Ist es Christbaum-Schmuck mitten im Frühling? Oder doch eine Boccia-Kugel? Nein,
Apple hat den Homepod Mini endlich auch in der Schweiz auf den Markt gebracht – seinen smarten Speaker im Kugelformat, der gleichzeitig auch (Sprach)zentrale fürs smarte Heim sein soll und den es in Schwarz und Weiss sowie in Blau, Gelb und Orange gibt. Der Homepod Mini hat im Wesentlichen zwei Aufgaben. Er soll für Musik sorgen. Und er soll Apples Sprachassistentin Siri, die inzwischen sogar Schweizerdeutsch versteht, ins Wohn-, Schlaf- oder Arbeitszimmer bringen. Doch der Reihe nach.
Sound-technisch auf der Höhe
Der Homepod Mini besitzt einen Durchmesser von knapp 10 Zentimetern und bringt knapp 350 Gramm auf die Waage. Eingepackt ist der Lautsprecher in einem angenehmen, akustisch transparenten Stoff, ausserdem hängt an ihm ein geflochtenes und rund 1,5 Meter langes Kabel, das allerdings nicht abgenommen und entsprechend auch nicht durch ein längeres (oder kürzeres) Pendant ersetzt werden kann. Dieses Kabel besitzt einen USB-C-Anschluss, der via mitgeliefertem Adapter (der Stand-alone für 25 Franken verkauft wird) an den Strom angeschlossen wird. Das Setup des Speakers ist Apple-typisch ein Kinderspiel. Einmal mit Strom verbunden, braucht man lediglich sein iPhone in die Nähe des Speakers zu bringen, um den Lautsprecher einzurichten. Dabei kann man unter anderem auch definieren, ob der Homepod auf persönliche Anfragen (z.B. Terminerinnerungen) reagieren soll, wenn das iPhone in der Nähe ist. Die Einstellungen etwa zum WLAN werden automatisch vom iPhone auf den Speaker übertragen, und nach einer Minute ist der Homepod bereit, Inhalte wiederzugeben.
Und das tut er mehr als ordentlich. Während sich andere Smart Speaker wie Googles Nest Audio oder der Amazon Echo kaum durch ihre Soundqualität hervortun, liefert der Homepod Mini eine Klangkulisse, wie man sie angesichts seiner Grösse nicht im Ansatz erwarten würde. Selbst den direkten Vergleich mit dem knapp doppelt so teuren, trotz Zylinderform ähnlich kompakten Sonos Roam muss der Homepod Mini nicht scheuen. Der Sound auf dem Homepod Mini ist etwas heller als auf dem Smart Speaker von Sonos, weniger Bass-lastig, hat aber auch etwas weniger Wumms. Dreht man beide Speaker maximal auf, neigt der (zwar lautere) Sonos Roam zum Überschlagen, während beim Homepod Mini lediglich die Bässe stärker – zu stark – in den Vordergrund rücken, ohne dass es aber scheppert. Doch natürlich sind beide Lautsprecher nicht dazu gedacht, grössere Räume lautstark zu beschallen, sondern eher dazu, im Hintergrund ihre Arbeit zu verrichten, und das macht der Homepod Mini wirklich ganz hervorragend, und – aufgrund seines 360-Grad-Designs – auch völlig unabhängig von der Art und Weise, wo und wie er aufgestellt ist.
Mehr als nur ein Speaker
A propos Sonos: Man kann die Homepods auch gemeinsam mit einer Sonos-Installation nutzen, sofern Sonos Roam Teil der Installation ist, denn die Homepods arbeiten mit jedem System zusammen, das Airplay 2 unterstützt. Dasselbe gilt beispielsweise auch für
Apple TV (vorausgesetzt, es handelt sich um Apple TV 4K), so dass man beispielsweise mit zwei Homepods ganz einfach zwei zusätzliche TV-Speaker zum Fernsehen kriegt. Bei zwei Lautsprechern, die demselben Raum zugeordnet sind, ist es nämlich möglich, sie als Stereopaar zu verwenden – das iPhone fragt automatisch nach.
Der Homepod Mini kommt ohne Display, dafür mit einer Bedienoberfläche an der Oberseite, die je nach Befehl farbig aufleuchtet und über die man beispielsweise Musik starten, spulen oder die Lautstärke verändern kann. Zudem kann Siri mittels Berührung anstelle des Befehls «Hey Siri» aufgerufen werden. Ansonsten wird der Homepod Mini über die Home App von iOS gesteuert und konfiguriert. Dort lassen sich nicht nur Räume zuweisen oder Siri konfigurieren, sondern auch Automationen erstellen, etwa, dass alle Medien angehalten werden, wenn der Besitzer des iPhones das Haus verlässt. Denn der Homepod dient auch als Homekit-Zentrale, sodass man beispielsweise mit dem Befehl «Hey Siri, schalte die Lampen im Wohnzimmer ein» seine Hue-Lampen steuern kann.
Ebenfalls aktivieren lässt sich in der Home App Intercom, eine neue Funktion, um Nachrichten von einem Apple-Gerät auf ein anderes zu schicken. So kann man beispielsweise auf dem iPhone via Siri Intercom aufrufen, um an alle Homepods die Nachricht «Zeit für Mittagessen» zu schicken, die dort dann abgespielt wird – wie bei einem Walkie-Talkie. Das funktioniert theoretisch von überall her, man muss sich also noch nicht mal im selben WLAN befinden.
Siri kann (manchmal) Schweizerdeutsch
Wie eingangs erwähnt ist Siri ein ganz zentraler Bestandteil des Homepod Mini. Zudem versteht Siri nun auch Schweizerdeutsch, ein Feature, das mit der Lancierung der kleinen Lautsprecher hierzulande offiziell eingeführt wurde. Im Test funktioniert dies mal besser, mal schlechter. «Hey Siri, schpil Musig» funktioniert anstandslos, und auf den Befehl «Hey Siri, verzellmr en Witz» meint Siri (natürlich auf Hochdeutsch) «Weisst Du, was der Hammer ist? Ein Werkzeug!» Haha. Auf den Befehl «Hey Siri, mach lüüter», werden hingegen die Hue-Lampen eingeschaltet. «Hey Siri, stell de Timer uf drü Minute ih» wird verstanden, während Siri auf die Frage «wie isch’s Wetter hüt z’Einsidle» entweder den Wetterbericht für irgendeine Stadt in Illinois durchgibt, oder für einen Ort, der nach «Titelsebien» tönt, wir aber nicht zuordnen konnten, oder antwortet, dass die Hue Lampen aus sind. Die Beispiele zeigen, Siri hat sicher noch Luft nach oben, mit der Möglichkeit, Schweizerdeutsch mit der Apple-Assistentin zu sprechen, erfüllt sich aber ein grosser Wunsch, den viele Schweizer Nutzer bislang hegten – denn nicht jeder will mit seiner Elektronik Hochdeutsch oder gar Englisch sprechen.
Was wir aber als ziemlich mühsam im Test empfunden haben, ist das Abspielen von Musik. Zugegeben: Vielleicht ist unser Testredaktor als Besitzer einer Musiksammlung bestehend aus einigen Tausend gut sortierten und in iTunes-Playlisten abgelegten MP3s hier etwas Old School unterwegs. Trotzdem wäre es schön, diese mit Hilfe von Siri abspielen zu können, was wir aber beim besten Willen nicht geschafft haben. Den Befehl, doch Playlist X oder Y abzuspielen, quittiert Siri mit der Antwort «Dafür muss zuerst Dein
Apple Music Abo aktualisiert werden» – ein solches haben wir aber nicht und wollen wir auch nicht. Also versuchen wir՚s mit dem Siri-Befehl «Spiele eine Playlist ab meinem iPhone», worauf Siri zwar fragt, welche Playlist gespielt werden soll, diese dann aber entweder nicht findet oder aber nur Musik abspielt, die wir irgendwann in iTunes gekauft haben (das Gros unserer MP3-Sammlung stammt allerdings aus anderen Quellen), mit der gewünschten Playlist jedoch nicht im Entferntesten zu tun hat. Und so geben wir irgendwann entnervt auf und schicken unsere Musik halt ohne Siris Hilfe vom iPhone via Airplay auf den Homepod Mini. Was dann übrigens meist mit der Meldung quittiert wird, dass die Wiedergabe auf dem Homepod beendet wird, sobald das iPhone nicht mehr in der Nähe ist, und dass es für das unterbrechungsfreie Streamen nötig ist, sein Apple Music Abo (das wir nicht haben und auch nicht wollen) mit dem Homepod zu verknüpfen. Nervig!
Abschliessend auch noch zu erwähnen: Im Gegensatz zu anderen Ländern funktioniert der allseits beliebte Internet-Radioservice Tunein in der Schweiz nicht, genauso wenig wie andere Radiosender (ausser Apples Music 1) abgespielt werden können. Offenbar darf man aber Hoffnung haben, dass Apple hier noch nachbessert.
(mw)
Quicktest
Mit dem Homepod Mini bekommt man für 99 Franken einen Lautsprecher, der weit grösser tönt, als er es ist. Die farbigen Kugeln machen sich nicht nur optisch gut in der Wohnung, sondern geben auch akustisch einiges her. Zudem können sie als Steuerzentrale fürs smarte Heim verwendet werden – vorausgesetzt, das smarte Heim ist mittels Homekit verbunden. Siri macht einen Weg in die richtige Richtung, indem Schweizerdeutsch (zumindest manchmal) verstanden wird. So richtig warm werden wir mit der Sprachassistentin allerdings nach wie vor nicht, kommt man sich beim Befehle erteilen doch immer noch ein wenig so vor, als würde man mit jemandem sprechen, der doch ziemlich schwer von Begriff ist.
Info/Hersteller: AppleWertung: 5 von 6 Sternen