Wie erzählen Sie einem Nicht-ITler, zum Beispiel in Ihrer Familie, was Nomos genau macht?Wir sind Dolmetscher und übersetzen auf sehr hohem Niveau Computersprachen, Maschinensprachen und Gebäudesystem-Sprachen zueinander. Es ist allerdings in der Tat nicht so einfach, sich etwas darunter vorzustellen. In meiner Familie habe ich es am Beispiel des Energieverbrauchs in den eigenen vier Wänden illustriert. Die aufgezeichnete Kurve des Energieverbrauchs an sich war noch nicht wirklich aufschlussreich – man sieht einfach ein paar Kurven. Aber als ich dann eine Push-Notification eingerichtet hatte, die ausgelöst wurde, sobald ein bestimmter Wert überschritten wurde, hat sich das schlagartig geändert. Dadurch wurde ihnen bewusst, wie viel Energie sie verbrauchten, und sie versuchten dann, den Energieverbrauch zu senken. Das hat das Bewusstsein geschärft und ein Verständnis dafür geschaffen, was wir mit Nomos genau machen. Im Fachbereich bezeichnet man uns auch als Protokoll-Handwerker. Wir sind Mitglied bei über 18 Standardisierungsorganisationen und schaffen die Verbindungen zwischen den Geräten dieser Organisationen.
In der IT-Welt ist IoT eines der Buzzwords. Was sind denn aus Ihrer Sicht die Trends innerhalb der IoT-Welt?Ich sehe in der Industrie eine Entwicklung, die sich dem vermeintlichen Zwang entzieht, alles und jedes permanent ans Internet anzuschliessen oder über Cloud-Anwendungen abzuwickeln. Man schafft also innovative Systeme, die beispielsweise für bestimmte Produktionsschritte oder Updates ans Netz angeschlossen werden, danach aber autonom funktionieren. Der Hauptgrund dafür sind Sicherheitsüberlegungen. Fällt in einer Produktionshalle das Internet aus und stehen plötzlich alle Maschinen still, dann kann das fatale Auswirkungen haben. Es ist heute ein grosser Wettbewerbsvorteil für uns, dass wir bei unserer Gründung 2010 nicht volle Kraft in die Cloud gingen. Unsere Lösungen sind selbstverständlich Cloud-fähig, aber wir haben sie von Anfang an so entwickelt, dass sie auch isoliert und ohne Internetanschluss funktionieren. Zudem sind wir seit jeher in Branchen wie der Aviatik oder der Marine tätig, die eben gerade auch längere Zeitabschnitte ohne Internet funktionieren müssen.
Wie wichtig ist für Sie der Standort Schweiz?Der Standort Schweiz ist für uns zentral. Wir wollen unser Geschäft und unsere Technologie in der Schweiz weiter vorantreiben und entwickeln. Da wir an diesen Standort glauben, sehen wir dies als selbstverständlichen Beitrag. Die SBB sind eigentlich ein ganz gutes Vorbild für uns. Das Unternehmen findet immer wieder neue Wege, das Netz noch besser auszulasten und trotzdem pünktlich und nach Fahrplan zu verkehren.
Auf Ihrer Website sind aber schon sehr viele internationale Kunden gelistet. Wie kommt das?Das ist richtig. Bis vor rund zwei Jahren hatten wir gar keine Schweizer Kunden. Unser Angebot hat vor allem international tätige Anbieter und ausländische Unternehmen interessiert, aus der Unterhaltungselektronik, der Automobilbranche und, wie oben bereits erwähnt, der Marine-Branche und der Aviatik. Unser erster grosser Schweizer Kunde war dann die Ruag. Nun, und das ist auch noch wichtig zu erwähnen – wir hatten mehrmals die Möglichkeit, die Firma komplett in die USA zu verlegen, haben diesen Schritt aber bewusst nicht gemacht.
Wächst Nomos organisch oder mit Investoren?Bis dato sind wir organisch gewachsen und haben bewusst auch nicht viel Marketing gemacht. Es hat sich herumgesprochen, was wir leisten können, und so kamen wir von einem spannenden Projekt zum nächsten. Wir waren so also gar nicht wirklich auf dem Radar der Branche und möglicher Investoren, eben weil wir nicht aktiv danach suchten. Dass die Jury des Swiss ICT Award das Potenzial unserer Lösung gesehen hat und die geringe Bekanntheit nicht als Hinderungsgrund sah, ehrt uns sehr. Denn die anderen Finalisten waren alle sehr stark.
Was sind die nächsten Meilensteine?Wir haben Grosses vor.
Jury-Begründung
Wer beginnt, IoT zu nutzen, stellt rasch fest, dass die Protokolle, die Software und die Hardware meist proprietär und untereinander nicht kompatibel sind. Eine IoT-Automatisierungssoftware, die sämtliche Automatisierungsprotokolle für Multimedia, Software, Service und Gebäude entschlüsselt und mit proprietären IoT-Apps nach Belieben verbindet, ist die Lösung.
Die Jury honoriert die Weitsicht, den Mut und die Umsetzung dieser Initiative und erklärt
Nomos System zum Sieger. Die Zahl der IoT-Komponenten und Protokolle wächst in den kommenden Jahren rasant. Es wird deshalb immer wichtiger, eine einfache und integrierte Bedienung zu ermöglichen. Hier hat sich Nomos System durch die Modularität ihrer Plattform einen strategischen Vorsprung geschaffen.