Wer seine Arbeitstage normalerweise in einem Büro vor einem Computer-Monitor verbringt, sitzt vermutlich seit nunmehr fast zwei Jahren hauptsächlich zuhause im Home Office. Manche können damit gar nichts anfangen, andere haben sich arrangiert und wieder andere geniessen die Zeit in den eigenen vier Wänden. Wohl gilt aber für alle, dass die Ausstattung des Heimarbeitsplatzes entscheidend zur Qualität der vielen Stunden beiträgt, die man mit Tastatur, Maus und Bildschirm bestreitet. Ein zentraler Faktor in diesem Ensemble ist ohne Zweifel das Display. Interessante Modelle gibt es wie Sand am Meer, doch nicht viele schaffen es, gute Bildqualität und Feature-Vielfalt mit einem moderaten Preis zu vereinen. Ein Monitor, dem dieses Kunststück in fast allen Bereichen gelingt, ist der Mateview GT von
Huawei.
Der chinesische Technologiekonzern hat das 34-Zoll-Curved-Display im ultrabreiten 21:9-Format und mit einer Krümmung von 1500R im vergangenen Jahr auf den Markt gebracht. Mit seiner 1440p-Auflösung und einer Bildwiederholfrequenz von 165 Hz ist es Huaweis erstes Display, das sich explizit an Spielernaturen richtet, doch auch Home-Office-Veteranen dürften daran gefallen finden. Wir hatten die Möglichkeit, es während mehreren Wochen im Praxiseinsatz zu begutachten und können dem Gerät einiges abgewinnen.
Ansprechendes Understatement
In der Kartonverpackung finden sich nebst dem Display und dem Standfuss ein Stromkabel samt Netzteil, ein USB-C- und ein Displayport-Kabel. Und schon auf den ersten Blick wird klar: Der Mateview GT ist ziemlich unscheinbar, in unseren Augen eine positive Eigenschaft. Das Display mit seinem schlichten, mattschwarzen Gehäuse aus Kunststoff lässt sich dank dreier Metalllaschen problemlos in den schlanken, ebenfalls schwarzen und L-förmigen Standfuss einklinken. Schon ist das knapp 9,4 Kilo schwere Gerät einsatzbereit und kann wahlweise via USB-C-Anschluss oder mit dem beiliegenden Kabel über den Displayport-1.4-Anschluss mit einem Rechner verbunden werden. Zusätzlich verfügt das Display über zwei HDMI-2.0-Ports sowie eine 3,5-Millimeter-Kombi-Klinkenbuchse für die Übertragung von Audiosignalen. Was hingegen fehlt ist ein USB-Anschluss.
Einen Preis für pompöses Design gewinnt der Mateview GT wie erwähnt definitiv nicht, und das Understatement der Formen sowie das dominierende Schwarz der Bauteile – minus des feinen silbernen Metallrings der Halterung und des silbrigen Huawei-Logos auf der Rückseite – könnte einige Gamer wohl abschrecken, dafür passt das äussere Erscheinungsbild umso besser zum Einsatzzweck als nüchternes Arbeitsgerät. Und Hand aufs Herz: Zum Preis von 549 Franken sollte man auch nicht wirklich eine Stilikone für den Schreibtisch erwarten. Doch so monochrom wie sein Gewand ist sein Innenleben nicht.
Technologie, Bedienung und Ergonomie
Ganze 3440 x 1440 Pixel bietet das Display dem Nutzer, sprich 1440p-Auflösung und damit mehr als genug Platz, um mehrere Fenster neben- oder übereinander zu arrangieren. Das verbaute VA-Panel kann 1,07 Milliarden Farben darstellen und deckt 90 Prozent des DCI-P3-Farbraumes ab. Es verfügt über eine Helligkeit von 350 Nits und ein Kontrastverhältnis von 4000:1. Zudem unterstützt es HDR10. Ein knapp 8 Millimeter schmaler Rand ziert das Display auf beiden Seiten und oben. Unten sind es dann rund 1,5 Zentimeter. Störende Bedienelemente an der Frontseite? Fehlanzeige. Alle Funktionen des Monitors lassen sich über einen kleinen Joystick-Button steuern, der mittig an der Unterseite angebracht ist. Die Lösung ist nicht nur elegant, sie funktioniert auch überraschend gut. Die einzelnen Menüpunkte werden in einem Fenster angezeigt und haben zur einfacheren Erkennung grafische Icons. Hier findet man unter anderem die obligaten Optionen für die Justierung der Farb- und Bildqualität, wobei man aber sagen muss, dass das Display bereits ab Werk gut eingestellt ist. Zudem gibt es auch einen eigenen Menüpunkt für die Gaming-Optionen, dazu jedoch später mehr.
Was die Ergonomie angeht, so lässt sich das Display um 5 Grad nach vorne und 20 Grad nach hinten neigen sowie um 110 Millimeter in der Höhe verstellen. Dies geht dank einer Schiene im Standfuss leicht von der Hand, dennoch bleibt der Screen auf der eingestellten Höhe und verrutscht nicht. Das hat
Huawei gut gelöst. Und dank Kompatibilität mit dem VESA-Standard lässt sich das Display gar an eine Wand montieren. Einen Negativpunkt gibt es dann aber doch. So chic der schlanke Standfuss auch wirkt, die Konstruktion hat ein kleines, aber nicht unwesentliches Manko. Steht das Display auf einer nicht komplett stabilen Unterlage – beispielsweise dem Wohnzimmertisch unseres Redaktors –, wippt der Screen beim Tippen auf einer Tastatur im Takt der Tastenanschläge in der Halterung des Standfusses nach, was durchaus störend wirken kann.
Gute Bildqualität ohne grobe Schnitzer
Aber nun zur Königsdisziplin eines jeden Monitors: die Bildqualität. Auch in diesem Bereich gewinnt der Mateview GT keinen Preis, was jedoch mitnichten heisst, dass die Bildqualität schlecht oder auch nur mittelmässig wäre. Das Display ist hell und die Farben leuchten, die Bilder flimmern gestochen scharf über den Bildschirm. Und auch die Kontraste können sich sehen lassen. Einzig die Beleuchtung ist nicht an allen Stellen gleichmässig. Bei dem von uns getesteten Gerät sind die beiden Seitenränder des Displays zwar nur minimal, aber merklich dunkler als der Rest. Nichtsdestotrotz machen die Arbeit, Spiele und Filme mit dem Mateview GT richtig Spass, allerdings sollte man schon mittig vor dem Display sitzen, denn wird der Blickwinkel grösser, nimmt die Bildqualität schnell ab. Für ein Display dieser Preisklasse schlägt sich das Gerät gesamthaft betrachtet wirklich gut, wahre Highlights sucht man jedoch vergebens.
Zweckmässige Soundbar
Huawei will mit dem Mateview GT aber nicht nur visuelle Reize bieten, sondern auch etwas fürs Gehör. So kommt das Display mit einer zylindrischen Stereo-Soundbar, die am vorderen Ende des Standfusses angebracht ist und damit gleichzeitig als Stabilisator für das Display fungiert. Darin finden sich zwei Lautsprecher mit einer Ausgangsleistung von je 5 Watt. Die Regelung der Lautstärke erfolgt über die Touch-sensitive RGB-Lichtleiste. Die Soundqualität übertrifft diejenige herkömmlicher Display-Lautsprecher, für die Musikwiedergabe oder um Spiele zu geniessen sollte man jedoch hochwertige Lautsprecher oder Kopfhörer verwenden, denn dafür ist der Klang der Soundbar schlicht zu dünn.
Zwar lässt sich die Lautstärke komplett hochschrauben, ohne dass die Lautsprecher zu scheppern beginnen, doch das System lässt von der Dynamik her zu wünschen übrig. So fehlt es der Soundbar des Mateview GT an tragenden Bässen, dafür sind die Mitten und Höhen je nach Art der abgespielten Musik recht ausgewogen. Der Klangteppich kommt aber gesamthaft doch recht bieder daher. Hier helfen leider auch die verschiedenen Sound-Profile, die sich in den Einstellungen finden, wenig, und einen Equalizer sucht man vergebens. Dennoch leistet die Soundbar beispielsweise für Online-Meetings gute Dienste. Und im Mateview GT ist auch ein Dual-Mikrofonsystem mit Unterstützung von Fernfeld-Spracherkennung auf eine Distanz von bis zu 4 Metern verbaut, das auch Hintergrundgeräusche unterdrücken kann. Das macht aus unserer Sicht zwar nur bedingt Sinn, weil das Display nicht über eine eingebaute Kamera verfügt, das Mikrofon lässt sich in den Einstellungen aber auch ausschalten.
Features fürs Gamer-Herz
Huawei positioniert den Mateview GT als Gamer-Monitor. Und tatsächlich antwortet das Panel mit einer Verzögerung von nur 4 Millisekunden. Das ist zwar mehr, als etwa IPS- oder TN-Panels bieten, aber es reicht selbst für viele Spiele, die eine schnelle Reaktion erfordern. Und dank der Bildwiederholfrequenz von 165 Hz wird die Action wunderbar flüssig dargestellt. Dennoch tendiert das VA-Panel dazu, bei brüsken Bewegungen leichte Schlieren auf dem Bild zu hinterlassen.
Huawei hat dem Mateview GT zudem einige Features spendiert, die speziell auf Gamer zugeschnitten sind. So etwa die optionale Anzeige der Bildwiederholrate, das Einblenden von verschiedenen Fadenkreuzen, um in Shootern das Zielen zu erleichtern, und die Funktion Dark Field Control, die dunkle Bereiche einer Spielszene heller darstellt, was die Sichtbarkeit einzelner Bildelemente verbessert.
Ebenfalls hervorzuheben ist, dass sich unter den Bildmodi des Displays auch solche für spezifische Game-Genres finden, nämlich MOBA (Multiplayer Online Battle Arena), RTS (Real Time Strategy) und FPS (First Person Shooter). Die Unterschiede sind allerdings nur schwer erkennbar. Nicht zuletzt lassen sich im Gaming-Menü auch Farbe und Leuchtfrequenz der RGB-Lichtleiste der Soundbar den eigenen Wünschen anpassen. Und als besonderes Schmankerl bietet der Mateview GT sogar Unterstützung für Freesync Premium, eine von AMD entwickelte Technologie, welche die Bildwiederholrate des Displays mit derjenigen kompatibler Grafikkarten synchronisiert. Dadurch bewegen sich die Bilder in Games nochmals merklich flüssiger über den Bildschirm. Die Option ist in den Einstellungen jedoch nicht standardmässig aktiviert, sie wird erst sichtbar, wenn man den Joystick am Display während zehn Sekunden nach hinten drückt.
Quicktest
Der Mateview GT ist ein kompetenter 34-Zoll-Monitor mit nur sehr wenigen, geringen Macken. Profi-Gamer werden sich wohl nach leistungsstärkeren Alternativen umsehen, aber für Gelegenheitsspieler und Home-Office-Nutzer, die nach einem grossen Display mit hoher Auflösung Ausschau halten, dürften die gute Bildqualität und die Soundbar überzeugende Kaufargumente darstellen. Ausserdem dürfte es derzeit schwierig werden, zu diesem Preis mehr Features in einem Monitor zu finden.
Info:
Huawei
Wertung: 5,5 von 6 Sternen
(luc)