Ambilight, die Lichttechnologie an der Rückseite von Philips-Fernsehern, die dafür sorgt, dass das TV-Bild quasi über den TV-Rahmen hinaus auf die Rückwand erweitert wird, dürften die meisten kennen. Immerhin sind die ersten Ambilight-Modelle bereits vor 15 Jahren erschienen, bis heute aber ist die Technologie Philips-exklusiv. Wer TVs anderer Marken um die Lichteffekte erweitern will, musste bis anhin auf Nachbauten zurückgreifen und dabei mitunter Bastlerqualitäten an den Tag legen, um beispielsweise auf Basis eines Raspberry Pi Licht hinter den Fernseher zu bringen. Oder Geld in die Hand nehmen für ein Plug-and-Play-Set wie Insanelight, das aber für gängige Fernsehgrössen gut und gerne 300 Franken kostet.
Neu hat nun
Philips selbst eine Lösung parat, um Ambilight unabhängig vom TV nachzurüsten – die Hue Play HDMI Sync Box. Mit diesem schwarzen Kästchen, etwa doppelt so gross wie ein Apple TV, kann das smarte Hue-Lichtsystem mit dem Fernseher synchronisiert werden. Dazu muss die Box lediglich zwischen HDMI-Quelle und TV geschaltet werden, wobei sich an der Rückseite vier HDMI-Eingänge für vier Quellen finden – die Box ist auch ein HDMI-Switch.
Die Sync Box ist auch ein HDMI-Switch und erlaubt den Anschluss von bis zu vier HDMI-Quellen. (Quelle: Philips)
Im Entertainment-Bereich werden Position und Höhe der verschiedenen Hue-Leuchten festgelegt. (Quelle: SITM)
Das Hauptmenü der Sync App – die Möglichkeiten halten sich noch in Grenzen. (Quelle: SITM)
Etwas schade, dass Philips noch nicht die ganze Sync App auf Deutsch übersetzt hat. (Quelle: SITM)
So sieht eine Beleuchtung mit der Hue Play HDMI Sync Box sowie einer Hue-Lampe links und einer Hue-Iris rechts vom TV aus. In unserem Szenario sorgten zwei zusätzliche Lampen hinter dem Sofa für Extra-Raumatmosphäre – eine Art Licht-Surround-System. (Quelle: SITM)
Das Einrichten
Grundvoraussetzung für die Verwendung der Sync Box sind zum einen Hue Smart Lights und zum anderen eine Hue Bridge der neuen Generation. In unserem Test-Setup war noch eine Bridge der ersten Generation im Einsatz, die zuerst ersetzt werden musste, und das braucht einiges an Nerven. Denn: Sind Lampen einmal mit einer Bridge gekoppelt, werden sie von einer neuen Bridge nicht automatisch wieder gefunden. Abhilfe – allerdings nur manchmal – schafft die Eingabe der Seriennummer der Lampe. Weiter kann man versuchen, die Lampe mit Hilfe eines Dimmschalters – sofern vorhanden – zurückzusetzen, aber auch das will nicht immer gelingen. In unserem Fall endeten die Mühen damit, dass wir für 5 Franken die App iConnectHue heruntergeladen haben. Erst sie fand alle drei Hue-Birnen sowie die Hue Iris, die rund um unseren TV verteilt sind. Dies als Tipp für alle, die mit ähnlichen Problemen konfrontiert werden.
Sind die Lampen einmal gefunden, belastet die Einrichtung der Sync Box das inzwischen arg ausgedünnte Nervenkostüm dann zum Glück nicht mehr. Die Hue Sync App leitet verständlich durch das Setup, alles funktioniert auf Anhieb, und nach wenigen Minuten ist das System bereit. Zuerst aber muss noch ein sogenannter Entertainment-Bereich eingerichtet werden, wozu man in die klassische Hue App wechseln muss. In diesem Entertainment-Bereich wird zum einen festgelegt, welche Lampen (bis zu zehn) die Sync Box verwenden soll, zum anderen gibt man auch an, wo und auf welcher Höhe rund um TV beziehungsweise Sofa die Lampen positioniert sind. Ist das erledigt, kann es losgehen. In unserem Fall haben wir die Sync Box zwischen Apple TV und TV geschaltet. Das Einschalten von Apple TV schaltet gleichzeitig auch die Sync Box und den TV ein – wobei die Sync App hier recht umfangreiche Einstellmöglichkeiten bietet, etwa was die CEC-Stromerkennung oder auch das Erkennen beziehungsweise Umschalten der einzelnen HDMI-Eingänge angeht. Etwas schade: Zum Testzeitpunkt Anfang November waren die Erklärungen zu diesen einzelnen Punkten in der an sich deutschen App noch in Englisch gehalten.
Das Einstellen
Die Hauptfunktionen der Sync App sind schnell aufgeführt. Man kann den Synchronisierungsmodus einstellen – hier hat man die Wahl zwischen Video, Musik und Game –, die Intensität der Lichteffekte (subtil, moderat, hoch, extrem) festlegen, und mittels Schieberegler die allgemeine Helligkeit der Lampen definieren. Bei diesem letzten Punkt hätten wir uns gewünscht, dass man die Helligkeit der einzelnen Lampen separat regeln kann. Zwar sind in der vordefinierten Einstellung die Lampen vorne am TV bereits etwas heller als diejenigen hinter dem Sofa, in unserem Szenario hätten wir aber gerne die Helligkeit von zwei unserer vier Lampen weiter heruntergeregelt, was jedoch nicht möglich ist.
Zum Thema Intensität ist zu sagen, dass man im Modus "Subtil" die Lichteffekte beziehungsweise die Anpassung der Farben ans Fernsehbild kaum wahrnimmt. Das kann angenehm sein, allerdings kann man so mit den Hue-Lampen auch ohne Sync Box via App ein angenehmes Lichtbild definieren, das man während des Fernsehens aktiviert. Bei der Intensität "Extrem" wiederum ist der Name Programm – hier wird das Lichtspiel schon sehr nervös, zudem merkt man, gerade bei schnellen Schnitten auf dem TV, eine gewisse Latenz zwischen Bild und Lichteffekt. Darum empfehlen wir – abhängig davon, was man sich anschaut – die beiden Einstellungen "Moderat" oder "Hoch" bei relativ geringer Gesamthelligkeit. Mit diesem Setup schafft die Hue Play HDMI Sync Box eine angenehme Lichtatmosphäre angepasst ans TV-Bild, ohne störend zu wirken.
Das Fazit
Festzuhalten ist aber: Die Sync Box zusammen mit drei klassischen Hue-Birnen und einer Iris ist kein Ersatz für Ambilight. Das liegt zum einen an den im Test verwendeten Leuchten.
Philips wirbt im Zusammenhang mit dem System primär mit den Light Playbars – zirka 25 Zentimeter langen Lichtstäben, die gegen die Wand gerichtet werden können, um so Effekte mittels indirektem Licht zu generieren. Auch Lightstrips, also LED-Lichtstreifen auf der Rückseite des TVs, dürften ihre Arbeit besser verrichten als unsere Lampen. Doch auch sie sind kein Ambilight, denn auch mit Lightstrips kann pro Streifen jeweils nur eine Farbe dargestellt werden – ist das TV-Bild also unten blau und oben grün, wird das mit einem einzelnen Strip nicht an die Rückwand weitergegeben. Auf jeden Fall lohnt es sich, mit der Art der Lichtquelle, ihrer Position sowie den Einstellungen in der App etwas herum zu pröbeln.
Als Fazit gilt darum, dass die Hue Play HDMI Sync Box eine coole Erweiterung für eine bestehende Hue-Installation ist, die viel Atmosphäre beim Fernsehen generiert. Allerdings vermittelt das System nicht das Gefühl, dass das Bild über den TV hinaus optisch vergrössert wird. Mit 300 Franken ist die Sync Box zudem alles andere als ein Schnäppchen. Für dieses Geld bekommt man auch den eingangs erwähnten Insanelight-Nachbau, der laut diversen Online-Testberichten ebenfalls überzeugen kann.
(mw)