Hygiene hat Hochkonjunktur. Spricht jemand von der Coronapandemie, folgen meist im selben Atemzug die Hygienemassnahmen, die konstant gepredigt werden und die es strikt einzuhalten gilt, um sich wenn möglich nicht mit dem Virus anzustecken. Häufiges Händewaschen und wiederholte Handdesinfektion gehören heute mehr denn je zu den täglichen Routinen der Menschen auf der ganzen Welt, genauso wie das Tragen einer Schutzmaske. Hygiene ist nicht zuletzt in der kalten Jahreszeit besonders relevant, denn neben dem Coronavirus machen auch Influenzaviren wieder vermehrt die Runde.
Als problematisch hinsichtlich der Übertragung der mikroskopisch kleinen Plagegeister von Mensch zu Mensch erweisen sich vor allem diejenigen Dinge des alltäglichen Lebens, die durch viele Hände gehen, so beispielsweise Knöpfe aller Art, in Tram und Bus, aber auch im Lift oder an Zahlterminals. Ebenfalls sehr weit oben in den Top Ten der Übertragungswege: Türklinken. Diese sind aber kaum oder nur sehr schwer zu umgehen, denn Türen finden sich überall und somit in den allermeisten Fällen auch die zugehörigen Türklinken, um besagte Türen zu öffnen. Man kann diese zwar mit einem Taschentuch oder einem anderen Gegenstand benutzen, um sie nicht direkt berühren zu müssen, aber Hand aufs Herz: im Alltag macht dies kaum jemand konsequent.
Smarte Türklinke mit Schweizer Seele
Eine ursprünglich in der Schweiz gegründete Firma, die mittlerweile aber in London ihre Zelte aufgeschlagen hat, arbeitet an der Lösung des Türklinken-Problems. CEO Giovanni Barilla, CFO Vincent Gauye und COO Baptiste Danichert entwickeln mit ihrem Unternehmen
Tweaq Produkte, die den Anspruch haben, die öffentliche Hygiene zu verbessern. Ihr erster Wurf: die Touch 1, eine Türklinke, die sich selbst desinfiziert und hauptsächlich in Unternehmen zum Einsatz kommen soll. Dort also, wo es besonders viele Türen gibt, die täglich von sehr vielen Menschen benutzt werden.
Dahinter steckt eine Untersuchung, die von Tweaq durchgeführt wurde und zutage gefördert hat, dass die Berührung einer Türklinke rund 10’000 Mal Händeschütteln entspricht. Nach zwei Stunden können sich laut der Studie in einem Büro 80 Mitarbeiter über eine kontaminierte Türklinke mit einem Virus infizieren. Das Problem lässt sich umgehen, wenn man die Türklinken regelmässig mit Desinfektionsmittel reinigt, wobei aber die Personal- und Materialkosten hierfür nicht zu unterschätzen seien, so das Unternehmen, das die Touch 1 exakt für dieses Szenario konzipiert hat.
Einfache Installation und Wartung
Die Touch 1 ist komplett aus Aluminium gefertigt und soll sich laut dem Hersteller in weniger als zehn Minuten installieren lassen. Dabei soll die Touch 1 an Standard-Türen angebracht werden können, ohne diese modifizieren zu müssen. Im Inneren des Gehäuses findet neben der Kartusche mit dem Desinfektionsmittel auch der elektrische Motor Platz, der von Lithium-Batterien in der Kartusche angetrieben wird. Nachdem die Türklinke gedrückt und wieder losgelassen wurde, betätigt der Motor eine peristaltische Pumpe, die das Desinfektionsmittel aus der Kartusche in einen Schwamm im Ring der Türklinke leitet. Ein Mechanismus schiebt dann den Ring entlang der Oberfläche der Türklinke vor und zurück, die somit desinfiziert wird. Laut
Tweaq können so 99 Prozent der Bakterien und Viren in weniger als drei Sekunden unschädlich gemacht werden.
Eine Ladung soll für rund 1000 Anwendungen mit einer Kartusche Desinfektionsmittel reichen. Geht das Desinfektionsmittel zur Neige, informiert die Touch 1 den Nutzer drahtlos darüber, dass die Kartusche ausgewechselt werden muss. Diese kann dann an Tweaq geschickt werden, wo Desinfektionsmittel nachgefüllt und der Lithium-Akku wieder aufgeladen wird. Der Austausch einer Kartusche soll dank einem Plug-and-Play-System weniger als 30 Sekunden in Anspruch nehmen.
Noch ist das Produkt jedoch nicht am Markt. Die Touch 1 kann zwar seit 1. November vorbestellt werden, ausgeliefert werden die ersten Exemplare aber erst im Juni 2021. Die Türklinken sind mit Ringen in den Farben Grau, Silber, Roségold und Gold erhältlich. Eine Touch 1 kostet hierzulande 449 Franken, ein Dreierset ist für 1189 Franken zu haben. Darüber hinaus schlägt eine zusätzliche Kartusche mit Desinfektionsmittel mit 64.90 Franken zu Buche.
(luc)