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Software-Entwicklung in der Schweiz
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Software-Entwicklung in der Schweiz

Von Jonas Felix, Christian Walter, Luca Cannellotto & Simon Wegmüller

Alle Welt spricht von Innovation und Digitalisierung. Dabei ist der Diskurs häufig geprägt von Marketing und dem kreativen Gebrauch von Adjektiven – gerne auch in Superlativen. Doch jenseits aller Hypes gibt es eine andere Realität: dort nämlich, wo konkret Lösungen entwickelt werden.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2020/01

     

Die Erfahrung lehrt uns, dass Software-Entwickler nicht selten eine andere Perspektive auf aktuelle IT-Themen haben. Dieser Blickwinkel ist wichtig, da die Coder selbst meist zu den treibenden Kräften für Innovation gehören und über spezifisches Know-how verfügen, das Nicht-Codern fremd ist.

Ein Beispiel ist die richtige Wahl und laufende Adaption von Programmiersprachen, Plattformen und Frameworks. Das mag für Nicht-Techies wie ein Detail erscheinen, ist aber zentral, um Entwickler zu finden, zu begeistern und zu halten. Denn gute Coder sind genauso schwer zu finden wie zu ersetzen – zu divers sind die Bereiche, Sprachen und Technologien.


Bedenkt man den allseits beklagten Fachkräftemangel, sollten Befragungen von Software-Entwicklern, wie sie hier beispielsweise vorliegt, für Unternehmen auch von grossem Interesse sein. Die Swiss Developer Survey hat das Ziel, die Sicht von Software-Entwicklern in der Schweiz zu zeigen. Gleichzeitig soll sie als Basis für einen vertieften Dialog mit der hiesigen IT-Community dienen.

Die Umfrage, an der fast 1000 Personen beteiligt waren, soll darüber hinaus ein Werkzeug sein, das einerseits den heimischen Besonderheiten Rechnung trägt und andererseits internationale Vergleiche zulässt. Die Entwicklung der Umfrage fand unter strikter Berücksichtigung guter Entwicklungsmethoden statt und ging durch mehrere Iterationen.

Programmier-, Scripting- und Markup-Sprachen

Aus der Umfrage geht klar hervor, dass die verwendeten Sprachen, Frameworks und Plattformen von zentraler Bedeutung für die Entwickler sind. Sie sind mit ausschlaggebend für Arbeitseifer, Zufriedenheit und Arbeitsplatzwahl. Folglich können Unternehmen profitieren, die diese Faktoren in die strategische Planung aufnehmen.

In der Umfrage werden 125 Sprachen genannt – eine beeindruckende Vielfalt! Ob einige ergänzte Sprachen nicht eher als Standard oder Framework gelten, kann man diskutieren. Wichtiger aber ist die Einsicht, dass Entwickler nicht einfach austauschbar sind. Selbst erfahrene Entwickler benötigen Zeit, um eine neue Sprache gut zu lernen.
In den Top 5 der am meisten verwendeten Sprachen finden sich vier, die von den meisten Entwicklern zusätzlich zu den Hauptsprachen wie Java, C# oder Python verwendet werden. Namentlich sind das HTML, SQL, CSS und Bash/Shell-Scripting. Egal, ob ein Entwickler primär Java, C# oder PHP entwickelt, sobald das Web im Spiel ist, kommt er an HTML/CSS nicht vorbei. Das Gleiche gilt bei Datenbanken: SQL kommt fast immer zum Zug.

Shell ist am schnellsten

Was viele nicht wissen: Entwickler nutzen heute wieder viel mehr die Kommandozeile, sprich Shell. Dies vor allem, um Entwicklungsprozesse via Shell-Scripts zu automatisieren. Dementsprechend auch der erstaunlich hohe Anteil Script-schreibender Entwickler. Fast alle Sprachen liefern Kommandozeilen-Werkzeuge und kaum eine stellt grafische Oberflächen für Entwickler bereit – klicken ist einfach langsamer.

Unerwähnt blieb bisher die letzte Top-5-Sprache: Javascript. Einerseits handelt es sich dabei um eine Sprache, die verwendet werden muss, um in der heute führenden Web-Umgebung – dem Browser – Software bereitzustellen, andererseits ist es eine Sprache, deren Anhänger sie primär sowohl für Backend wie Frontend nutzen. Spannend ist, dass doppelt so viele Entwickler Javascript nutzen wie etwa C# oder Python.


Javascript wird, bis auf Java, fast doppelt so viel verwendet wie andere Sprachen und ist eine starke Kraft in der Schweiz wie auch international. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie und wohin sich dies verschiebt. Obwohl erst 2012 entstanden, nimmt Typescript derweil bereits einen hohen Rang ein. Das könnte damit zusammenhängen, dass es als Ersatz respektive Ergänzung von Javascript fungiert. Wenn auch umstritten, so ist PHP ebenfalls weiterhin vorne dabei.

Neben Typescript rücken weitere Sprachen in ähnlicher Situation auf: So zum Beispiel Kotlin (Rang 14) als Java-Ersatz für Android-Entwicklung oder das als C++ oder C-Alternative entwickelte Go (Rang 15), auf dem Docker und Kubernetes basieren. Ebenfalls vertreten sind einige gern als auslaufend wahrgenommene Sprachen wie VBA, Perl, Cobol oder Delphi. Dazu kommen in der Schweiz beliebte Sprachen, die international kaum eine Rolle spielen, so etwa Haskell, F#, Delphi, Groovy, Matlab, Abap oder Cobol.

Starker Kontrast zwischen genutzten und gewünschten Sprachen

Welche Sprachen würde ein Entwickler gerne einsetzen, konnte es aber bisher nicht? Wiederum ein relevanter Punkt für Unternehmen, die Mitarbeitende suchen – Technology matters!

Hier gibt es einen starken Kontrast zu effektiv genutzten Sprachen: Doppelt so viele Entwickler wie heute effektiv Go einsetzen, würden die Sprache gerne nutzen. Bei Rust sind es sogar fast 10-mal so viele. Kommen diese Sprachen also für ein Produkt in Frage, könnte ihr Einsatz dabei helfen, lernwillige Entwickler anzuziehen.


Vergleicht man die Wunschliste mit der Top 10 der eingesetzten Sprachen, so wiederholen sich nur Python, Kotlin, Typescript, C++ und knapp Javascript. Dies ist gerade bei C++ spannend, ist es doch eine der älteren und gemäss ihrem Ruf schwer zu beherrschenden Sprachen.

Java zum Beispiel will aber kaum jemand neu lernen. Sie liegt auf dem 22. Platz – noch hinter HTML. Falls es tatsächlich Entwickler gibt, die noch nicht mit HTML arbeiten.

Frameworks, Libraries und Tools

Ohne Frameworks, Libraries und Tools lässt sich praktisch keine Software mehr entwickeln. Dies ist mit ein Grund für den Siegeszug von Open Source, denn Software-Projekte bauen heute fast immer und zu grossen Teilen auf bereits bestehendem Code auf. Je besser man diese einsehen, verstehen und vor allem anpassen kann, desto besser eignen sie sich für Entwickler beim Einsatz in Projekten.

Wer bereits von den 125 Sprachen im vorherigen Abschnitt überrascht war, muss sich festhalten. Frameworks und Libraries gibt es zu Tausenden. Wenn hier «nur» 220 aufgeführt werden, dürfte das daran liegen, dass die Studienteilnehmer nicht alles auflisten wollten, was irgendwo noch als Abhängigkeit in einem Projekt genutzt wird (eine Library oder ein Framework wird auch oft als Dependency/Abhängigkeit bezeichnet). Auch lässt sich kontrovers diskutieren, was jetzt am ehesten ein Framework, eine Library oder ein Tool ist. Die Grenzen sind nicht immer klar.


Dennoch ist die richtige Wahl genauso relevant für den Erfolg der Lösung und die Zufriedenheit der Entwickler wie bei den Programmiersprachen. Durch die Wahl des richtigen Frameworks lässt sich sogar manchmal eine wenig beliebte Sprache aufwerten, und die Arbeit macht wieder Spass. Umgekehrt kann ein mühsames Framework oder eine anstrengende Bibliothek jeden Spass an einer Sprache verderben. Leider lassen sich Vergleiche in diesem Abschnitt weniger leicht anstellen als bei den Programmiersprachen. Die Einträge haben nur beschränkt miteinander zu tun und können kaum gegeneinander eingetauscht werden.

Node.js dank Javascript zuvorderst

Auf Platz eins, mit Abstand, befindet sich Node.js. Das ist für so manchen überraschend, handelt es sich dabei nämlich eher um einen Parser oder Engine für den Server- oder Desktop-seitigen Einsatz von Javascript. Dennoch erlaubt es die Einsicht, dass Javascript vermehrt auf dem Server zum Einsatz kommt.

Überraschend, gerade im internationalen Vergleich, ist die hiesige Stärke von Angular. International führt im Bereich der Single Page Application Javascript-, Typescript-Frameworks eigentlich React.js, das wohl aber auch bald von Vue.js überholt werden wird. Mit Spring ist das Java-Framework schlechthin vorne dabei. Spring diente übrigens bei anderen Sprachen oft als Vorlage für Frameworks. Beispiel PHP Symfony, das sich stark an Spring anlehnt, auch wenn es eine andere Sprache ist. .NET, .NET Core und ASP.NET werden als Vertreter der C#-Welt ins Rennen geschickt. Django und Flask gehören in die Python-Welt als MVC-Frameworks. Ebenfalls aus der Python-Ecke stammen Pandas und Torch/PyTorch.


Ansible, Puppet und Chef sind eher relevant für die Automation von System Engineering oder Cloud. Code schreiben ist also mittlerweile praktisch unumgänglich für moderne System Engineers im Server- oder Cloud-Bereich. Wer will sich schon für 200 Serverknoten von Hand durch die Installations-Dialoge klicken und zwischendurch einen Kaffee holen? Allerdings soll es auch Systemtechniker geben, die die Zeit vermissen, als man immer wieder eine gemütliche Pause machen konnte, bis die nächste CD eingelegt werden musste.

Machine Learning und Gaming werden immer beliebter

Bei den Frameworks, die Entwickler gerne einsetzen möchten, findet sich Tensorflow ganz vorne dabei, obwohl es (noch) nicht so oft eingesetzt wird. Ein interessanter Fingerzeig, bedenkt man, dass es primär im Umfeld von Machine Learning oder auch künstlicher Intelligenz zur Anwendung kommt, einem der Themen, dem Entwickler in den nächsten fünf Jahren die grösste Bedeutung beimessen.

Zudem tauchen in dieser Kategorie auch die Frameworks Unity 3D, Cryengine und Unreal Engine auf, was das Interesse der Entwickler daran zeigt, einmal 3D-Welten oder Games zu bauen.


Datenbanken


Endlich mal kein Javascript. Dafür wird es nun spannend für Softwarehersteller, die über lange Zeit viel Geld mit Datenbank-Lizenzen verdient haben. Wohin wird dieses Geld wandern, wenn Open-Source-Datenbanken so beliebt sind? Vielleicht in den Betrieb, sprich die magische Cloud? Die Tage der Prozessorkern-basierten Lizenzen sind sicher gezählt, wobei wohl auch noch im Jahre 2142 eine DB2-Installation auf irgendeiner AIX-Maschine in einem Bunker laufen wird.

MySQL nicht nur bei PHP-Entwicklern beliebt


Klarer Frontrunner ist MySQL. Gestützt wird diese Platzierung nicht nur von PHP-Entwicklern. Auch bei Java-Entwicklern führt MySQL mit 196 Nennungen vor MSSQL mit 132. Eine grosse Überraschung ist, dass C#-Entwickler fast genau so viel MySQL nutzen (181) wie MSSQL (185).

Wichtig: MariaDB auf Position sechs ist ein sogenannter Fork von MySQL, sprich eine Abspaltung nach dem Kauf von Oracle, welche kompatibel weiterentwickelt wird. MariaDB- und My­SQL-Nutzer könnte man entsprechend zusammenzählen. Damit hätten MySQL und MariaDB zusammen sogar fast doppelt so viel Nutzer wie die nächste Datenbank auf der Liste. Neben den SQL und NoSQL Datenbanken gibt es auch spezifische Bereiche wie Neo4j als Graph-Datenbank oder Redis sowie Memcached als superschnelle Key Value Stores.

Trend hin zu NoSQL


Bei den Datenbanken, die Entwickler gerne einsetzen würden, wird auf den ersten Blick klar, dass die Präferenzen beim Ausprobieren Richtung NoSQL gehen – vor allem zu MongoDB. Spannend sind aber auch Elasticsearch für Volltextsuchen und Neo4j für Graph-Datenbanken. Dahinter kommt Firebase als NoSQL-Datenbank, welche direkt als Backend mit API für Apps und Single Page Applikationen dienen kann. Bei den SQL-Datenbanken ist PostgreSQL weit vorne auf Platz drei. Aber auch hier befinden sich MySQL und MariaDB vor den klassischen SQL-Datenbanken.

Linux bei Plattformen an der Spitze

Ähnlich wie bei Frameworks und Bibliotheken gibt es eine grosse Plattform-Vielfalt mit ganz unterschiedlichen Anwendungsfällen. Dabei geht es darum, die am meisten eingesetzten Plattformen zu identifizieren. So gibt es Plattformen, auf denen Entwickler ihre Applikationen relativ frei laufen lassen können, unabhängig davon, mit welchem Framework oder welcher Sprache diese geschrieben sind – beispielsweise Linux, AWS oder Kubernetes/Docker. Es gibt aber auch Plattformen, für die eine Software spezifisch entwickelt wurde, so dass die Plattform fast schon Teil der Applikation ist. Dazu gehören zum Beispiel die Apple Watch oder SAP.
Interessant ist hier, dass Linux unter der Bezeichnung «Plattform» führt, als Betriebssystem für die Arbeit der Entwickler aber deutlich hinter Windows und MacOS/OSX zurückbleibt.

Die hohe Positionierung von Docker zeigt, dass Container bereits stark Einzug in das Tagesgeschäft der Entwickler gefunden haben. Dabei werden Applikationen in sogenannte Container gepackt, die wiederum auf einen Cluster ausgeliefert werden können. Docker dient dabei als Lösung für die effektive Container-Abstraktion. Ebenfalls in den Top 10 findet sich Kubernetes, welches die Orchestrierung grosser Cluster ermöglicht.


Android und iOS sind ebenfalls relevante Plattformen – allerdings ist unklar, ob für native Apps oder Web-Apps. Bei Slack stellt sich die Frage, ob die Technologie einfach eingesetzt wird oder ob effektiv Plugins dafür entwickelt werden. Wahrscheinlich setzen die meisten Entwickler Slack für die Kommunikation ein, ohne effektiv dafür zu entwickeln.

Die Platzierungen von Raspberry Pi und Arduino (Rang 15) zeigen, dass Single Board Computer vermehrt zum Einsatz kommen – höchstwahrscheinlich im Kontext von Prototypen-Bau, Embedded Systems oder Industrie-Automation.

Wordpress (Platz 11) ist derweil das höchst platzierte Web-Content-Management-System in der Liste, weit vor Typo3 und dann Drupal. Bei den Cloud-Plattformen führt AWS vor Azure und Google Cloud. Ebenfalls auf der Liste finden sich Heroku und mit immerhin noch sieben Nennungen und ganz knapp am Schluss IBM Cloud.

Container und Serverless auf der Wunschliste

Im vorherigen Abschnitt wurde klar, dass viele Entwickler ihre Applikationen in Containern verpacken und diese mit Kubernetes orchestrieren. Jetzt zeigt sich, dass es viele Coder gibt, die das auf ihrer Wunschliste haben.

Im Cloud-Bereich ist das Thema Serverless nach oben gerutscht – eine Technologie, die noch nicht stark eingesetzt wird, dafür aber reges Interesse auslöst. Dass die Cloud eigentlich trotzdem in Rechenzentren am Boden stattfindet und Serverless auch auf Servern läuft, ist eine technologische Entwicklung frei von Semantik. Weit oben steht auch Linux, während Windows Desktop und Server fast das Schlusslicht bilden.


Präferenzen und Werkzeuge


Neben den Sprachen, in denen Entwickler programmieren, Frameworks, auf welchen sie aufbauen, und Datenbanken, in denen sie Informationen persistieren, gibt es auch die eigene Arbeitsumgebung. Dabei ist sicher die sogenannte Entwicklungsumgebung (englisch IDE) oder der Editor das zentrale Werkzeug, aber auch das Betriebssystem auf dem eigenen Laptop oder die Webseiten, welche man am häufigsten benutzt.

Entwicklungsumgebungen


Eine relativ junge Entwicklungsumgebung ist Visual Studio Code, welche in allen Bereichen der Software-Entwicklung einen grossen Hype erlebt. Dieser mit grossartigen Zusatzfunktionen ausgestattete moderne Code Editor ist fast schon so mächtig wie eine komplette IDE. Er läuft auf allen Betriebssystemen, hat zudem nichts mit dem klassischen Visual Studio zu tun und wurde interessanterweise mit Typescript grösstenteils in der Schweiz entwickelt. Visual Studio Code läuft also in einem Browser-Container, der eine Web-Applikation ausführt, die wiederum so schnell und so gut ist, dass man es gar nicht merkt. Dies lässt einen darüber nachdenken, warum effektiv so viele Applikationen neu als Single Page Applikationen gebaut werden.

Bei der IntelliJ-Reihe auf Platz zwei muss man unbedingt erwähnen, dass Pycharm, Webstorm, PHPStorm und Rubymine das gleiche Herzstück haben. Es sind eigentlich fast die gleichen Umgebungen von Jetbrains mit unterschiedlichen Plugins und Grundkonfigurationen. Fasst man diese Benutzerbasis zusammen, so führen die IntelliJ-basierten Lösungen mit 547 Nennungen. Bedenkt man, dass 689 Teilnehmer diese Frage beantwortet haben, so nutzen also 79 Prozent aller Entwickler eine Jetbrains-IDE.

Auf Platz drei zeigt Notepad++, dass man in vielen Situationen einfach wirklich nur einen schnellen und einfachen Editor benötigt. Herzerwärmend und ein wenig nostalgisch ist die hohe Platzierung von VIM, das zuerst 1991 erschienen ist. Einzig älter ist wohl Emacs von 1976. Es gibt also Entwickler, die seit 43 Jahren mit dem gleichen Editor arbeiten.

Betriebssysteme & Webseiten

Beim Betriebssystem, das Entwickler auf ihrem Arbeitsgerät nutzen, liegt Windows noch knapp über 50 Prozent, MacOS bei beachtlichen 33 Prozent und Linux bei 15 Prozent. Bedenkt man, dass in den allermeisten Firmen standardmässig nur Windows-Laptops bereitgestellt werden und Entwickler eigene Apple-Laptops kaufen oder darum bitten müssen, gibt einem diese Zahl doch zu denken.
Für die Kategorie Webseiten wurde derweil eine Auswahl von 1333 Seiten zusammengefasst, die von 508 Teilnehmern angegeben wurden. Demnach ist Stackoverflow wichtiger als Google. Die Webseite ist die führende Plattform für Fragen und Antworten, vor allem im Technologie-Bereich, und verfügt über ein ausgeklügeltes Nutzer-Bewertungssystem. Es kommt immer wieder vor, dass Einstellungsentscheide aufgrund des Stackoverflow-Profils gefällt werden.

Auf Platz drei folgt das Herz der Software-Welt: Github.com. Kaum eine Lösung nutzt nicht irgendeine Bibliothek, die auf Github.com entwickelt wird, und mittlerweile verwalten sogar viele Firmen ihren eigenen Code darauf. Github.com baut dabei auf der führenden Versionsverwaltungs-Lösung Git auf, die es ermöglicht, Software-Projekte nachvollziehbar im Team zu entwickeln. Mit Git hat Linus Torvalds ein weiteres Projekt erschaffen, das global von hoher Bedeutung ist.


Medium.com ist eine Blogplattform mit vielen guten Artikeln. Heise.de ist die wahrscheinlich wichtigste deutschsprachige IT-Newsplattform. Trotz vieler Tutorials und How-to’s ist Youtube.com nur acht Mal genannt worden und Udemy.com ist gar nicht auf der Liste.

Die Menschen hinter dem Code

Über die technologischen Vorlieben der Software-Entwickler in der Schweiz wurde bereits viel gesagt, aber wer sind die Menschen, die hinter den Tastaturen Zeile um Zeile Code schreiben? Die Swiss Developer Survey hat 968 Menschen befragt, von denen 682 die Umfrage vollständig ausgefüllt haben. Der Rest hat zwar nicht alle Fragen beantwortet, teils aber sehr umfangreiche Antworten geliefert. Aus diesem Grund hat man sich dazu entschieden, alle Teilnehmenden zu berücksichtigen, die mindestens fünf Fragen beantwortet haben.

Demografie


Rund 95 Prozent der Teilnehmenden an der Swiss Developer Survey beziehungsweise 869 Personen arbeiten hauptsächlich in der Schweiz, die restlichen leben in Deutschland, Kroatien und Nordmazedonien, einige wenige kommen aus Estland, Österreich, Polen, Serbien und Spanien. Von den in der Schweiz lebenden Teilnehmern der Umfrage kommen über 90 Prozent aus der Deutschschweiz, lediglich 68 Personen aus der Romandie haben die Umfrage ausgefüllt, die italienischsprachige Schweiz ist gar nicht vertreten. Spannend ist, dass 922 Personen (95,25%) für ein Schweizer Unternehmen im In- oder Ausland arbeiten, während nur 43 Teilnehmer für ein ausländisches Unternehmen tätig sind. Ein wenig mehr als zwei Drittel, nämlich 68 Prozent der Teilnehmer, verfügen über einen Schweizer Pass. Fast ein Viertel (24,5%) besitzen nicht die Schweizer Staatsbürgerschaft, aber 6,7 Prozent lassen sich zurzeit einbürgern.


Die Software-Entwicklung ist noch immer eine Männerdomäne. Unter den Befragten sind 89 Prozent Männer und lediglich 8,6 Prozent Frauen. Die Übrigen wollten ihr Geschlecht nicht preisgeben. Bei der Geschlechterdiversität hat die Branche also noch Luft nach oben. In Bezug auf das Alter dominieren die 25- bis 44-Jährigen, sie stellen 71,8 Prozent aller Teilnehmenden. Dabei sind etwas mehr als ein Drittel (38,9%) aller Befragten zwischen 25 und 34 Jahre alt, während 32,9 Prozent zwischen 35 und 44 Jahre alt sind. Die jungen Entwickler im Alter zwischen 18 und 24 Jahren machen 7,6 Prozent der Teilnehmenden aus, wesentlich mehr als die ältesten Semester im Alter zwischen 55 und 65 Jahren, deren Anteil nur 3,7 Prozent beträgt. Entwickler im Alter zwischen 45 und 54 Jahren sind mit 15,6 Prozent vertreten.

Rund drei Viertel (76,3%) der Teilnehmenden arbeiten Vollzeit, während immerhin fast ein Fünftel (18,4%) eine Teilzeitanstellung haben, ein wesentlich tieferer Anteil als der Schweizer Schnitt, der bei 37 Prozent liegt. Lediglich 2,5 Prozent hingegen arbeiten als Freelancer. Interessant ist auch die Aufschlüsselung nach Industrien, in denen die Teilnehmenden an der Studie tätig sind. So arbeiten 39,6 Prozent – und damit der grösste Anteil – in mehreren Branchen. Die zweitgrösste Konzentration von Entwicklern findet sich mit 14,2 Prozent dann im Bereich Financial Services und Fintech, gefolgt vom Bereich General ICT Services mit 8,7 Prozent und der öffentlichen Hand mit 7,9 Prozent. Nur wenige arbeiten hingegen in den Bereichen Telecommunications (2,2%), Data Centers und Hosting Services (1%) oder im Bereich Security, wo weniger als 1 Prozent der Umfrageteilnehmer tätig ist.

Karriere und persönliche Entwicklung


Nebst persönlichen Informationen wurden in der Swiss Developer Survey auch Fragen zu den Karrierezielen und Entwicklungsmöglichkeiten gestellt. Auf die Frage, wo sich die Teilnehmenden in fünf Jahren sehen, haben 33,5 Prozent geantwortet, sie möchten weiterhin ihre derzeitige Tätigkeit ausüben. So haben auch 37,2 Prozent der Befragten angegeben, mit ihrer jetzigen Stelle extrem zufrieden zu sein. Fast ein Viertel (23,5%) möchte hingegen in einer anderen oder spezialisierteren Rolle arbeiten, während 11,6 Prozent eine Management-Funktion anstreben. Es gibt aber auch solche, die ein eigenes Unternehmen gründen möchten, nämlich immerhin 12,9 Prozent. Und 3,1 Prozent möchten in fünf Jahren etwas komplett anderes machen und nicht mehr in der Software-Entwicklung arbeiten.

Dass die meisten Software-Entwickler mit ihrer Stelle zufrieden sind, zeigt sich auch daran, dass 45,1 Prozent derzeit keinen neuen Job suchen. Fast so viele (43,7%) sind zwar auch zufrieden mit ihrem Job und suchen nicht aktiv nach einer neuen Anstellung, sind aber offen für neue Herausforderungen. Nur 3,5 Prozent sind aktiv auf der Suche nach einer neuen Stelle und 3 Prozent geben an, dass sie selbstständig und deshalb nicht an neuen Gelegenheiten interessiert sind.

Für fast ein Fünftel der Befragten (18,3%) sind das Betriebsklima und die Firmenkultur die ausschlaggebenden Faktoren bei der Wahl einer neuen Arbeitsstelle, während 17,8 Prozent die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten an erster Stelle stehen. Gleich danach kommen die vom potenziellen Arbeitgeber eingesetzten Technologien, die von 14,6 Prozent der Teilnehmer genannt wurden. Ebenfalls zentral ist für 12,2 Prozent der Befragten die Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten. Nur für wenige sind hingegen das Team oder die Abteilung wichtig, in der sie arbeiten würden (5,5%) oder die Diversität im Unternehmen (3,4%). Auf die Frage nach den Benefits schwingt das Gehalt obenauf und wird von 26,3 Prozent als wichtigster Faktor für die Wahl einer Stelle genannt. Platz zwei geht an das Budget für Fortbildung, das von 18,2 Prozent der Befragten genannt wird, und auf Platz drei findet sich das Budget für Computer und Büroausstattung mit 14,8 Prozent.

Ethik


Schliesslich wurde in der Studie auch das Thema Ethik beleuchtet. Erfreulich ist, dass 63,3 Prozent der Teilnehmer erklären, sie würden es ablehnen, moralisch fragwürdigen Code zu schreiben. Immerhin 33,8 Prozent machen es vom Inhalt des Auftrags abhängig, während 2,2 Prozent den Auftrag annehmen würden, ohne sich darüber Gedanken zu machen. Ethik hat also unter den Software-Entwicklern einen hohen Stellenwert. So geben denn auch 79,7 Prozent an, sie würden es als ihre Pflicht ansehen, sich mit den ethischen Implikationen eines Auftrags auseinanderzusetzen. Allerdings sind sich 13,5 Prozent nicht sicher, wie sie sich verhalten sollten, und 6,4 Prozent sehen es nicht als ihre Aufgabe an, sich mit der ethischen Seite ihres Codes zu befassen.

Weitere Ergebnisse und Infos

Weitere sowie weiterführende Ergebnisse und Erkenntnisse der Swiss Developer Survey finden sich auf der Seite von Swiss Made Software.


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