Ein Gaming-Laptop, der zur Workstation taugt
Quelle: Asus

Asus ROG Zephyrus Duo 15

Ein Gaming-Laptop, der zur Workstation taugt


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2020/10

     

Alle Gaming-Laptops haben ein gemeinsames Problem: Sie sind, wie der Volksmund sagt, weder Fisch noch Vogel. Zum einen packen die Hersteller logischerweise massiv Leistung in die Geräte – was den mobilen Betrieb mit Akku (für viele Nutzer der Hauptgrund für einen Laptop) aber meist unrealistisch macht. Und zum anderen sind die wirklich leistungshungrigen Tasks – wie Arbeiten mit Videomaterial oder eben Gaming – darauf zwar möglich, aber aufgrund kleiner Laptop-Tastaturen und -Screens und vor allem dem Mangel an einem zweiten Bildschirm schlicht nicht so effizient und erfüllend wie mit stationärer Hardware.


Das ROG Zephyrus Duo 15 von Asus versucht zumindest letzteres dieser beiden Probleme anzugehen, indem es mit zusätzlicher Hardware ausgestattet ist: Einem zweiten Screen mit Touch-Funktion, der zwischen Tastatur und Haupt-Screen angesiedelt ist. Im Test zeigen wir, ob diese Innovation den Gaming-Laptop auf die nächste Stufe zu heben vermag und ob das Gerät sein stolzes Preisschild von knapp 5000 Franken wert ist.

Klappe, die Zweite

Asus hat sich Mühe gegeben, das Nutzererlebnis zu starten, bevor der Rechner überhaupt hochgefahren wird: Beim Öffnen des Kartons wird das Gerät nach oben gedrückt und präsentiert sich leicht angewinkelt seinem Neubesitzer. Der Laptop macht einen äusserst wertigen Eindruck und ist für ein Gaming-Gerät eher schlicht und elegant gehalten. Mit 2,4 Kilogramm ist es zwar schwer, für einen Gamer-Laptop aber im Rahmen des Gewohnten.

Beim Aufklappen des Zephyrus Duo 15 versteht man dann spätestens auch die auffällige Verpackung, denn das ROG Screenpad Plus genannte Zweit-Display klappt sich – genau wie das Gerät in der Schachtel – langsam auf, während man den Bildschirm hebt. Bei etwa 13 Grad Neigung stoppt das Screenpad in seiner finalen Position, die nicht verstellt werden kann.


Der Sekundär-Screen befindet sich oberhalb der Tastatur des Zephyrus Duo, was bedeutet, dass die Tastatur damit nach vorne weichen musste. Damit verschiebt sich das Touchpad, das traditionell vor der Tastatur angebracht ist, nach rechts. Es liegt also wie ein Nummernblock rechts neben der Tastatur und kann auch als solcher verwendet werden, dazu gleich mehr. Das etwas gewöhnungsbedürftige Layout wird durch die mitgelieferte Handauflage zwar besser, aber bei einem 2,4-Kilo-Laptop wollen wir eigentlich keine zusätzlichen Teile rumschleppen.

Brachiale Kraft

Wenn man 5000 Franken für einen Rechner bezahlt, muss das Innenleben auch den Preis wiederspiegeln, und dieses ist in der Tat beeindruckend: Das Zephyrus Duo 15 kommt in der Top-Ausführung (die uns für den Test gestellt wurde) mit einem Core-­i9-Prozessor mit bis zu 5,3 Ghz, 32 GB SDRAM, 2x 1 TB SSD-Speicher mit RAID-0-Unterstützung und einer Nvidia-­Geforce-RTX-2080-Super-Grafikeinheit mit 8GB GDDR6. Dargestellt wird das Ganze von den beiden 4K-Displays – dem 15,6-Zoll-Haupt-Screen mit 3840 x 2160 Pixel und dem angewinkelten 14,1-Zoll- Touchscreen mit 3840 x 1100 Pixel. Weiter verfügt das Gerät über vier WiFi-Antennen, die den WiFi-6-Standard unterstützen und einen RJ45-Anschluss für die Konnektivität. Als weitere Ports hat Asus drei USB-A-, ein USB-C-, ein HDMI- und zwei Audio-Jack-Anschlüsse verbaut. Einzig eine Webcam – ein für Laptops doch beliebtes Feature – sucht man vergeblich am Zephyrus Duo 15, was etwas eigenartig anmutet. Ebenfalls zu denken gibt der Stromanschluss: Dieser ist auf der linken Kante in der Mitte des Gerätes angebracht, statt weiter hinten oder besser noch auf der Rückseite. Der Stecker ist damit zu exponiert, ganz besonders für Linkshänder, die eine externe Maus nutzen wollen.

Das Herzstück: Screenpad Plus

Vor allem interessierte uns aber, was mit dem Zweit-Display, dem ROG Screenpad Plus, anzufangen ist. Wir nehmen es vorweg – es ist ein ernstzunehmendes Upgrade. Das Touch-Display ist mit seiner matten Oberfläche sehr angenehm zu bedienen, es reagiert schnell und stellt die Inhalte dank 4K-Auflösung gestochen scharf dar. Einzig die Schmutzempfindlichkeit ist dem Screepad Plus anzukreiden, aber das ist eben der Preis für matte Oberflächen. Der Touchscreen wurde im OS als normaler zweiter Screen implementiert und lässt sich damit über die Windows Anzeigeeinstellungen wie gewohnt verwalten, gestalten und nutzen. Somit lassen sich etwa beliebige Applikationsfenster auf dem zweiten Display organisieren und man arbeitet mit zwei Screens an einem einzigen Laptop. Damit macht das Screenpad aus dem Zephyrus Duo 15 tatsächlich etwas, was andere Gaming-Laptops ohne externe Hilfe nicht sein können: Es wird dank dem zweiten Screen und enormer Leistung zu einer ernstzunehmenden (wenn auch immer noch recht klein geratenen) Workstation, mit der es sich komfortabel und effizient arbeiten lässt. Beim Gaming zeigt das Screenpad auf Wunsch übrigens Teile des UI wie die Karte oder das Inventar an, was sich in der Praxis aber als ernüchternd herausstellt, da die Action so oder so auf dem Haupt-Screen abläuft. Die wahre Stärke des Zweit-Screens zeigt sich hingegen beim Arbeiten mit dem ROG Zephyrus Duo 15. Mit dem Asus Pen für etwa 50 Franken liesse sich darauf theoretisch auch zeichnen, aber die Tastatur dabei als Handauflage zu verwenden, klingt nicht so prickelnd.

Weitere Funktionen des Screenpads sind ein anpassbarer Hub für Schnellzugriffe, ein Shortcut-Board, auf dem selbst definierte oder vorkonfigurierte Makros gespeichert und per Touch-Klick ausgeführt werden können und eine Applikation für die Eingabe per Handschrift. Und zuletzt beherbergt das Screepad noch Armoury Crate – das Asus-Kontrollzentrum, in dem unter anderem die Beleuchtung der Tastatur oder externer Asus-Geräte und die Lüfterleistung konfiguriert oder Updates verwaltet werden können. Einziger Kritikpunkt: Von sieben Menüpunkten beinhalten deren zwei Werbung. Aber ­Bloatware ist eher ein Zeichen der Zeit als ein Fehler von Asus. Im Grossen und Ganzen ist die vom Hersteller überflüssig vorinstallierte Software recht überschaubar.


Im Test nicht nachvollziehbar ist, wie dauerhaft die Mechanik des Screenpads wirklich ist. Da der Screen angewinkelt ist, entsteht darunter ein Keil, der sichtlich schwierig zu reinigen ist. Was passiert, wenn sich dort über die Monate und Jahre Schmutz ansammelt, kann nur vermutet werden, erfahrungsgemäss führen solche Stellen aber zu Ansammlungen, die letztlich die Mechanik behindern können.

Mittelprächtige Mobilität

Die Tastatur des Gerätes ist etwas kleiner als man sich das von handelsüblichen 15-Zoll-Geräten gewohnt ist, erfüllt aber ihren Zweck. Das Trackpad auf der rechten Seite der Tastatur ist mit zwei Buttons für Rechts- und Linksklick ausgestattet, ein Touch-Button in der oberen Ecke des Trackpads erlaubt das Umschalten auf den Nummernblock, der damit auf dem Pad angezeigt wird. Das ist leider nicht mehr als eine nette Spielerei, da der traditionelle Nummernblock zu einem grossen Teil von seiner haptischen Natur lebt, die bei einem Touch-Nummernblock fehlt.


Was das Zephyrus Duo leider nicht sehr gut kann, ist Mobilität, denn die Akkulaufzeit ist bescheiden. Bei regulären Büroarbeiten (mit Videokonferenzen) gab es nach nicht einmal zwei Stunden den Geist auf, beim Gaming reichte ein voller Akku für 70 Minuten (PCMark10 Benchmarks). Im Test war das Screenpad eingeschaltet – dieses auszuschalten, würde Energie einsparen, die Vorteile des Zweit-Screens sind dann aber auch weg. Auffällig ist ausserdem die hohe Hitzeentwicklung an Unter- und Oberseite des Geräts, die starke Lüfteraktivität und einen hohen Lärmpegel nach sich zieht.

Ist das Gerät 5000 Franken wert?

Das Asus ROG Zephyrus Duo 15 ist ein absolutes Premium-Gerät, durch und durch. Es kann dank eingebautem Zweit-Screen mehr als die Konkurrenz und bietet brachiale Leistung im eleganten Gewand. Was uns wirklich überzeugt, ist, dass das Gerät dank Screenpad und Performance zur mobilen Workstation für hohe Ansprüche taugt und der dafür elementare zweite Screen gleich mitgeliefert wird. Ob der Preis – für den man sich auch locker einen Occasion-Kleinwagen kaufen könnte –, angemessen ist, muss der Liebhaber wohl selbst entscheiden. Für uns ist die Schmerzgrenze mit 5000 Franken definitiv überschritten.

Quicktest

Vor allem, wenn dafür 5000 Franken lockergemacht werden müssen, sollte ein Gaming-­Laptop mehr können, als bloss Games abzuspielen. Dank dem verbauten zweiten Screen und beeindruckendem Innenleben ist das ROG Zephyrus Duo 15 in der Tat vielseitiger einsetzbar und kann durchaus als mobile Workstation, mit der auch ohne zusätzliche Hardware produktiv gearbeitet werden kann, eingesetzt werden. Das Preisschild macht das Gerät letztlich aber doch zu einem Gadget für Liebhaber und höchst anspruchsvolle Vollblut-Nerds.

Info: Asus


Wertung
6 von 6 Sternen (win)


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