Der Bund muss die IT-Plattform Soprano noch vor deren Inbetriebnahme einstampfen. Wie "Blick" mit Bezug auf interne Dokumente
berichtet, seien wiederholte Verzögerungen der Grund dafür, dass die Parlamentsdienste das Projekt im März dieses Jahres eingestellt haben. Einem
Leitfaden für Ratsmitglieder vom November 2019 ist zu entnehmen, was Soprano hätte leisten sollen: "Das Informationssystem Soprano ermöglicht ein Monitoring der politischen Themen. Ratsmitglieder können alle für ihre politische Arbeit relevanten Quellen mit
einer Abfrage durchsuchen und Monitorings einrichten, um sich proaktiv und auf
ihre persönlichen Bedürfnisse abgestimmt informieren zu lassen."
Im Mai 2018 begann die Entwicklung der Plattform, die im August 2019 ihren Betrieb hätte aufnehmen sollen. Im Juni wurde der Testbetrieb gestartet, doch im November musste die offizielle Inbetriebnahme auf den Oktober 2020 verschoben werden. Als abzusehen war, dass der Hersteller des Systems auch diesen Meilenstein nicht erreichen würde, wurde das Projekt im März dieses Jahres gestoppt. Kosten in der Höhe von rund 1,8 Millionen Franken sollen sich bis dahin angehäuft haben.
Laut "Blick" gaben die Parlamentsdienste bisher kaum Details zum Debakel bekannt. Ein Sprecher bestätigte auf Anfrage lediglich den Abbruch des Projektes. Aus den Unterlagen, die "Blick" vorliegen, geht jedoch hervor, dass der Lieferant noch von der Zahlung von zwei weiteren Millionen Franken für bereits erbrachte Leistungen im Zusammenhang mit dem Projekt ausgeht. Und offenbar erwägen die Parlamentsdienste, eine Klage gegen den Lieferanten einzureichen. Es ist auch davon auszugehen, dass eine interne Untersuchung das Projekt durchleuchten wird.
(luc)