Es geht nicht mehr lange und du bist wieder mal in der Schweiz. Du hattest vergangenes Jahr an einer Tagung des GDI (Gottlieb Duttweiler Institut) einen Auftritt. Wie kam es dazu?Ja, ich erinnere mich gut. An dieser Veranstaltung zur Zukunft des Handels habe ich zum ersten Mal den Vortrag «Unfuck the economy» gehalten. Der ist inzwischen zu einem beliebten Dauerbrenner geworden und erhält auch laufend neue Aspekte. Die Geschichte mit Einhorn, nachhaltigem Wirtschaften und einer Unternehmenskultur für die Generation Y geht ja weiter. Freut euch auf den 14. November! Ach … und noch was. An der GDI-Tagung konnten wir damals den Deal mit DM einfädeln, dem Drogerie-Marktführer in Deutschland. Für Einhorn war das ein ganz wichtiger Meilenstein. Wir haben also gute Erinnerungen an die Schweiz.
Beim Swiss ICT Award werden innovative Projekte und Start-ups ausgezeichnet, die noch einen Weg vor sich haben. Siehst du dich selbst eigentlich als Vorbild für Jungunternehmer?Sicher taugt vieles, was ich tue, als Vorbild. Es geht aber nicht darum, den grossen Macker rauszuhängen. Der Anspruch an eine faire Produktion, die Transparenz unseres Handelns bis hin zur Reinvestition von Gewinnen in nachhaltige Projekte haben in der Tat Vorbildcharakter. Selbstverständlich haben wir auch nichts dagegen, wenn uns alle kopieren. Im Gegenteil! Kopiert uns!
Welche Rolle spielen moderne IT-Tools in eurem Unternehmen?Die sind kaum mehr wegzudenken. Während wir dieses Interview führen, sitze ich auf dem Fahrrad mit dem Apple Earpod im Ohr. Unsere Organisation nutzt die gesamte Palette von Google Apps. Alle haben Laptops und können kommen und gehen, wann und wie sie wollen. Wir sind auf Amazon präsent und haben einen eigenen Webshop. Wir machen viele Online-Videos. Nicht zuletzt haben wir dank Crowdfunding 100’000 Euro Startkapital eingesammelt. All das wäre ohne das Internet nicht möglich. Und es geht ja rasant weiter mit Neuem. Snapchat verstehe ich noch einigermassen, obwohl ich nicht damit aufgewachsen bin. Wie einfach ich mit KI und VR in Zukunft werde umgehen können, werden wir sehen.
Wie stark nützt euch euer Image beim Recruiting?Sehr stark. Wenn wir einen Job ausschreiben, dann erhalten wir in der Regel über hundert Bewerbungen. Dazu kommt, dass wir viele Initiativbewerbungen erhalten. Das Erstaunliche ist, dass sich regelmässig Kandidaten aus grossen Unternehmen melden, die ihre hochbezahlten Jobs aufgeben wollen, um sich ins Abenteuer mit Einhorn zu stürzen. Mit den spannendsten Kandidatinnen und Kandidaten gehen wir Mittag essen. Sie sollen uns dann ganz einfach von ihren Träumen erzählen und was sie tun würden, wenn Geld keine Rolle spielt. So finden wir heraus, ob jemand zu uns passt.