Die Zahl der Unternehmen, die heute noch Tintendrucker anbieten, ist mit Brother, Canon, Epson und HP Inc. einigermassen überschaubar. Andere Hersteller konzentrieren sich derweil ganz auf Laser oder LED. Dabei, so erklärt zumindest Giordano Sticchi, Leiter der Epson-Niederlassung in der Schweiz, sei Tinte das einzige Segment im Druckmarkt, welches ein positives Wachstum verzeichnet. "Gründe für diese Entwicklung finden sich in den Vorteilen, die Firmenkunden mit Inkjetdruckern erhalten. Dies sind im Einzelnen sehr geringe Stromkosten, sehr günstige Druckkosten sowie eine durchweg umweltfreundliche Technologie." Allerdings ist Epson der einzige Hersteller, der dem Tintendruckergeschäft positives Wachstum attestiert. Canon spricht von einem rückläufigen Tintendruckermarkt in der Schweiz, auch wenn man selbst seit 2015 den Umsatz halten könne. Auch HP Schweiz erklärt, sowohl im Tinten- als auch im Lasersegment einen tendenziell rückläufigen Druckermarkt zu beobachten. "Hauptgründe sind die Digitalisierung sowie der Trend zum papierlosen Büro", so Michael Schmocker, Printing Category Manager, HP Schweiz. Immerhin: Sandro Nizzola, Senior Product Manager bei Brother (Schweiz), geht zwar nicht auf die generelle Marktentwicklung ein, sagt aber, dass sich die Tintenstrahldruckertechnologie stark in Richtung KMU entwickle. "Die Gründe sind in der schnellen Druckausgabe, kompakte Bauweise und verhältnismässig günstige Anschaffungspreise zu finden."
Entsprechend liegt auch der Fokus von Brother auf dem Vertrieb von Business-Tintenstrahldruckern, speziell auf A3-Geräten. Angaben zum Verhältnis der verkauften A3- und A4-Geräten macht Nizzola nicht, im Gegensatz etwa zu Michael Schmocker von HP, der erklärt, dass das Verhältnis bei den Tinten-MFPs rund 90 zu 10 (A4 zu A3) beträgt. Ähnlich ist es bei Epson, wo das Verhältnis mit 80 zu 20 angegeben wird. Canon führt derweil aktuell gar keine A3-Geräte im Sortiment.
Tinte heute vs. Tinte früher
Einig sind sich alle Anbieter, dass die Tintentechnologie heute defintiv im Unternehmensumfeld angekommen ist. Giordano Sticchi: "Tintendruck ist eine hoch entwickelte Drucktechnologie, und die heutigen Office-Drucker haben mit den Geräten für den Heimgebrauch, die man noch aus den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts kannte und die auch für das heute existierende Bild des Tintendruckers verantwortlich zeichnen, nichts mehr gemein. Das wäre so, als wolle man aufgrund der Erfahrungen, die man mit Röhrenmonitoren gemacht hat, auf die Qualität heutiger Displays schliessen." Ähnlich auch die Aussage von Lucien Descombes, dem Canon-Mediensprecher, der sagt, dass sich die Drucktinten qualitativ stark weiterentwickelt hätten und inzwischen sehr langlebig seien. "Sie erfüllen heute die hohen Anforderungen für den professionellen Einsatz zum Beispiel in der Treuhandbranche."
Fragt man die Hersteller, welche Argumente nebst der ökologischen und ökonomischen Apsekte sonst noch für Tinte und welche dagegen sprechen, erklärt Lucien Descombes, dass Tintendrucker vielseitig einsetzbar sind und auch für den Druck von Fotos genutzt werden können. Zudem haben sie den Vorteil, dass kein Tonerstaub entsteht. Dadurch können die Drucker auch in sterilen Umgebungen, also beispielsweise im medizinischen Umfeld, eingesetzt werden. Andererseits können Laserdrucker im Vergleich zu Tintendruckern vielseitiger konfiguriert und den Bedürfnissen des Unternehmens angepasst werden. Zudem geht beim doppelseitigen Drucken keine Geschwindigkeit verloren. Auch Sandro Nizzola von Brother erwähnt das emissions- und geräuscharme Drucken der Tintentrahler, während für Laser die wischfesten und scharfen Dokumentenausdrucke sprechen würden. Bei Epson ist man überzeugt, dass Tintendrucker Lasergeräten überlegen sind. "Sie sparen Unternehmen im Betrieb rund 90 Prozent der durch den Druck aufkommenden Stromkosten. Sie drucken die erste Seite ohne Wartezeit, weil es bei ihnen keine Aufheizzeit gibt. Das macht sich besonders bei büroüblichen Dokumenten von drei bis sechs Seiten Länge sehr vorteilhaft bemerkbar", so Giordano Sticchi. Und weiter: "Sie sind ausserdem verhältnismässig einfach aufgebaut und daher sehr zuverlässig im Betrieb."
Dezentrale Umgebungen
Bei der Anschaffung von Geräten zu beachten sind nebst dem Einsatzgebiet, dem Technologieentscheid und damit zusammenhängend den Kosten und der Nachhaltigkeit sicherlich auch Punkte wie Sicherheit, Managability und die Garantieleistungen, so Michael Schmocker von HP Schweiz. Ein Trend, den praktisch alle Hersteller nennen, ist die Entwicklung hin beziehungsweise zurück zu dezentralen Drucklösungen. Sandro Nizzola: "Der Vorteil solcher Lösungen ist, dass individuell auf die Ansprüche und Bedürfnisse der Anwender eingegangen werden kann und optimale Druckerlösungen angeboten werden können. Es können massgeschneiderte und effiziente Drucker-Kombinationen aus Laser-A4- und Inkjet-A3-Geräten geschnürt werden um jeweils optimal die jeweiligen Stärken der unterschiedlichen Technologien auszuschöpfen." Diese Drucklösungen seien um ein vielfaches günstiger als zentrale Grosskopierer. Giordano Sticchi fügt zudem an: "Bei diesen Installationen sind die Wege der Mitarbeiter zu den Druckern kurz, es gibt keine Schwierigkeiten mit vertraulichen Dokumenten und Störungen eines Drucksystems schlagen sich nicht sofort auf eine Vielzahl Anwender nieder. Entscheidend für solche Einrichtungen ist natürlich auch die Akzeptanz der Mitarbeiter, einen Drucker in der Nähe des eigenen Arbeitsplatzes zu dulden. Das stellt bei Tinte gar kein Problem dar, bei Laserdruckern hingegen schon."
Was bezüglich der Anschaffung neuer Geräte ebenfalls die meisten Hersteller empfehlen, ist die Konsultation eines kompetenten Fachhändlers. "Fragen, die dabei geklärt werden, sind zum Beispiel: Wie oft wird der Drucker eingesetzt? Wie viele Seiten pro Monat sollen ungefähr gedruckt werden? Werden neben reinem Drucken auch Kopier- und Scan-Funktionen benötigt? Besteht Bedarf an zusätzlichen Features wie NFC, LAN/WLAN oder Secureprint? Oder macht es gar Sinn, ein umfassendes ausgelagertes Druckdienstleistungspacket, sprich Managed Print Services, zu evaluieren?", erklärt abschliessend Lucien Descombes.