Laut den Marktforschern von Gartner legt der Wearables-Markt in diesem Jahr um 17 Prozent zu und generiert einen Umsatz von über 30 Milliarden Dollar, wobei rund ein Drittel auf den Verkauf von Smartwatches zurückzuführen ist. Bis 2021, so Gartner weiter, soll sich der Smartwatch-Absatz auf 81 Millionen Einheiten vordoppeln, und den smarten Uhren wird das grösste Umsatzpotential vorausgesagt. Boom-Zeiten also!
Derweil hat das Kantar Worldpanel Ende 2016 herausgefunden, dass in den USA gut 15 Prozent und in Europa gar nur rund 10 Prozent der Konsumenten ein Wearable (üblicherweise ein Fitness-Armband oder eine Smartwatch) besitzen, und dass dieses nur zu oft nach dem Kauf beziehungsweise nach einigen Monaten Nutzung in Schubladen verschwinden. Dies hat unter anderem die deutsche Plattform "Computerwoche" dazu verleitet, die Smartwatch jüngst in einem Artikel als "gescheitert" zu bezeichnen. Als Grund des Scheiterns wird die Strategie der grossen Hersteller genannt, die versucht hätten, den Markt über das Consumer- statt das Enterprise-Segment aufzurollen. Das sei ein Fehler. Mit biometrischen Sicherheitsfunktionen oder GPS-Features für die Logistik wäre den intelligenten Uhren mehr Erfolg beschert gewesen denn als Bildschirm-Erweiterung des Smartphones, wo lediglich Nachrichten angezeigt und Fitnessdaten gemessen werden, so die Meinung in besagtem Artikel. Und so erstaune es auch nicht, ist weiter zu lesen, dass vor allem diejenigen Smartwatch-Hersteller am erfolgreichsten sind, die Geräte bauen, welche mit traditionellen Uhren vergleichbar sind.
Markt braucht mehr Zeit
Fragt man bei den Herstellern nach, bestätigt sich dieses Bild. Luxus-Uhren-Hersteller TAG Heuer zeigt sich sehr zufrieden mit dem Absatz seiner Connected-Modular-Uhr, die sich stark an eine traditionelle Uhr anlehnt. Unter den zehn Bestsellern des Unternehmens würden sich gleich zwei solcher Connected-Smartwatches finden, lässt das Unternehmen mitteilen. Und man sehe eine rosige Zukunft für die smarten Uhren, die Wearable-Technologie werde proportional mit der zunehmenden Unabhängigkeit der Uhren zum Smartphone wachsen, ist sich TAG Heuer sicher.
Stellt man hingegen Huawei die Frage, wie zufrieden man mit dem Smarwatch-Absatz sei, bekommt man von Daniel Meier, Vize Präsident CBG bei Huawei Technologies Switzerland die Antwort: "In der momentanen Situation ist es uns wichtig, dass wir diese Produkte in unserem Portfolio haben und unseren Kunden auch im Bereich Smartwatches ein exzellentes Gerät anbieten können." Erklärend schiebt Meier hinterher, dass es scheine, als brauche der Smartwatch-Markt noch ein wenig mehr Zeit. Viele Konsumenten hätten für sich wohl noch keinen Mehrwert in einer Smartwatch entdeckt. "Dieser Markt steht und fällt mit dem Nutzen eines solchen Produktes. Daneben stehen all die verschiedenen Smart Devices wie Fitnessbänder ecetera. Ein solches Gerät kann unter Umständen bereits die Ansprüche der Konsumenten abdecken. Es wird wohl noch ein bisschen dauern, bis sich der Smartwatch-Status etabliert hat, und dann wird er wohl auf einem stabilen Niveau auch in Zukunft bestehen."
Von Seiten Garmin heisst es zum Thema Smartwatch-Absatz derweil, dass man sehr zufrieden sei mit den bisherigen Entwicklungen und sich auf eine spannende Zukunft in einem starken Markt freue. Michelle Tischer, Marketing Specialist, Garmin Schweiz: "Während die Nachfrage nach einfachen Fitness-Trackern in letzter Zeit etwas gesunken ist, steigt die Nachfrage nach Smartwatches weiter. So haben sie sich von einem anfänglichen Hype zu einem festen Bestandteil auf dem Markt entwickelt."
Nutzen kommt mit der SIM
Gefragt nach dem Nutzen einer Smartwatch für den Konsumenten erkärt Daniel Meier von Hauwei, er sähe persönlich den grössten Nutzen bei einem Smartwatch-Modell mit Connectivity, weil die Uhr so unabhängig vom Smartphone betrieben werden kann. "So braucht man nicht ständig sein Smartphone dabei zu haben und ist trotzdem erreichbar. Auch für sportliche Aktivitäten ist es bestimmt viel bequemer ohne Smartphone, und trotzdem muss man nicht auf seinen Musik-Service verzichten, ist im Notfall auch telefonisch erreichbar und sämtliche gewünschte Daten werden getrackt." Diese Unabhängigkeit vom Smartphone ist wie erwähnt auch das Argument, das TAG Heuer auf die Frage ins Feld führt, was denn die wichtigste Entwicklung im Smartphone-Geschäft in den kommenden 12 bis 24 Monaten sei.
In unserer Marktübersicht allerdings gibt es erst zwei der insgesamt neun Modelle mit Connectivity-Funktionen – sprich einer SIM- beziehungsweise einer E-SIM-Karte: die Watch 2 von Huawei und neu auch die Apple Watch, die in der Version 3 nun ebenfalls als LTE-Version gebaut wird und als solche in diesen Tagen auch in der Schweiz erscheinen sollte.
(mw)