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Das HDMI-Kabel mit Überlänge
Quelle: Lindy

HDMI over Powerline

Das HDMI-Kabel mit Überlänge

Wenn ein HDMI-Signal einen langen Weg zurücklegen muss, muss man mit langen Kabeln und Signalverstärkern arbeiten. Alternativ kann man das Signal mit dem HDMI-Extender von Lindy aber auch einfach durchs Stromnetz schicken.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2021/11

     

Die Installation von Ausgabegeräten wie Screens und Beamern hat – je nach Anwendungsfall und Raum – durchaus seine Tücken. Eine davon ist nicht selten das passende Kabelmanagement respektive die Überbrückung vom Quellgerät zur Anzeige. Ein gutes Beispiel dafür sind etwa grosse Konferenzräume oder das Heimkino mit einem Beamer, bei dem das Quellgerät nicht selten weit weg ist vom Projektor, der elegant an die Decke montiert wurde. Diese Distanz gilt es – in aller Regel mit einem langen HDMI-Kabel – zu überbrücken.

Wer schon einmal vor dieser Herausforderung stand, kennt das Vorgehen: Nach der Planung des Setups bewegen wir uns zu unserem präferierten (Online-) Shop und stellen etwas erschrocken fest, dass lange HDMI-Kabel nicht gerade günstig sind. Aber wir beissen in den sauren Apfel, bestellen das Kabel und ärgern uns beim Verlegen ebendessen im Anschluss, dass man dieses nicht anständig biegen kann und machen es irgendwann frustriert mit einem Kabelbinder an der Fassung der Deckenlampe fest. Das Setup steht, aber: Schön ist anders.


Doch es ginge auch anders – etwa mit einem HDMI-Extender, der das Signal über die bereits im Haus verlegten Stromleitungen transportieren kann. Lindy hat mit seinem HDMI over Powerline Extender jüngst einen solchen auf den Markt gebracht, den wir auf dieser Doppelseite auf den Prüfstand stellen.

Eine Sache noch vorneweg: Lange ­HDMI-Kabel mögen zwar teuer sein, für das ganze Lindy-Setup werden aber mehr als 350 Franken fällig. Für dieses Geld kann man sich einige Dutzend Laufmeter HDMI-Kabel anschaffen. Den Elektriker für eingezogene Kabel zu engagieren, ist wiederum teurer. Die Frage ist also, ob der HDMI over Powerline Extender ein gangbarer Mittelweg sein kann.

Die Schweiz ist zu klein für Nachhaltigkeit

Der Lieferumfang des HMDI-Extenders von Lindy ist sehr überschaubar: In den zwei Boxen ist jeweils ein Empfänger (Receiver) und ein Sender (Transmitter) zu finden, die beiden Geräte im schwarzen Metallgehäuse haben jeweils eine Grösse von 13,5 mal 9,7 Zentimetern, eine Höhe von knapp 3 Zentimetern und wiegen je etwas mehr als ein Kilo. Weiter gibt es pro Box einen kleinen Infrarot­sender mit Klinkenstecker und natürlich das Stromkabel, über das später auch das HDMI-Signal laufen wird. Ob das Fehlen eines zugehörigen HDMI-Kabels nun Geiz vonseiten des Herstellers ist oder eine Nachhaltigkeitsüberlegung, wollen wir nicht werten.

Apropos Umweltschutz: Es werden vier (!) Stromkabel mit Stecker verschiedener Weltregionen mitgeliefert – kein einziges davon mit Schweizer Stecker. Während es klar ist, dass lokalisiertes Packaging kompliziert und die Schweiz mit ihrem Stecker ein Spezialfall ist, fällt es doch schwer, diese Nachhaltigkeits­absurdität zu akzeptieren. Dass bei diesem Gerät der Stromanschluss deutlich mehr ist als nur die Stromversorgung, ist dann bloss noch Ironie.


Und nein, wir werden, bis dieser Unsinn endlich aufgehört hat, auch nicht damit aufhören, bei jedem zweiten Test darauf rumzureiten. Denn ehrlich – das ginge ja schon anders.

Plug and Stream

Die Einrichtung des HDMI-Extenders ist rasch erklärt und noch schneller vollzogen, das Gerät handhabt sich wie das, was es im Kern ist: Ein glorifiziertes HDMI-­Kabel mit variabler Länge. Dazu müssen nur beide Geräte an den Strom angeschlossen werden, der Transmitter wird dann per HDMI mit der Quelle (im Test ein Windows-10-PC) und der Receiver an einen beliebigen Bildschirm oder Beamer im Haus verbunden. Eine kleine blinkende Kontrollleuchte bestätigt, dass sich die beiden Geräte im Stromnetz gefunden haben. Die einzige Herausforderung besteht somit darin, das richtige Gerät für das richtige Ende der Leitung zu benutzen und es kann losgehen.


Wird eines der Geräte aus- und wieder eingesteckt, etwa beim Wechsel an einen neuen Bildschirm oder eine neue Quelle, dauert das erneute Verbinden nur wenige Sekunden.

Alte Leitungen? Egal!

Reguläre HDMI-Kabel sind in der Länge limitiert. Je nach Quelle und Qualität des Kabels bewegt sich das zwischen 15 bis 20 Metern, darüber kommt man ohne einen zwischengeschalteten HDMI-Verstärker kaum mehr durch.

Der HDMI-Extender löst dieses Problem weitgehend – dank aktiver Signalverstärkung sollten mit der Lösung auch grössere Distanzen überwunden werden können. Im Test, der in einem Altbau mit in die Jahre gekommenen Leitungen durchgeführt wurde, klappte die Verbindung selbst über mehrere Stockwerke hinweg völlig problemlos. Es ist natürlich schwer zu sagen, wie lange der Weg der Stromleitungen in diesem exakten Fall ist. Das Gerät löst in diesem Beispiel aber sogar eine Herausforderung, die nicht einmal mit einem sehr langen HDMI-­Kabel zu bewältigen wäre, ohne ein Loch in die Decke zu bohren.


Einen grossen Nachteil hat die Verbindung per Stromleitung aber: Die Geschwindigkeit des Signals. Zwischen der Quelle und dem Bildschirm oder Beamer entsteht eine deutlich spürbare Verzögerung, wir sprechen dabei von einigen Zehntelsekunden, die aber nicht wegzudiskutieren sind. Für einen Film ist das völlig unproblematisch, für eine Präsentation immer noch erträglich, fürs Arbeiten aufgrund des langsamen Cursors etwas irritierend und für schnelle interaktive Aktivitäten wie Gaming völlig ungeeignet.

Eine weitere Limitierung ist die Auflösung, die auf 1080p (1920 x 1080 Pixel) beschränkt ist. Das ist für die meisten Anwendungsfälle zwar genügend, für Beamer und TVs mit 4K-Auflösungen reicht der HDMI-Extender jedoch nicht. So gab es während des Tests im Zusammenspiel mit einem QHD-Screen etwa auch Probleme – der Screen schluckte das Signal trotz verschiedener Konfigurationen nicht.

Erweiterte Funktionalität

Zwei weitere Funktionen des Lindy HDMI over Powerline Extenders, die mit unserem Test-Setup nicht ausprobiert werden konnten, seien hier noch angemerkt. Zum einen ist das die Steuerung des Quellegerätes über die mitgelieferten Infrarotsender (20-60 kHz). Wenn etwa ein DVD-Player oder eine Set-Top-Box mit IR-Fernbedienung angeschlossen ist, kann der Extender das Signal der Fernbedienung ebenfalls transportieren und an das Quellgerät weitergeben. So kann man vor dem Beamer sitzen und das Bild steuern, ohne zum Quellgerät gehen zu müssen, das unter Umständen in einem anderen Raum ist. Das Setup, bei dem der IR-Sender des HDMI-Transmitters auf den IR-Empfänger des Quellgeräts zeigen muss, um das Signal zum Zielort zu bringen, ist je nachdem zwar etwas umständlich und produziert neuen Kabelsalat, ist aber machbar.

Zum zweiten kann der Transmitter des HDMI-Extenders sein Signal an bis zu drei Receiver senden. Gerade im Digital-­Signage-Bereich, etwa auf verteilten Info-­Screens, auf denen die Programmpunkte eines Events angezeigt werden, ist diese Funktion praktisch und macht Set­ups, die mit Kabeln aufwendig wären, problemlos möglich.


Der HDMI over Powerline Extender ist genau der passende Mittelweg zwischen frei verlegten langen HDMI-Kabeln und fest verlegten Leitungen mit Signalverstärkern. Mit einem noch zu rechtfertigenden Preis (pro Gerät rund 185 Franken) löst der HDMI Extender somit einen Pain Point, den man sowohl im privaten wie auch geschäftlichen Bereich antrifft. Und gewisse eher spezielle Setups, wie sie etwa bei Digital Signage, grossen Konferenzräumen oder im Heimkino vorkommen können, werden erst mit einer solchen Lösung wirklich realistisch

Fazit

Wer einen scheinbar unüberwindbaren Weg von einem Quell- zu einem Ausgabegerät per HDMI überbrücken muss und keine Kabel verlegen will oder kann, findet mit einem HDMI-Extender wie dem HDMI over Powerline Extender von Lindy die Rettung in Hardwareform. Unter anderem dank der Option, mehrere Empfänger an einen Transmitter zu hängen, werden mit dem HDMI-Extender Set­ups möglich, die andernfalls nur mit enorm viel Aufwand und Kabelsalat erreicht werden können. Der Preis des Geräts ist in unseren Augen gerade noch zu rechtfertigen, auch wenn er mit handelsüblichen langen HDMI-Kabeln natürlich nicht zu vergleichen ist. Die Limitierung der Auflösung kann aber unter Umständen zur Hürde werden und beim getesteten Lindy-Produkt gibt es einen Abzug für die völlig überflüssigen US-, UK- und EU-Stromkabel in der Verpackung.

Positiv
+ Plug-and-Play-Installation
+ unterstützt IR-Fernbedienungen
+ Empfang auf bis zu drei Geräten möglich


Negativ
- Verzögerung des Signals
- keine QHD-/4K-Auflösung (max. 1080p)
- unnötige Stromkabel im Lieferumfang

Hersteller/Anbieter
Lindy

Preis
Fr. 185.–

Wertung
Funktionalität 5 von 6 Sternen
Bedienung 6 von 6 Sternen
Preis/Leistung 4 von 6 Sternen
Gesamt 5 von 6 Sternen (win)


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