An 600 Postleit­zah­len in zwei ­Stunden
Quelle: Luckabox

An 600 Postleit­zah­len in zwei ­Stunden

Luckabox zeigt, dass man sogar im Logistikbereich ein Plattform-Business aufbauen kann, ohne sich wie Uber zu verhalten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2018/09

     

"In der Schweiz wird Qualität erwartet – sogar von den Early Adopters", weiss Aike Festini, Mitgründerin und CEO des Logistik-Start-ups Luckabox. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Same-Day- und On-Demand-Lieferservices und füllt mit seiner Plattform die Lücke zwischen Händler und Zulieferer – das heisst, dass Einkäufe und Bestellungen über die Luckabox-Plattform an Logistikpartner wie Velokuriere oder Spediteure vermittelt werden.


Für den Endkunden geschieht das unsichtbar im Hintergrund. Beim Einkauf wählt er einfach Liefertermin und -ort aus. Der Algorithmus sucht anschliessend den passenden Lieferanten aus seiner Datenbank. Dabei fliessen Faktoren wie Warengrösse, Abhol- und Lieferzeit, Region und mehr in die Auswahl ein. Der Auftrag landet anschliessend automatisch im Dispositionssystem des Spediteurs oder kommt per E-Mail, wenn solche Systeme fehlen. Luckabox schreibt sich eine Lieferzeit von zwei Stunden auf die Fahne, bietet aber auch eine zeitgenaue Lieferung bis eine Woche in die Zukunft – zumindest für die abgedeckten Regionen. "Wir sind zurzeit in 17 Schweizer Städten und ihren Agglomerationen vertreten", so Festini. Das sind aktuell über 600 Postleitzahlen. Die abgedeckten Regionen werden ständig erweitert und eine komplette Abdeckung der Schweiz ist bis ins vierte Quartal geplant.

Tablet-Variante für den Laden

Neben der offensichtlichen Funktion im E-Commerce bietet Luckabox ausserdem eine Standalone-Lösung am Point of Sale. Dazu steht im Laden ein Tablet, mit dem der Kunde zusammen mit dem Personal in drei Schritten die Lieferung seiner Einkäufe nach den eigenen Bedürfnissen regeln kann. Aktiv im Einsatz ist dieses System bereits bei Kunden wie Jelmoli und Franz Carl Weber. "Das Interesse an dieser Variante ist gross, denn die Geschäfte stehen in Konkurrenz mit dem E-Commerce im In- und Ausland. Ein kleiner E-Shop hat es vergleichsweise weniger schwer", erklärt Aike Festini.

Die Idee zu Luckabox kam Festini und ihrer Mitgründerin Maite Mihm 2016. Zunächst fokussiert auf die erste Meile versuchten die beiden, eine Versandlösung für den Privatverkauf zu schaffen. Verkaufte jemand via Internet ein Sofa oder eine Vase, kam ein Kurier vorbei, verpackte das Objekt und brachte es zum Käufer. Technisch funktionierte die Idee gut, war aber ökonomisch nicht tragbar. Da die beiden aber bereits vom Start-up-Fieber gepackt waren, schwenkten sie auf die letzte Meile sowie auf Business-­Kunden um.


Im September 2017 ging die neue Lösung mit dem Pilotkunden Steg Electronics live und ist seit Januar 2018 voll operativ. 17 Kunden sind bereits an Bord und 27 Kurierunternehmen sorgen für die Verteilung der Waren. Seit Mai dieses Jahres ist das Unternehmen sogar nicht nur in der Schweiz unterwegs, sondern auch in Wien. Dabei sieht das Geschäftsmodell wie folgt aus: Gegen einen Aufpreis können Händler ihren Kunden eine neue Dienstleistung bieten, die modernen Wünschen entspricht. Der Aufpreis geht zum grössten Teil an die Kuriere, von denen Luckabox aber Volumenrabatte erhält. "Im Schnitt bleiben etwa 20 Prozent des Lieferpreises bei uns", erklärt Festini.

Nachhaltige Digitalisierung

Seit Anfang des Jahres wuchs das junge Unternehmen auf acht Mitarbeiter und konnte bereits einige Preise abräumen: Darunter alle drei Runden beim Venture Kick und den Sieg bei der European Supply-­Chain Start-up Competition.

Schliesslich verstehen sich Festini und ihre Mitstreiter als etwas anderes als den Uber der Waren-Logistik. "Damit die Digitalisierung für alle funktioniert, muss sie auch nachhaltig sein", betont Festini. Deshalb arbeitet Luckabox nur mit professionellen Kurieren, die ihre Mitarbeiter gemäss den Schweizer Normen bezahlen. "Wir sind bei unseren Partnern nicht an Lohndumping interessiert", versichert Festini. So passt es auch gut ins Bild, dass die gesamte Technologie in der Schweiz entwickelt wurde.


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