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Alles einfacher machen: Software-Paketierung
Quelle: Swisscom

Alles einfacher machen: Software-Paketierung

Von Benoit Richoz

Die manuelle Installation von Software in IT-Umgebungen ist aufwendig und entspricht nicht modernen Sicherheits- und Engineering-Standards. Um diese einzuhalten, wird Software paketiert und über Verteilsysteme automatisiert in der Organisation ausgerollt. Der Markt bietet mittlerweile auch Lösungen für den KMU-Sektor.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2019/12

     

Unter Software-Paketierung versteht man die Automatisierung der Softwareinstallations- und -Konfigurationsroutinen. Um Frontends in der heutigen Umgebung erfolgreich und effizient betreiben zu können, müssen immer wieder Änderungen, Installationen, Updates und Upgrades von Softwareapplikationen gemacht werden. Die individuelle, manuelle Installation stösst aber ab einer gewissen Anzahl von Geräten schnell an die Grenze des sinnvoll Machbaren.


Um auch eine grosse Anzahl dieser Systeme mit aktueller Software zu versorgen, werden so genannte System Management Systeme (z.B. Microsoft System Center Configuration Manager, SCCM) eingesetzt. Diese Systeme arbeiten in der Regel mit Software-Paketen, welche eine automatisierte Installation ohne Benutzereingriffe ermöglichen. Die Installation von neuer Software und/oder Updates kann so massgeblich verbessert werden. Die Installationen können fast zeitgleich mit viel geringeren Kosten und höherer Qualität (homogene Installationen) durchgeführt werden. Alle ausgeführten Installationen sind identisch; gegenüber manuellen Installationen sind Fehlerquellen wie unterschiedliche Optionenwahl und Tippfehler ausgeschlossen. Benutzer können mit eingeschränkten Benutzerrechten arbeiten und benötigen keine Administratorenrechte.
Im Gegenzug erfordern automatisierte Softwareverteilungen gewisse Vorbereitungsarbeiten. Eine Software muss für die Verteilung paketiert und vorbereitet werden, ausserdem braucht es eine ausreichende Anzahl an Tests, um eine fehlerfreie, automatische Installation in allen eingesetzten Konfigurationen zu gewährleisten.

Software-Paketierung wurde bisher oft unterschätzt oder als Tätigkeit betrachtet, die man "nebenbei" erledigt. Mittlerweile hat sich dieses Bild gewandelt und Software-Paketierung hat sich zu einem eigenständigen Berufsfeld entwickelt. Auf dem Markt – insbesondere bei KMU – ist diese Entwicklung aber noch nicht angekommen. Aufgrund dieser Fehleinschätzung sind KMU heute häufig mit folgenden Problemen konfrontiert:
• Komplexität der Paketierung wird unterschätzt
• Hohe Fehlerquote aufgrund von fehlendem Know-how
• Der Gesamtprozess leidet aufgrund der mangelhaften oder nur ausreichenden Qualität der Paketierung
• Know-how muss demzufolge an verschiedenen Stellen redundant aufgebaut und gepflegt werden

Vorteile und Grenzen der Software-Paketierung

Die Digitalisierung führt dazu, dass es immer weniger KMUs gibt, die noch keine professionelle IT haben. Allgemein unterstützt die IT auch zunehmend spezifische KMU-Geschäftsprozesse und Compliance-Lösungen. Genau hier bringt eine professionelle Software-Paketierung grosse Vorteile im Zusammenhang mit der Standardisierung sowie der Sicherheit der IT und mit der Kostenkontrolle. Software-Paketierung macht jedoch nur Sinn, wenn sie mit einer Standardisierung der Arbeitsplätze einhergeht. Denn je mehr Workstations verwaltet werden, desto rentabler ist die Software-Paketierung und -Verteilung. Dies wiederum geht einher mit tieferen Supportkosten und Aufwänden für die Installation der Applikationen.


Automatisierung und Standardisierung von Geschäftsprozessen sind dank Cloudangeboten sehr einfach umzusetzen (z.B. mit der der cloudbasierten SCCM-­Alternative Intune und Azure), da keine Hardware-Infrastruktur mehr nötig ist. Die Paketpreise sind relativ tief und bereits ab drei Installationen (Endgeräten) lohnt sich die Software-Paketierung und -Verteilung für KMU, denn ab dieser Anzahl werden die manuelle Verwaltung und der Support der Geräte zu aufwendig.

Paketierung damals und heute

Vor zehn Jahren wurde Paketierung meist als Nebentätigkeit vom System Engineer einer Firma ausgeführt. Für die meisten Applikationen sollte ein Snapshot (virtuelles Abbild einer Festplatte oder eines Systems) erstellt werden, was sehr aufwendig war. Oft gab es Konflikte zwischen verschiedenen Komponenten und das erstellte Software-Paket war nur für ein einziges Betriebssystem verwendbar. Die Qualität der Software-Pakete war nicht immer gut und führte folglich zu Problemen. Hinzu kam, dass eine grosse und teure Infrastruktur benötigt wurde.

Kein Vergleich zur heutigen Situation: Software-Paketierung ist ein eigenes Berufsfeld mit fundierter Ausbildung. Die meisten grösseren Unternehmen sind sich dessen bewusst. Deshalb findet die Paketierung nicht mehr firmenintern statt, sondern wird in einer Packaging Factory eingekauft und dort von Spezialisten erstellt. Paketierung ist so zu einem Service geworden. Hinzu kommt, dass die Stabilität der Windows-Betriebssysteme besser und die Installation der Applikationen einfacher geworden ist. Es gibt heute keine Konflikte mehr zwischen zwei Applikationen und die Software-Pakete können auf mehreren Betriebssystemen installiert werden. Die Cloud-Infrastruktur und die Virtualisierung, beispielsweise um ein Betriebssystem oder auch nur eine Anwendung zu simulieren, haben dazu beigetragen, dass sich die Paketierung beschleunigt hat. Zudem trägt die Automatisierung dazu bei, dass Pakete heute schneller erstellt werden können.


Heutzutage besteht die Herausforderung darin, dass sich die Paketierung nahtlos in den End-to-End-Prozess der Integration der Anwendung in die Kundenumgebung einfügt. Dabei sind die Kommunikation und der Informationsfluss zwischen allen Partnern zwei wichtige Erfolgsfaktoren.

Teilprozesse und Entstehung von Packaging Factorys

Zur Optimierung der Prozesse wurden die Software-Paketierung und die Software-Verteilung im Laufe der Zeit in nachfolgende Teilprozesse aufgliedert.
Software-Design, Erstellen der Paketierungsanleitung: Die zu installierende Software wird in Abhängigkeit von den verwalteten Endgeräten und den dazugehörigen Endgerätekonfigurationen zusammengestellt. Hier werden auch die Set­up-­Ressourcen und die Art der Software-Paketerstellung festgelegt: App-V (Microsoft Application Virtualization) oder MSI (Microsoft Software ­Instal­lation).
Software-Paketierung: Die zu installierende Software wird – einschliesslich der Installationsroutinen und der notwendigen Konfigurationen – in Software-Paketen gemäss den aktuellen Richtlinien des Auftraggebers bereitgestellt.
Software testen und verteilen: Die Software-Pakete werden vor der Auslieferung getestet. Dies umfasst das Überwachen der Testaktivitäten bezüglich Qualität, Terminen und Kosten. Darauf werden die Softwarepakete mit einer Software-Verteillösungwie SCCM auf den Endgeräten installiert.

Eine erfolgreiche Integration erfordert einen gut etablierten Prozess und Regeln sowie eine gute Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Kunde und Dienstleister. Die Installationsanleitung, welche die Installation der Applikation in die Kundenumgebung beschreibt, ist ein zentrales Dokument, um ein Paket gemäss Kundenwunsch zu erstellen. Fehler in diesem Dokument führen automatisch auch zu Fehlern im Paket. Idealerweise gibt es im Unternehmen für jede Applikation einen Verantwortlichen. Diese Person kennt die Applikation und ist in der Lage, die Fragen des Paketierers betreffend Installation und Konfiguration der Applikation zu beantworten. Seine Rolle umfasst auch die Abnahme und die Freigabe des Paketes.


Grundsätzlich lässt sich sagen, dass alles professioneller geworden ist: Die Paketierungsanbieter stellen eine Packaging Factory mit Austauschplattformen zur Verfügung, um die Bereitstellung zu erleichtern. Der Kunde kann die Vorbereitung des Paketes auf dem Webportal bis zur Einlieferung in seine Systeme verfolgen. Die Konkurrenz zwischen den Packaging Factorys auf dem Markt erzeugt Druck auf die Preise und die Qualität der Services verbessert sich stetig.

Zukunft der Paketierung – quo vadis?

Wohin geht die Reise in Zukunft? Die Software-Paketierung hat definitiv auch die KMUs erreicht. Befragungen zeigen, dass Software-Paketierung, sprich automatisierte Installationsverfahren, nur noch in vereinzelten Unternehmen kein Thema ist.

Die Installation von Applikationen auf Windows ist jedoch immer noch ziemlich kompliziert (im Vergleich zu Apple-Geräten). Seit langem hat Microsoft vereinfachte Installationen unter Windows versprochen, geändert hat sich bisher jedoch nichts. Die etablierten Software-Paketierungstechnologien im MSI-Format und beim virtuellen Paketieren mit App-V haben sich derweil nur leicht weiterentwickelt. Die klassische Paketierung mit MSI ist übrigens deutlich einfacher, da die Software-Hersteller in der Regel bereits MSIs liefern. Die Paketierung mit App-V ist komplexer und erfordert fundiertes Wissen.


Die Gründe für den Entscheid, Software-Paketierung und -Verteilung einzuführen, sind vielfältig. Hier werden vermehrt auch KMU aktiv und stellen sich die Frage, ob ihre Systeme und Dienste zentral verwaltet werden sollen. In Zukunft wird die professionelle Applikationspaketierung für KMU daher stärker in den Fokus rücken. Für KMU macht es Sinn, dass IT-Services dann zentral bereitgestellt werden, wenn damit auch der gesamte Software-Integrationsprozess vereinfacht und konsolidiert wird. Die Software-Paketierung wird heute zunehmend auch als KMU-orientierte Dienstleistung angeboten.
Weiter hat Microsoft kürzlich eine neue Technologie für Software-Paketierung eingeführt. Und obwohl sie noch einige Kinderkrankheiten hat, scheint sie sich als Referenzgrösse auf dem Gebiet der Software-Paketierung zu etablieren. Es handelt sich dabei um das MSXI-Format, das die Paketierung vereinfachen soll, indem es alle aktuellen Formate in einem Format zusammenfasst und die Installation eines Paketes unabhängig von der Plattform macht, auf der es installiert ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Paket im MSIX-Format auf jeder Plattform installiert werden kann, was heute beim MSI- oder App-V-Format nicht möglich ist.

Verschiedene Unternehmen stellen KMU heute immer umfassendere Lösungen zur Verwaltung der Arbeitsplätze zur Verfügung. Diese Lösungen basieren in der Regel auf neuen Technologien wie Azure, Cloud und Intune, zudem sind sie einfach zu mieten und zu implementieren. Der Trend im Bereich Software-Paketierung und -Verteildienste geht eindeutig Richtung Cloud – das bedeutet auch eine starke Reduktion der Hardware-Infrastruktur. Dies ist zwar ein grosser Vorteil, aber auch hier müssen Anwendungen letztlich paketiert werden. Somit wird Software-Paketierung auch in den kommenden Jahren ein elementarer Bestandteil bei der Integration von Applikationen in Unternehmensumgebungen bleiben.

Der Autor

Benoit Richoz hat das Software Packaging innerhalb von Swisscom eingeführt und entwickelt, um eine der grössten Packaging Factory der Schweiz zu bauen. Seit mehr als 20 Jahren leitet er die Swisscom Packaging Factory, die mehrere tausend Softwarepakete pro Jahr erstellt. Der Manager verfügt über einen eidgenössischen Fachausweis in Management; seine Fachbereiche sind Software Packaging, Service Delivery, Enterprise Architecture, ITIL, IT Service Management und IT-Strategie.


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