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UMB verdoppelt Zahl der Lehrlinge
Quelle: UMB

UMB verdoppelt Zahl der Lehrlinge

UMB erhöht die Kapazitäten für die Lehrlingsausbildung deutlich und will bis 2025 gegen 40 Lernende beschäftigen. Roger Schweingruber, Team Leader Young Talents, erklärt die Hintergründe der Offensive und Ausbildungskonzept von UMB.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2021/11

     

IT-Dienstleister UMB verstärkt sein Engagement im Bereich der ICT-­Berufsausbildung. Ab kommendem Jahr wird das Unternehmen jährlich acht bis zehn neue ICT-Lernende einstellen – verglichen mit aktuell jährlich vier bis fünf ICT-Lernenden. Damit wird die Zahl der Stellen für Lernende – Praktikanten mit eingeschlossen – von heute total 16 bis 18 auf rund 36 bis 40 bis im Jahr 2025 steigen. UMB kommt so auf einen Lernenden-Anteil von 8 bis zu 9 Prozent.

Um diese Mehrzahl an Lernenden umfassend betreuen zu können, erweitert UMB auch die Kapazität bei den Berufsbildnern. So wird Roger Schweingruber, Team Leader Young Talents bei UMB, ab dem 1. Januar durch Pascal Wartenweiler unterstützt, der zu 100 Prozent als Berufsbildern tätig sein wird. Zusätzlich werden zwei weitere UBM-Mitarbeitende in einem Teilzeitpensum für die Lernenden zuständig sein, so dass das Berufsbildner-Team bei UMB total 240 Stellenprozent umfasst. Hinzu kommen zahlreiche technische Praxisbildner, die das Team zusätzlich unterstützten, so UMB.


«Swiss IT Magazine» hat bei Roger Schweingruber nachgefragt, warum man sein Engagement im Bereich Berufsausbildung gerade jetzt erhöht, wie Lehrlinge in der täglichen Arbeit von UMB eingesetzt werden und welchen Nutzen das Unternehmen selbst durch das Engagement hat.
«Swiss IT Magazine»: Aus welchem Grund verstärkt UMB sein Engagement im Bereich ICT-Berufsausbildung – und warum wird das Engagement gerade jetzt verstärkt?
Roger Schweingruber:
Gemäss Studien werden bis 2028 um die 36’000 ICT Fachkräfte fehlen. Aus diesem Grund investiert UMB massiv in die Ausbildung und gegen den Fachkräftemangel. Wir sehen es als unsere unternehmerische Verpflichtung. Mit einem Endbestand von 40 Lernenden und zusätzlichen Praktikanten investieren wir deutlich mehr in die Ausbildung als marktüblich. Seit diesem Jahr ist die neue Bildungsverordnung für den Informatiker Plattformentwickler in Kraft. Dieser löst das Berufsbild Informatiker Systemtechnik ab. Wir sind der Meinung, das neue Berufsbild ist stimmig mit der Entwicklung der IT – mit ein Grund für den Ausbau der Ausbildungs-­Kapazität.

Kann beziffert werden, wie viele Mannstunden gesamthaft wöchentlich – über eine ganze Lehre hinweggesehen – in einen Lernenden gesteckt werden müssen?
Nein. Das hängt vom jeweiligen Lernenden ab und natürlich auch vom Weg, den er in der Firma nimmt. Es gibt Themen, bei denen weit intensiver ausgebildet werden muss, bei anderen Themen ist «Learning on the Job» eher möglich. Es ist aber Tatsache, dass wir für die Ausbildung der Lernenden zwei Vollzeit-Berufsbildner, zwei Teilzeit-Berufsbildner und über 20 Praxisbildner im Einsatz haben.


Ab welchem Zeitpunkt in der vierjährigen Lehre werden zum Beispiel Informatiker EFZ bei UMB in Kundenprojekten eingesetzt, und gibt es bereits während der Lehre einen «Return on Investment», wenn man so will – also einen Punkt, an dem der Lernende mehr Einnahmen als Aufwand generiert?
Wir stellen sicher, dass die Lernenden bereits im ersten Lehrjahr für produktive Arbeiten mit Kundenkontakt eingesetzt werden. Dabei geht es darum, dass die jungen Menschen schon früh mit Kunden und deren Erwartungshaltungen konfrontiert werden. Natürlich sind die Wertigkeit und der Sinn der Arbeit für Kunden auch höher als für interne Lernprojekte. Über die Lehrjahre werden die Lernenden, natürlich begleitet, für immer komplexere Arbeiten eingesetzt. Ein ROI aus betriebswirtschaftlicher Sicht stellt sich aber vor allem dann ein, wenn wir die Lernenden nach der Lehre übernehmen können.

Weisen Sie gegenüber Endkunden aus, wenn Lernende in einem Projekt für sie tätig waren?
Selbstverständlich. Gerade bei UMB-­Outsourcing-Kunden, wo UMB die gesamte IT verantwortet, werden die Einsätze immer abgesprochen. Wenn Projekte mit Lernenden unterstützt werden, wie beispielsweise bei Rollouts, werden natürlich andere Stundenansätze angesetzt.

Wie hoch ist denn der Anteil der Lernenden, die nach der Lehre bei UMB bleiben? Und wie lange bleiben die ehemaligen Lernenden im Unternehmen?
Der Anteil ist sehr hoch. In den letzten Jahren haben wir immer alle Lernenden übernehmen können und wollen. Unser Ziel ist, dass die Lernenden ein spannendes Arbeitsumfeld haben und bei UMB bleiben möchten. Umgekehrt möchten wir die Lernenden so gut ausbilden, dass wir sie auch gerne übernehmen.


Und wie hoch ist folgedessen der Anteil des Fachkräftebedarfs, den UMB mit eigenen Lehrabgängern decken kann?
Wir sind in den letzten zwei Jahren um gut 200 neue Kolleginnen und Kollegen gewachsen. Unsere Lehrabgänger decken also unseren Bedarf an Fachkräften bei weitem nicht. Auch ein Grund, weshalb wir unsere Investitionen in junge Nachwuchskräfte massiv erhöhen.


Macht es für einen ehemaligen Lernenden respektive für seine Entwicklung Sinn, wenn er auch nach der Lehre im Lehrbetrieb bleibt? Läuft er dann nicht Gefahr, auf ewig «der Lehrling» zu bleiben, ohne dass er seinen Horizont erweitern kann?
Ich denke, das ist stark abhängig davon, welche Chancen das Lehrgeschäft bietet. In der Grösse von UMB mit mehr als 500 Mitarbeitenden und vielen Teams, Technologien, Kunden und vor allem einem Growth-Mindset sind die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung immer gegeben. Ob man einen Lernenden wie «den Lehrling» behandelt, ist wohl ein kulturelles Thema. Bei UMB ist dies nicht der Fall, da bei uns von Beginn weg der Mensch im Vordergrund steht, unabhängig von der Position.

Welche Empfehlungen können Sie bezüglich der Auswahl der Lehrlinge geben? Welche Erfahrungen haben Sie hierzu gemacht?
Wichtig ist uns, dass die Lernenden eine Affinität und Neugier für Technik, Lernbereitschaft, Motivation und das Potenzial für Selbständigkeit mitbringen. Wir schauen bei der Auswahl auch stark ­darauf, ob ein Kandidat auch in die UMB-Kultur passt – Stichwort Cultural Fit. Beim Zeugnis schauen wir nicht ­primär auf die Noten, sondern eher auf die Bewertung im Lern- und Sozial­verhalten. Die Noten sind vor allem im Hinblick auf den knackigen Stoff in ­der Informatik-Berufsschule ein Erfolgs-­Faktor.


Wie viele Bewerbungen erhalten Sie in etwa auf eine ausgeschriebene Lehrstelle? Und welche Lehren sind bei Ihnen mehr, welche weniger gefragt?
Wir bilden aktuell ausschliesslich Informatiker Plattformentwicklung EFZ – vormals Systemtechniker – aus. Konkrete Zahlen möchte ich keine nennen. Aber: Nach Aufschalten der Inserate auf verschiedenen Plattformen hatten wir praktisch innert Tagesfrist bereits weit über ­
50 Bewerbungen.

Welche Elemente Ihres Ausbildungskonzepts haben sich besonders bewährt, welche Learnings können Sie an ICT-Unternehmen weitergeben?
Wichtig ist, dass die Lernenden schon früh mitbekommen, für wen sie letztlich arbeiten. Informatik der Informatik wegen ist heute nicht mehr gefragt. Wichtig ist die Erkenntnis, dass ihre Arbeit für Kunden, für UMB und auch für sie selbst einen Mehrwert generiert. Ansonsten ist in der Lehre vor allem wichtig, dass die Ausbildung möglichst breit ist und möglichst viele Aspekte der IT abdeckt.

Teil Ihres Ausbildungskonzepts ist es, dass Sie Ihren Lernenden die Möglichkeit bieten, ihre Spezialrichtung selbst zu wählen. Wie stellen Sie sicher, dass nicht das Gros der Lernenden auf dasselbe Trendthema aufspringt? Oder anders gefragt: Können Sie den Wünschen immer entsprechen?
Garantieren können wir das nicht, und es ist tatsächlich so, dass gewisse Themen attraktiver scheinen als andere und damit mehr Zulauf haben. Bei uns können die Lernenden ihre Prioritäten platzieren, und wir teilen dann entsprechend zu. Die Lernenden haben die Möglichkeit, in der Lehre drei bis vier Teams kennenzulernen, in der Regel ist dann auch das Wunsch-Team und -Thema dabei.


Welche grundsätzlichen Voraussetzungen müssen bei einem ICT-Unternehmen gegeben sein, damit die Lehrlingsausbildung ins Auge gefasst werden kann?
Auf jeden Fall Zeit für die Lernenden; vor allem im ersten Jahr muss die Kapazität für die Grundausbildung gegeben sein. Danach sind sinnvolle und abwechslungsreiche Arbeiten in möglichst vielen Themengebieten der IT wichtig. Wer die Kapazität für die Grundausbildung nicht hat und trotzdem gerne Lernende ausbilden möchte, sollte ein ICT-Basislehrjahr bei einem externen Ausbildner ins Auge fassen. Im Kanton Zürich bietet zum Beispiel der Zürcher Lehrbetriebsverband ICT (ZLI) Basis-Lehrjahre an. Sicher ist, wer einen Informatik-Lernenden ausbildet und ihn dann vier Jahre lang nur PCs aufsetzen lässt, nimmt seine Verantwortung als Ausbildner nicht wahr. (mw)


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