Microsoft Teams ist in den letzten 15 Monaten gekommen, um zu bleiben. Und wer regelmässig Videokonferenzen über Teams abhält oder Teams gar als Lösung für die Telefonie im Unternehmen einsetzt, wird das Vorhandensein eines Headsets mehr als zu schätzen wissen. Das Angebot an verfügbaren Headsets am Markt ist allerdings überwältigend. So finden sich auf Digitec.ch knapp 800 Modelle in der Kategorie Office Headsets, bei Brack.ch sind es weit über 600 Business Headsets und bei Microspot.ch gibt es knapp 350 Modelle in der Rubrik Office Headsets. Ähnlich gross wie das Angebot ist auch die Preisspanne, in der sich die Headsets bewegen. Während die günstigsten Modelle bereits bei um die 10 Franken beginnen, kann man problemlos auch weit über 400 Franken für ein Headset ausgeben.
Das spiegelt sich auch in der Marktübersicht auf den folgenden Seiten wider. Um den breitgefächerten Markt etwas zu ordnen, haben wir bei den Herstellern für diese Marktübersicht Headsets abgefragt, die für die Nutzung im Zusammenspiel mit Microsoft Teams konzipiert oder gar zertifiziert sind. Ausserdem haben wir die Hersteller gebeten, falls verfügbar nur Headsets einzureichen, die kabellos mit dem Rechner verbunden werden können – entweder direkt via Bluetooth oder über eine USB-Basisstation respektive einen Dongle. Hersteller wie beispielsweise Lindy allerdings haben keine solchen kabellosen Lösungen im Portfolio und deshalb ausschliesslich kabelgebundene Modelle eingereicht. Und zu guter Letzt haben wir die Hersteller gebeten, jeweils ihr aktuelles Headset-Flaggschiff sowie zusätzlich ihren Budget-Tipp, den sie einem kostenbewussten KMU empfehlen würden, einzureichen. So sind 16 Modelle zusammengekommen, die unterschiedlicher kaum sein könnten und deren Preisspanne von 15 Franken bis 488 Franken reicht.
Teams-zertifiziert?
Wie also geht man angesichts der Angebotsfülle und der -breite idealerweise vor, um das passende Headset fürs Home Office oder fürs Unternehmen zu finden? Ist das Peripheriegerät für die Nutzung mit Microsoft Teams gedacht, kann eine allfällige Zertifizierung für Teams ein wesentliches Kriterium sein, das erfüllt sein muss. Doch was bedeutet diese Zertifizierung, die zehn der 16 Headsets in unserer Übersicht vorweisen können?
«Die Zertifizierung stellt sicher, dass die Headsets vollständig von Microsoft getestet wurden und die nötigen Leistungs- und Integrationskriterien erfüllen, die eine störungsfreie Nutzung sicherstellen», erklärt Henning Schäfer, Senior Director Sales DACH & EE bei Poly. So verfügen Poly-Headsets mit Zertifizierung beispielsweise über eine in die Anrufannahme integrierte Teams-Taste, die bei eingehenden Anrufen oder Teams-Benachrichtigungen aufblinkt. «Durch Annahme oder Starten eines Meetings mit der Teams-Taste wird Microsoft Teams auf den Hauptbildschirm gebracht, wodurch eine nahtlose Erfahrung gewährleistet wird», erklärt Schäfer, und ergänzt: «Darüber hinaus bieten zertifizierte Headsets eine bessere Unterstützung für Untertitel und Übersetzungen, so dass Meetings umfassender und inklusiver gestaltet werden können.»
Stefan Grewe, Sales Director DACH, Enterprise Solutions bei Epos, erwähnt im Zusammenhang mit der Zertifizierung zudem, dass der Anwender von «wirklichem Plug&Play» profitiert – sprich keine weiteren Konfigurationen notwendig sind. «Ebenso werden die Basisfunktionen wie die Annahme und das Beenden von Anrufen am Headset, die Lautstärkeregelung und das Muten voll unterstützt.» Gregor Knipper, Managing Director DACH für Jabra Business Solutions bei GN Audio Germany, verweist auch auf die von Microsoft festgelegten Standards bezüglich Audioqualität, die zertifizierte Headsets erfüllen müssen. «Leistungsmerkmale wie Sidetone, dank dem User ihre eigene Stimme hören und so regulieren können, wie laut sie sprechen, oder die Geräuschunterdrückung bei ausgehendem Tonsignal, mit der sie den Geräuschpegel bei Gesprächen an ihrem Ende der Leitung unterdrücken können, tragen dazu bei, dass Anrufe natürlicher klingen und sich Gesprächsteilnehmende gut verstehen.» Zudem fügt Knipper an, dass nicht nur User von der Zertifizierung profitieren. «IT-Admins können bei Problemen einfacher unterstützen und Support liefern.»
Die Unterscheidungsmerkmale
Ein weiteres wesentliches und offensichtliches Unterscheidungsmerkmal liegt in der Bauweise der Headsets und dabei insbesondere darin, ob sie mit einem oder mit zwei Ohrhörern bestückt sind. Alejandro Tapia, Product Manager bei Suprag, erklärt: «Mono-Headsets werden meistens in ruhigen Umgebungen oder am Empfang eingesetzt. Der grosse Vorteil liegt darin, dass man mitbekommt, was gerade im Büro passiert. Man ist von der Umgebung nicht abgeschottet wie bei den Duo-Versionen.» Bei Grossraumbüros oder im Home-Office, wo der Lärmpegel meist höher ist als in einem Einzelbüro, empfiehlt Tapia Duo-Headsets. Und wer für konzentriertes Arbeiten noch einen Schritt weiter gehen will, sollte die Anschaffung eines Duo-Over-Ear-Headsets mit ANC (Active Noise Cancellation) ins Auge fassen, bei dem die Umgebungsgeräusche zusätzlich herausgefiltert werden.
Weitere grundsätzliche Fragen, um das passende Headset zu finden, sind abgesehen von den Umgebungsgeräuschen laut Alejandro Tapia aber auch, ob es drahtlos oder drahtgebunden sein soll, mit welchem Telefonsystem telefoniert wird (Teams, 3CX, Webex etc.), welche Trageart bevorzugt wird (Überkopfbügel, Ohrbügel, Nackenbügel), oder ob das Headset an einem PC, Smartphone oder Tischtelefon betrieben wird und welche Anschlüsse zur Verfügung stehen (USB-A, USB-C, 3,5 mm)? Ebenfalls entscheidend sind zudem Fragen wie, ob das Headset portabel sein muss, ob eine Ladestation gebraucht wird, wo das Budget liegt oder ob eine hohe Reichweite wichtig ist (DECT/Bluetooth)?
Im Zusammenhang mit Bluetooth stellt sich auch die Frage, ob das Headset mit einer Basisstation oder einem Bluetooth-USB-Adapter zusammenspielen soll. In diesem Falle könne man sicher sein, dass die Basisstation respektive der Adapter und das Endgerät bestmöglich zusammenarbeiten, wohingegen es sein könne, dass ältere Rechner mit Direktverbindung durch nicht aktuelle Standards von Audio-Codecs oder Bluetooth die Qualität und auch die Funktionen beeinträchtigen. Dies erklärt Roland Bellwald, Technical Solutions Architect bei Cisco Schweiz, und ergänzt: «Zudem gibt es auch Basisstationen mit DECT, welche die Reichweite der Headsets massiv erweitern.» Andreas Kunz, Head of Marketing & PR Video Collaboration DACH bei Logitech, bringt als weitere Vorteile der Basisstation die «einfache Auflade-Funktion und eine visuelle Anzeige für eingehende Anrufe» ins Spiel. Derweil geht Gregor Knipper, verantwortlich für die Marke Jabra, nochmals auf die Vorteile eines Headsets in Verbindung mit einem Bluetooth-Dongle ein. Dieser biete höhere IT-Sicherheit, weil über den Dongle nur Audiosignale und keine Daten übertragen werden können. Zudem erlaube der Dongle mit einer Reichweite von bis zu 30 Metern mehr als die meisten Bluetooth-Chips in PCs, die gemäss Klasse II maximal 10 Meter unterstützen. Auch die Klangqualität soll mit Dongle besser sein, genauso wie erweiterte Funktionen, mit denen UC-Applikationen möglich werden, indem die Bluetooth-Dongles von den Softphone-Herstellern so integriert werden, dass Telefonate auch über das Headset gesteuert werden können (Remote Call Control/RCC).
Was die eigentliche Sprachqualität angeht, erklärt Alejandro Tapia von Suprag, dass diese bei allen Technologien (DECT, Bluetooth, drahtgebunden), mit oder ohne Basisstation, vergleichbar sei. «Von der Bandbreite liegen wir bis zu 20 kHz (Hörer) und 10 KHz (Mikrofon) auf sehr hohem Niveau.» Stefan Grewe von Epos findet derweil, dass sich die Qualität von drahtlosen Bluetooth-Headsets von kabelgebundenen Lösungen schon unterscheiden könne. Denn: «Wie bei jeder Funkverbindung können andere Sender/Empfänger im gleichen Frequenzband Störungen hervorrufen.»
Features und ANC machen das Headset teuer
Angesprochen auf die wesentlichen Preistreiber bei Headsets erklärt Henning Schäfer von Poly: «Grundsätzlich sind schnurgebundene Headsets kostengünstiger in der Herstellung und stellen eine gute Budgetlösung dar – mit zusätzlichen Funktionen, wie ANC, werden jedoch auch diese Headsets zum preisintensiven High-end-Produkt.» Günstigere Modelle würden in der Regel über weniger Funktionen verfügen und hätten oft eine geringere Reichweite und Akkulaufzeit sowie eine eingeschränkte ANC-Funktion. Gregor Knipper verweist auf die Spezifikationen, die den Preisunterschied ausmachen, und nimmt als Beispiel die beiden Jabra-Headsets, die für dieser Marktübersicht eingereicht wurden. «Zum Beispiel verfügt das Evolve2 85 über 10 Mikrofone, vier davon sind Mikrofone mit digitaler Hybrid-Aktiv-Geräuschunterdrückung (ANC). Das Evolve2 30 verfügt hingegen über 2 analoge Mikrofone. Die Lautsprecher des Evolve2 85 sind grösser und leistungsstärker und liefern insbesondere beim Musikhören und auch bei Gesprächen einen noch besseren, satteren Sound. Das Evolve2 85 ist kabellos, das Evolve2 30 kabelgebunden. Aus diesen Unterschieden ergibt sich aber auch ein Vorteil für das Evolve2 30 – es ist leichter, was viele Nutzer auch wertschätzen.» Und er fügt an: «Letztendlich sollten Anwender vor dem Kauf überlegen, in welchen Umgebungen und wie genau sie das Headset nutzen möchten und dementsprechend welche technischen Eigenschaften in ihrem Fall wichtig sind.» Und: «Wir raten Unternehmen, bewusst an die Anschaffung heranzugehen und nicht einfach irgendwelche Headsets zu kaufen.» Henning Schäfer schliesst derweil mit den Worten: «Die Zeiten, in denen Unternehmen ein und dasselbe Headset für all ihre Mitarbeiter beschafft haben, sind vorbei. KMU sollten sich der individuellen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden bewusst sein und ihnen mehrere Modelle zur Auswahl geben. Somit stellen sie sicher, dass für jede Arbeitssituation – egal ob täglicher Meeting-Marathon oder nur ein Meeting die Woche – das geeignete Gerät ausgewählt werden kann.» Einen ersten Überblick kann dabei sicherlich die untenstehende Marktübersicht liefern.
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(mw)