Der Schweizer Fintech-Markt wächst langsamer
Quelle: Hochschule Luzern

Der Schweizer Fintech-Markt wächst langsamer

Eine Studie der Hochschule Luzern beleuchtet den Schweizer Fintech-Markt und kommt zum Schluss, dass sich dessen Wachstum im letzten Jahr verlangsamt hat. Gleichzeitig sei die Branche aber auch reifer geworden.
5. März 2020

     

Die Hochschule Luzern (HSLU) hat ihre IFZ Fintech Studie 2020 veröffentlicht. Darin halten die Autoren fest, dass das Jahr 2019 ein weiteres Rekordjahr für die Schweizer Fintech-Industrie war. Gleichzeitig habe sie im Vergleich zum Vorjahr an Wachstumsgeschwindigkeit eingebüsst, sei dafür aber reifer geworden, so das Fazit der Studie. Ende Jahr hatten insgesamt 382 Finanztechnologie-Unternehmen ihren Sitz in der Schweiz, was einer Wachstumsrate von 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im Jahr 2018 war der Markt aber noch um 62 Prozent gewachsen.


Fast 70 Prozent der Schweizer Unternehmen, die im Fintech-Bereich tätig sind, bieten Lösungen im Produktbereich des Investmentmanagements oder der Banking-Infrastruktur an. Zu den am häufigsten angewendeten Technologien gehören die Prozessdigitalisierung, Automatisierung und Robotics sowie die Distributed-Ledger-Technologie wie beispielsweise die Blockchain.
Nicht nur die Zahl der Unternehmen ist laut der Studie im Jahr 2019 gewachsen, der Sektor sei auch weiter gereift, was sich an der erhöhten durchschnittlichen Anzahl an Mitarbeitenden pro Unternehmung und die grösseren Finanzierungsvolumina in Schweizer Fintech-Firmen ablesen lasse. "Diese Entwicklung kann auch auf die guten Rahmenbedingungen für Fintech-Unternehmen in der Schweiz zurückgeführt werden", so Thomas Ankenbrand, Studienleiter und Dozent an der Hochschule Luzern. Mit Zürich und Genf finden sich ausserdem gleich zwei Schweizer Städte unter den drei führenden Städten des akteullen globalen Fintech-Hub-Rankings.

Der Schweizer Finanzmarkt sei gesättigt, so die Autoren der Studie, weshalb Unternehmen, die darin Fuss fassen wollen, versuchen würden, mit ihren Anwendungen einen Mehrwert für die Kunden zu schaffen – beispielsweise durch eine Preis- oder Kostensenkung oder einen höheren Grad an Benutzerfreundlichkeit. Eine grosse Herausforderung belibt aber offenbar, Kundschaft zu finden. Denn noch konnte sich die Distributed-Ledger-Technologie nicht breitflächig durchsetzen. "Zukünftig könnte diese Technologie jedoch effiziente, transparente und rückverfolgbare Datenmarktplätze ermöglichen", ist sich Ankenbrand sicher.


Eine weitere Erkenntnis der Studie ist, dass die Bedeutung von Tech gegenüber Fin wächst. Sieben der zehn global grössten Unternehmen – gemessen an ihrer Marktkapitalisierung per 2019 – gehören demnach der Kategorie der Bigtechs an. Das zeig sich unter anderem daran, dass Schweizer Fintech-Unternehmen zunehmend IT-typische Ertragsmodelle anwenden. Über die Hälfte von ihnen wenden als Ertragsmodell Lizenzgebühren oder Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS) an.

Schliesslich zeigt die Studie auch auf, dass Schweizer Banken bei sogenannten Change-the-Bank-Aktivitäten Zurückhaltung walten lassen. Noch sehen sie in der Implementierung von Fintech-Lösungen keine hohe Priorität. Dies könnte sich aber bald ändern, denn im Schweizer Markt treten bereits die ersten Herausforderer-Banken aus dem Fintech-Milieu auf.

Die komplette Studie kann bei der Hochschule Luzern per Mail an ifz@hslu.ch bestellt werden. (luc)


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