In diesem Jahr werden laut aktuellen Zahlen der Marktforscher von IDC weltweit 402,2 Millionen PCs verkauft. Bis im Jahr 2023 wird diese Zahl um jährlich 2,4 Prozent schrumpfen, so dass dann noch 365,7 Millionen Geräte weltweit abgesetzt werden. Das grösste Minus erwartet IDC dabei bei den traditionellen Notebooks und mobilen Workstations. Ihr Absatz wird von 73 auf 47,7 Millionen und damit jährlich um 10,1 Prozent zurückgehen. Dass gerade das Geschäft mit traditionellen Notebooks, die jahrelang für Wachstum im PC-Markt gesorgt haben, nur derart rückläufig ist, hat einen guten Grund: Neue Formfaktoren, namentlich 2-in-1- sowie Ultraslim-Geräte, welche die Gunst der Käuferschaft zunehmend erobern. Der Absatz von Ultraslims wächst bis 2023 laut IDC um 5,5 Prozent pro Jahr auf fast 100 Millionen Stück. Der Verkauf von 2-in-1-Rechnern, denen die vorliegende Marktübersicht gewidmet ist, legt derweil um 3,8 Prozent pro Jahr zu, so dass bis 2013 47,5 Millionen (anstatt 40,9 im Jahr 2019) solcher Rechner verkauft werden. Bis in vier Jahren also wird die Kategorie der 2-in-1s, zu denen Convertibles (Geräte mit drehbarem Display) und Detachables (Geräte mit abnehmbarer Tastatur) zählen, laut IDC gleich gross sein wie die der traditionellen Notebooks und 13 Prozent des gesamten PC- und Tablet-Absatzes ausmachen.
Ein Gerät für viele Bedürfnisse
In der Schweiz dürfte der Anteil an Convertibles und Detachables am gesamten Notebook-Geschäft schon heute grösser sein, sind diese Geräte tendenziell doch eher im Premium-Bereich angesiedelt und zielen somit auf eine kaufkräftigere Kundschaft. Lenovo berichtet denn auch, dass Convertibles und Hybrid-Geräte je nach Quartal zwischen 20 und 25 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen. HP erklärt, der Anteil von 2-in-1-Notebooks habe sich in den letzten vier Jahren von einem tiefen zweistelligen Anteil mehr als verdoppelt – was also in etwa den Angaben von Lenovo entsprechen dürfte. Allerdings registriert HP deutliche Unterschiede beim Verkauf von Detachables, also Notebooks, bei denen die Tastatur entfernt werden kann, und Convertibles – Notebooks, bei denen die Tastatur weggeklappt werden kann. Stefan Nünlist, Country Category Manager Computing bei HP Schweiz: "Während der Verkauf von Detachables relativ stabil geblieben ist, gab es einen markanten Anstieg in der Nachfrage nach Convertibles. Im Jahr 2016 lag der Marktanteil von Convertibles im tiefen einstelligen Bereich, mittlerweile hat er sich versiebenfacht."
Als Grund für die steigende Popularität der multifunktionalen Geräte nennt Abdelghani Lawrizy, Produktmanager bei Acer in der Schweiz, dass sich das Konzept des klassischen Arbeitsplatzes in einem starken Wandel befinde. "Die Grenzen zwischen Beruf und Freizeit werden aufgehoben. Für die heutigen Anwender wird Flexibilität und Multifunktionalität der Geräte zum entscheidenden Faktor bei der Kaufentscheidung." Dies bestätigt auch Patrick Weinmann, Field Marketing Manager, Client Solutions Switzerland & Austria bei Dell Technologies. 2-in-1-Geräte seien nicht zuletzt für die Personen praktisch, welche die Anzahl an Tech-Gadgets in ihrem Besitz verringern wollen. "Gerade in der Schweiz, wo eine grosse Pendel-Kultur gepflegt wird, sind es sich viele Personen gewohnt, im Zug zu arbeiten. Ein 2-in-1-Gerät bietet hier mehr Vielseitigkeit als ein herkömmliches Notebook oder Tablet." Im Busines-Umfeld würden sich die Geräte zudem besonders gut eignen, um beispielsweise bei einem Kundenbesuch Unterlagen zu präsentieren oder dank Touchscreen Verträge digital zu unterzeichnen. Grundsätzlich gelte insbesondere fürs Business-Umfeld: Je mobiler ein Anwender, ist, desto eher wird er ein 2-in-1-Gerät verwenden.
Vor- und Nachteile
Die Multifunktionalität und Mobilität von 2-in-1-Notebooks sind also unbestreitbare Vorteile dieser Gerätekategorie. Es gibt aber auch Nachteile – der hohe Preis wurde bereits erwähnt. Im Vergleich zu herkömmlichen Notebooks sind Convertibles zudem meist etwas schwerer, was unter anderem auf das Gorilla-Glas zurückzuführen ist, das für das Touchdisplay verwendet wird. Gerade Convertibles hing zudem lange der Ruf an, dass die Verbindung von Display und Rechner respektive Tastatur eine Schwachstelle ist, wo oft Defekte auftreten können. Dass dem auch bei aktuellen Geräten so ist, verneinen allerdings alle Hersteller vehement. Stefan Nünlist von HP beispielsweise erklärt: "Alle Geräte von HP durchlaufen einen sehr intensiven Testprozess. Dieser dient dazu, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Dadurch konnten wir sicherstellen, dass wir hier keine Probleme haben." Auch Abdelghani Lawrizy von Acer verweist auf die Qualitätstests, und fügt an: "Selbstverständlich schreiben wir der Robustheit der Produkte eine grosse Bedeutung zu. Die Scharniere sind bei Acer-2-in-1s mit widerstandsfähigem Metall versehen und stellen deshalb keine Schwachstelle dar. Schliesslich wird dieser Teil der Convertibles im Alltag am meisten belastet." Und Andreas Stader, 4P Manager Commercial bei Lenovo Schweiz, erklärt zu seinen Produkten: "Lenovo Convertibles werden mit Militär-Standards getestet. Die Ansprüche an die Konstruktion sind dieselben wie bei den stationären Formfaktoren."
Gespannt darf man sein, wohin die Entwicklung der Geräte geht. Andreas Stader prognostiziert unter anderem, dass die Notebooks künftig noch leichter werden, mit hochwertigeren Materialen kommen und über verbesserte Displays verfügen. "Faltbare Displays dürfen mittelfristig auch ein Thema sein", fügt Stader an. Ebenfalls in absehbarer Zeit zu erwarten sind wohl Geräte mit integriertem 5G-Modem, genauso wie im kommenden Jahr wohl das eine oder andere Gerät mit Dual-Screen auf den Markt kommen wird, so wie es Asus bereits in diesem Jahr an der IFA gezeigt hat (siehe auch S. 14).
(mw)