Gerade Kleinst- und Kleinfirmen stehen aktuell neu vor der Welt des Online-Marketings wie vor einem Buch mit sieben Siegeln. Denn egal ob Google, Facebook oder Instagram – der richtige Umgang mit den Werkzeugen will gelernt sein. Ausserdem hat jede Plattform ihre eigenen Anforderungen, so dass sich das für einen Kanal Gelernte nicht immer übertragen lässt. Zu guter Letzt unterliegen diese Werkzeuge auch noch einem steten Wandel. Welcher Werbetreibende flucht schliesslich nicht, wenn Google mal wieder seinen Algorithmus ändert und erprobte Strategien ohne offizielle Begründung auf einmal zusammenbrechen.
Diese Welt dem sogenannten Long Tail der Kleist- und Kleinfirmen zugänglich machen, ist das Ziel des Zürcher Start-ups
Nanos. Marketing-Neulinge sollen dank Nanos binnen weniger Stunden zur ersten Online-Kampagne kommen. Damit eine Kampagne auf allen Plattformen gut funktioniert, kommt Machine-Learning-Technologie quasi als Übersetzerzum Einsatz.
Tägliches Re-Targeting
Ein Beispiel: Um Kekse in Zürich zu verkaufen, benötigt Google relevante Keywords wie Cookies oder Kekse. Facebook verteilt Werbung aber basierend auf persönlichen Interessen – zum Beispiel Nahrung oder Backen. Die Nanos-Algorithmen ziehen die für die Kampagne relevanten Informationen aus einer Reihe Fragen, die dem Werbenden eingangs gestellt werden. Die Plattform des Start-ups führt die dazugehörige Kampagne anschliessend automatisch durch. Basierend auf deren Erfolg werden die für das Targeting relevanten Begriffe täglich angepasst.
Die Nanos-Plattform lernt dabei aus der eigenen Kampagne sowie ähnlichen Kampagnen Dritter, die bereits über sie gelaufen sind. Der Kunde gibt ausserdem ein Budget vor und definiert, wie dieses auf die verschiedenen Plattformen verteilt werden soll. Je nach Erfolg wird auch hier täglich eine automatische Anpassung vorgenommen und das Budget auf die erfolgreicheren Plattformen neu verteilt.
Angeschlossen an die Plattform sind zurzeit Google, Facebook und Instagram – Linkedin soll demnächst folgen. «Unsere Algorithmen berücksichtigen viele verschiedene Faktoren wie Branche, Plattform, Jahreszeit oder die Performance von Mitbewerbern, die ähnliche Keywords benutzen», erklärt Nanos-CEO und Mitgründerin Sasha Schriber. Geplant ist demnächst, den Anpassungsrhythmus von täglich auf stündlich zu beschleunigen.
Corona als Chance
Die Idee für
Nanos hatte Schriber bereits 2015, als sie noch bei Disney Research in Zürich tätig war. Dort erarbeitete sie ein Konzept, dessen Ziel die Automatisierung grosser Teile des Online-Marketingprozesses war. Am Ende passte das Projekt aber nicht zur strategischen Ausrichtung ihres Arbeitgebers und wurde nicht umgesetzt.
2018 beschloss Schriber, sich mit der Idee aufs unternehmerische Parkett zu wagen und konnte schnell einen Investor finden. In Zürich wurde ein Team aufgestellt und im April 2019 der erste Prototyp mit 300 Usern lanciert. Basierend auf dem Feedback folgte im Januar 2020 das MVP (Minimum Viable Product), also quasi der Start mit einer ersten Version – einen Monat vor Beginn der Coronakrise. «Wir haben schnell gemerkt, dass die Krise viele neue Unternehmen ins Internet bringt. Das war Chance und Herausforderung», so Schriber. Zum Beispiel wurden schnell weitere Sprachen hinzugefügt: Nanos steht deswegen mittlerweile in Deutsch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Italienisch zur Verfügung.
Um wirklich jeden Newbie unterstützen zu können, bietet Nanos noch weitere Features: Hat der Kunde bereits eine eigene Website, werden deren Daten automatisch in die Analyse mit einbezogen und verfeinern das Targeting. Fehlt aber sogar die Website, kann eine für Online-Ads nötige Grundform automatisiert erstellt werden. Für Facebook-Werbung kann sowohl die Facebook-Business-Seite des Kunden verwendet werden wie auch die Nanos-Präsenz.
Schliesslich bietet Nanos noch einen dritten Optimierungsbereich neben dem Erstellen der Ads und deren Platzierung an – die ständige Optimierung der Kampagne. «Für den Erfolg einer Kampagne gilt es nicht nur die richtige Kampagne zu fahren, sondern diese auch dauernd anzupassen. Das ist ein wirklicher Mehrwert», meint Schriber.