Den meisten Schweizer Konsumenten dürfte Xgimi noch kein Begriff sein, in China aber ist der Hersteller laut eigenen Angaben die Nummer eins im Projektorenmarkt. Verkauft werden die Beamer von
XGIMI, die sich in erster Linie an anspruchsvolle Heimanwender richten, seit gut einem Jahr allerdings auch hierzulande, und ein Blick auf das Portfolio zeigt, dass die Geräte zumindest optisch sehr ansprechend sind und bezüglich Features nichts missen lassen. Doch wie schlagen sich die chinesischen Beamer in der Praxis?
Das haben wir anhand des Flaggschiffmodells Xgimi Aura getestet, eines 4K-Kurzdistanzprojektors, der mit Lasertechnologie arbeitet und aus 11 bis 44 Zentimeter Distanz Bilder mit Diagonalen von 80 bis 150 Zoll an die Wand zaubern kann. Doch damit nicht genug: Mit einer Helligkeit von 2400 ANSI-Lumen, vier integrierten 15W-Haman-Kardon-Lautsprechern und Dolby-Audio-Support, HDR10-Kompatibilität, integriertem Android 10 TV und drei HDMI-Anschlüssen (einer davon mit ARC) positioniert der Hersteller den Beamer als valable Alternative zum TV – wobei man aber bedenken muss, dass kein TV-Tuner integriert ist und damit ein externer Zuspieler nötig ist.
Erster Eindruck: Gross, aber gut
Als erster Eindruck zum
XGIMI Aura wird festgehalten: Das Teil ist richtig gross – rund 60 x 40 x 14 Zentimeter. Und richtig schwer – gewogen haben wir 11 Kilogramm. Das sind schon fast Dimensionen eines Hörsaal-Beamers. Im Paket finden sich nebst dem eigentlichen Gerät ein Netzkabel sowie eine hochwertig wirkende Fernbedienung, über die wir den Projektor gleich mal starten – um auf die erste Herausforderung zu stossen: Nämlich eine genügend grosse, freie Wand zu finden, an die wir das Bild schiessen können. Denn selbst wenn man Aura maximal an die Wand schiebt, beträgt die Bilddiagonale bereits rund 80 Zoll – sprich zirka 2 Meter. Ein erstes Fazit können wir zudem auch zum Thema Lüftergeräusch ziehen. Ja, der Lüfter ist sehr gut hörbar, angesichts der Grösse des Geräts arbeitet er allerdings leiser als befürchtet und tut dies auf einer relativ tiefen Frequenz, was das Geräusch nicht unangenehm macht. Sobald man Inhalte mit Ton auf einer einigermassen hörbaren Lautstärke konsumiert, ist das Lüftergeräusch bis auf ganz stille Szenen nicht mehr wahrnehmbar. Hier hat der Hersteller also alles richtig gemacht. Zuluft und Abwärme hat Xgimi seitlich des Gehäuses angebracht, und auch hier kann man festhalten, dass die Menge an warmer Luft, die links aus dem Gerät strömt, sich in Grenzen hält. Bevor man den Beamer, auf dem Android TV läuft, allerdings wirklich nutzen kann, muss man sich mit einem Google-Konto anmelden, sofern ein solches vorhanden ist. Spätestens hier zeigt sich, dass die Fernbedienung nicht nur hochwertig wirkt, sondern auch sehr angenehm in der Benutzung ist. Danach liessen sich noch Bildschärfe und Trapezkorrektur einstellen, was die Automatik allerdings bereits perfekt erledigt hat – und schon steht dem Grossbild-Fernsehvergnügen nichts mehr im Wege.
Ob ein herkömmlicher TV oder Xgimis Aura sich auf dem Sideboard besser macht, ist wohl Geschmackssache. Im Alltag benutzt werden kann der Kurzdistanzbeamer allerdings wie ein Fernseher. (Quelle: Swiss IT Magazine)
Leinwand dringend empfohlen
Wir haben unser Testgerät mit einer Sunrise-TV-Box, Apple TV und einer Xbox Series S als Zuspieler verbunden. Während unser herkömmlicher TV sich einschaltet, wenn wir die Sunrise-TV-Box starten (HDMI-CEC sei Dank), reagiert der
XGIMI Aura auf den Power-Befehl der Sunrise-Fernbedienung nicht, sondern muss separat gestartet werden. Dasselbe gilt übrigens auch für die Kontrolle der Lautstärke. Auch diese lässt sich im Zusammenhang mit der Set-Top-Box von Sunrise nur über die Xgimi-Fernbedienung bedienen – das Koppeln der beiden Geräte auf eine Fernbedienung haben wir nicht hingekriegt. Etwas anders die Situation mit Apple-TV: Zwar will der Beamer auch hier separat eingeschaltet werden, die Lautstärke aber kann via Apple-TV-Remote gesteuert werden, oder aber man kann Apple TV über die Xgimi-Fernbedienung steuern. Was tadellos funktioniert, ist das automatische Erkennen des richtigen HDMI-Eingangs, auf den der Beamer selbständig umschaltet, sobald sich die entsprechende Quelle meldet.
Zum Bild: Auch wenn Xgimis Aura lichtstark ist, ist das Gerät immer noch ein Beamer – sprich: bei Tageslicht ist das Bild nur beschränkt geniessbar, vor allem bei dunklen Szenen. Wird das Wohnzimmer mit Tagesvorhängen abgedunkelt, sieht das Ganze schon besser aus, wirklich toll wird das Bild aber erst, wenn es dämmert respektive einigermassen dunkel ist. Und wenn eine Leinwand verwendet wird. Diese ist unbedingt zu empfehlen, denn auf einer verputzen Wand wird die 4K-Auflösung verschenkt und die Unebenheiten der Wand kommen dadurch, dass der Kurzdistanz-Beamer sein Bild in steilem Winkel nach oben schiesst, durch entsprechenden Schatten noch viel stärker zum Tragen.
Wenig Bildeinstellmöglichkeiten, toller Sound
Was im Zusammenhang mit dem Beamer auch auffällt, ist der sogenannte Soap-Opera-Effekt in den Standard-Einstellungen des Film-Modus, der durch Zwischenberechnungen für eine höhere Bildrate entsteht (Motion Interpolation), was für sichtbar weniger Ruckeln sorgt. Wie stark die Bewegungskompensation ausfällt, kann eingestellt werden (Aus, Schwach, Mittel, Stark) – ausgeschaltet sieht das Bild zwar am ehesten nach Kino aus, allerdings ruckelt es sichtbar. Wir haben uns mit der Option «Schwach» angefreundet. Ansonsten halten sich die Bildeinstellungsmöglichkeiten in Grenzen: Helligkeit, Kontrast, Sättigung, Schärfe, Rauschunterdrückung und Farbtemperatur können verändert werden, und damit hat sichs. Für die meisten Anwender dürfte das reichen, Enthusiasten aber, die die Farbabstimmung und die Bilddynamik gerne im Detail manuell regeln wollen, dürften ob den Einstellmöglichkeiten enttäuscht sein. Positiv zu erwähnen ist im Zusammenhang mit dem Bild noch, dass die Ausleuchtung ziemlich gleichmässig ist und keine Verzerrungen sichtbar sind, was für einen Kurzdistanzprojektor nicht selbstverständlich ist.
Durchgehend positiv fällt unser Fazit aus, was den Ton angeht. Die vier integrierten 15-Watt-Speaker bringen den Sound satt und Konversationen glasklar rüber, und Action-Szenen haben dank ordentlichem Bass richtig Wumms. Hier können sich die meisten TVs eine Scheibe abschneiden, auch wenn eine separate Soundbar den Ton natürlich nochmals ein gutes Stück besser rüberbringt. Abschliessend positiv erwähnen möchten wir noch die Aufstartzeit des Beamers, die mit 12 Sekunden im Bereich eines herkömmlichen Fernseher liegt.
Quicktest
Natürlich ist der
XGIMI Aura mit einem UVP von 2649 Franken kein Schnäppchen. Bedenkt man aber, dass der Kurzdistanzbeamer eine Diagonale von 80 bis 150 Zoll an die Wand zaubert und man für einen 98-Zoll-TV gut 12’000 Franken und mehr bezahlt, relativiert sich der Preis des chinesischen Geräts erheblich, selbst wenn man noch ein paar Hundert Franken für die (dringend empfohlene) Leinwand draufpackt. Wer primär abends fernsieht oder gewillt ist, sein Wohnzimmer zum Fernsehen abzudunkeln, bekommt mit dem Xgimi Aura eine spannende Alternative zum herkömmlichen TV, die ein riesiges Bild, genügend Anschlussmöglichkeiten und guten Sound liefert. Ob die Beamer-Kiste auf dem Sideboard optisch schöner ausschaut als ein TV, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Info/Hersteller: Xgimi
Wertung: 5,5 von 6 Sternen
(mw)