Wer von Cloud spricht, kann alles Mögliche meinen: Von der einfachen Datenablage, die von mehreren Geräten und verschiedenen Standorten aus erreichbar ist, bis hin zum virtualisierten Datencenter, das umfangreiche Hard- und Softwaredienstleistungen aus einer Hand anbietet. Entsprechend gross ist die Palette der Angebote, die man unter diesem Stichwort findet. In diesem Business mischen die ganz Grossen – Google, Microsoft und Amazon – an vorderster Front mit. Aber auch in der Schweiz gibt es viele Dienstleister, die sich auf Cloud Services spezialisiert haben. Und es gibt für Schweizer Unternehmen viele gute Gründe, die heimischen Anbieter in Betracht zu ziehen.
Schweizer Datencenter als Standortvorteil
Als Erstes muss festgehalten werden, dass nicht jede Schweizer Firma, die Cloud-Dienstleistungen anbietet, diese auch tatsächlich selbst bereitstellt. Im Gegenteil: Viele Unternehmen sind reine Vermittler (Reseller), die ihrerseits auf die Cloud Services der internationalen Konzerne und damit auch auf deren Infrastruktur im Ausland zugreifen.
Umgekehrt bieten internationale Konzerne auch immer öfters ihre Cloud-Dienstleistungen in der Schweiz an, da sie den Wettbewerbsvorteil dieser Variante erkannt haben – auch ausländische Firmen speichern ihre Daten lieber in der Schweiz, wo sie vor willkürlichem Zugriff im Vergleich zu anderen Staaten sehr gut geschützt sind. Nebst dem Server-Standort ist aber auch der Firmensitz ein wichtiger Faktor – oder mit anderen Worten: Es bleibt kompliziert.
Es gibt einen entscheidenden Vorteil, wenn die Daten in einem Schweizer Datacenter liegen, welches auch einer Schweizer Firma gehört. Denn dann gelten nicht nur die Schweizer Datenschutzrichtlinien, sondern auch die Schweizer Gesetzgebung, die vor willkürlichem Zugriff auf Daten und Server durch die Behörden schützt.
Der aber wohl wichtigste Faktor für eine gut funktionierende Zusammenarbeit: Die Betreiber von Schweizer Cloud-Diensten kennen den Markt, die Mentalität und die Bedürfnisse ihrer Schweizer Kundschaft. Ihre Mitarbeitenden kennen die von ihnen betriebenen Systeme von Grund auf und können auf jedem Level Support leisten. Auch für kleinere Unternehmen können sie massgeschneiderte Lösungen anbieten und im Bedarfsfall sogar entwickeln – alles aus einer Hand. Bei den Cloud-Lösungen der grossen internationalen Player hingegen ist man bei komplexen Aufgaben auf Drittfirmen angewiesen, was die Entwicklung und Umsetzung von Projekten unnötig verteuert.
Die Palette der Cloud-Anbieter
Die Schweizer Cloud-Anbieter haben ein breites Spektrum an Dienstleistungen, die sich mit einem Stichwort zusammenfassen lassen: Virtualisierung. Je nachdem, was – und auch wie viel – in einer Unternehmung virtualisiert werden soll, bieten sich unterschiedliche Lösungen an.
Webhosting: Der Klassiker unter den Dienstleistungen ist das Webhosting auf einem Webserver, der auch gleich die Kommunikation via E-Mail einschliesst. Für viele Unternehmen ist der Betrieb eines eigenen Servers zu aufwändig, ausserdem bindet das ständige Updaten von Hard- und Software zu viele wertvolle Ressourcen. Es ist deshalb selbst für Firmen mit eigener IT-Abteilung gang und gäbe, Web- und E-Mail-Services extern bei Webhostern auf virtuellen Servern zu mieten, die die Last verteilen und im Bedarfsfall rasch benötigte Ressourcen bereitstellen können. Zudem stellen die Hosting-Anbieter sicher, dass jederzeit eine Sicherheitskopie der Daten zur Verfügung steht und die Systeme unterbruchsfrei laufen.
Server und Server Housing: Als Variante kann ein Kunde einen Server exklusiv für sich mieten, sodass über seine Infrastruktur keine Daten anderer Firmen abgewickelt werden. Das kann beispielsweise ein Rootserver oder Business Server sein, der sich individuell konfigurieren lässt. Auch Managed Server sind eine Option, bei dem der Anbieter die Wartung vollständig übernimmt. Die meisten Datencenter-Betreiber ermöglichen auch Server Housing: das Einstellen eines eigenen Servers in einer gesicherten Umgebung, der dann aber auch von den eigenen Fachkräften gewartet werden muss.
Online Backup und PaaS: Nebst Webservern bieten Cloud-Anbieter auch andere Arten von Server-Infrastrukturen an. Beispielsweise setzen Unternehmen für ihre Geräte, vom Smartphone bis zum Server, Online Backups zur Datensicherung ein. Einige Anbieter betreiben auch Plattformen, über die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter remote arbeiten können. Das können auch ganze Infrastrukturen sein, bestehend aus Betriebssystem, Datenbankumgebung und Programmiersprachen (Plattform as a Service, PaaS).
Virtual Datacenter: Betreibt eine Firma mehrere Server, vervielfacht sich der Betreuungsaufwand. Hier bietet sich eine hyperkonvergente Infrastruktur (HCI) an, bei der nicht nur der Server, sondern auch die Speicherressourcen und die Rechenleistung virtualisiert werden. Ein virtual Datencenter bietet also nicht nur das Betriebssystem und die Software, sondern auch die ganze Hardware virtualisiert: Infrastructure as a Service (IaaS). Die Konfiguration und Steuerung findet ausschliesslich in der Cloud statt, für den Betrieb ist der Cloud-Anbieter zuständig. Ein solches System lässt sich jederzeit flexibel skalieren. Zusätzliche Rechenleistung kann ebenso kurzfristig gebucht werden wie ganze Server-Systeme. Werden diese Ressourcen nicht mehr benötigt, können sie mit ein paar Mausklicks wieder abgeschaltet werden. Die Abrechnung erfolgt in der Regel nach Ressourcennutzung und wird minutengenau erfasst, sodass volle Transparenz gewährleistet wird.
Spezialisierte Anbieter für Geschäftslösungen
Im Bereich Software as a Service (SaaS) gibt es auf dem Markt auch Unternehmen, die ganz spezifische Geschäftslösungen anbieten. Dazu gehören Software-Lösungen für KMU, Gemeindewesen, Online-Shops und viele andere Anwendungsbereiche.
Hier mieten die Kundinnen und Kunden den Service, auf den sie von einem beliebigen Gerät aus Zugriff haben. Sie müssen sich weder um die Ablage der Dokumente, noch um die Software als solche kümmern. Sie haben aber meist auch keinen oder nur wenig Einfluss darauf, wo die Daten gespeichert werden. In der Praxis ist es allerdings so, dass gerade für Anwendungen, die mit sensiblen (Kunden-)Daten arbeiten, der Betrieb und die Datenspeicherung auf Schweizer Boden explizit angeboten wird. Dies kann ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl des Lösungsanbieters sein.
Bekannte Beispiele für SaaS sind die Webmail-Clients oder Weblog-Software. Viele Firmen nutzen auch Buchhaltungsprogramme direkt in der Cloud, sodass alle immer Zugriff auf die aktuellsten Daten haben. Auch die Behörden – von der Gemeinde bis zum Bund – verwalten ihre Dokumente und Geschäfte mit spezialisierter Geschäftsverwaltungssoftware (GEVER) in der Cloud, wobei diese besonders darauf achten, mit Schweizer Anbietern zusammenzuarbeiten.
Den passenden Anbieter finden
Wer erst einmal die Bedürfnisse genau abgeklärt und eine Ahnung von der angestrebten Lösung hat, kann sich auf die Suche nach einem geeigneten Anbieter machen. Wer Swissness sucht, wird auf der Website von swissmadesoftware.org fündig. Unter «Produkte und Services finden» bieten die Betreiber eine Suchmaschine an, mit der sich gezielt nach Dienstleistungen suchen lässt: Cloud-Service, Infrastructure as a Service oder Software as a Service.
Passende Anbieter werden aufgelistet und ihre Dienstleistung im gewählten Bereich detailliert beschrieben. Die Stärke der Suchmaschine liegt aber insbesondere darin, dass man in den detaillierten Firmeninformationen auch sehen kann, in welchen anderen Bereichen die Firma noch tätig ist. Denn wer grosse Teile seiner IT-Infrastruktur in der Cloud betreibt, ist froh über einen Dienstleister, der einen grossen Teil der Cloud-Projekte betreuen kann. So verteilt sich der Kommunikationsaufwand nicht über mehrere Firmen. Zudem erhöht es die Chancen, bei Fragestellungen Spezialistinnen und Spezialisten aus verschiedenen Fachbereichen zuziehen zu können.
Der Autor
Marius Meuwly ist CEO von
Hosttech. Das Unternehmen bietet als einer der grössten Internet Service Provider der Schweiz die ganze Palette an Cloud-Dienstleistungen an – vom einfachen Cloud Server bis hin zum virtual Datacenter. In der Schweiz betreibt Hosttech zwei eigene Datacenter, den Datapark in Wädenswil und das Datencenter Datarock bei Nottwil, das sich in einem unterirdischen Bunker befindet.