mit irreführenden Cookie-Bannern wird versucht, die Zustimmung der Nutzer zu erzwingen, indem das Ablehnen von Cookies wahnsinnig mühsam gemacht wird. Die DSGVO verlangt eine faire Ja/Nein-Entscheidung, keine verrückten Klickmarathons", wie Ala Krinickytė, Datenschutzjuristin bei Noyb kommentiert.
Der Prozess von Noyb scheint fair zu sein: Nachdem eine eigene Software tausende Seiten, die One Trust verwenden, gescannt hat, werden die Websites von Spezialisten manuell überprüft. Die Unternehmen bekommen im Anschluss eine Anleitung, wie das Cookie Banner geändert werden soll, eine offizielle Beschwerde wird erst nach einer 60-tägigen Schonfrist eingereicht. "Wir wollen die Einhaltung der Vorschriften sicherstellen, idealerweise ohne überhaupt eine Beschwerde einzureichen. Wenn ein Unternehmen jedoch weiterhin gegen das Gesetz verstösst, scheuen wir nicht davor zurück, die Rechte der Nutzer durchzusetzen", so Max Schrems, Vorsitzender von Noyb. Die Aktion wird von NOyb weitergezogen – schon bald will man sich auch auf Websites fokussieren, die andere Consent Management Plattformen (CMPs) als One Trust verwenden.
(win)