Mit über 120 Teilnehmern ist am 14. September im Forum St. Peter der Credit Suisse die bereits 9. Lean, Agile & Scrum Konferenz über die Bühne gegangen. Organisiert wurde der Anlass von der gleichnamigen Fachgruppe. Das Organisationsteam schaffte es auch in diesem Jahr, inspirierende Keynote-Speaker und weitere spannende Redner für den Anlass zu gewinnen.
Keynote-Speaker David Tanzer, langjähriger Software-Entwickler und Projektleiter, legte sich gleich zu Beginn der Konferenz mächtig ins Zeug und sprach Klartext: "Viele Firmen haben Organisationsformen, die nicht für Software-Entwicklung geeignet sind." Fertigungsprozesse in der Industrie, die früher durchaus ideal gewesen seien, würden vielen Anforderungen in der heutigen dynamischen ICT-Welt nicht mehr gerecht. Davon sind laut Tanzer auch Boni-Regelungen, KPIs oder jährliche Budgets nicht ausgenommen. Auch diese müssten "agiler" werden.
Ist Agilität ineffizient?
Einen provokativen Titel ("Agilität ist ineffizient!") hatte Klaus Bucka-Lassen für seinen Beitrag gewählt. Wer annahm, dass er damit die Community in die Pfanne hauen würde, sah sich indes getäuscht. In vielen Unternehmen werde der "Effizienz" eine viel zu hohe Bedeutung beigemessen. Stattdessen sei die "Effektivität" viel wichtiger geworden, welche mit agilen Prozessen besser erreicht werden könne. Dies beinhaltet zum Beispiel, regelmässig mit dem Kunden zu sprechen und die Zielsetzung laufenden Entwicklungen anzupassen.
Als Negativbeispiele nannte er Blockbuster, die amerikanische DVD-Verleih-Kette, die mit wehenden Fahnen unterging und sogar die Gelegenheit ungenutzt liess, Netflix zu einem Schnäppchenpreis zu kaufen. Oder Nokia, der einstige Handy-Riese, der heute nur noch ein Nischendasein fristet. "Beide Firmen waren hocheffizient", sagt Bucka-Lassen. Doch sie haben wegen ihrer "effizienten" Prozesse die relevanten Trends verpasst.
Resultate der "Swiss Agile Study"
Zu Beginn des Nachmittagprogramms wurden von Martin Kropp die Resultate der zum dritten Mal durchgeführten "Swiss Agile Study" vorgestellt, die auch von swissICT unterstützt wird. Die Studie unterstreicht die zunehmende Wichtigkeit agiler Vorgehensmodelle. Demnach gaben 85 Prozent der teilnehmenden IT-Unternehmen an, agile Vorgehensmodelle in einer mehr oder weniger starken Ausprägung einzusetzen. Neu wurden in der dritten Studie detaillierte Fragen zu Stress und Überzeit in agiler Software-Entwicklung aufgenommen. Die Resultate zeigen eine Tendenz, wonach sich agile IT-Professionals leicht weniger gestresst fühlen und etwas weniger Überzeit arbeiten müssen.
Am Nachmittag nahm Keynote-Speakerin Julia Dellnitz die Teilnehmer mit auf einen Segeltörn. Sie zeigte interessante Parallelen zwischen Entscheidungen auf hoher See und Teamarbeit auf. Zweifelsohne hilft auch auf Hochsee eine klare Rollenverteilung in kritischen Situationen. Genauso wie in agilen Projekten hilft sie, die "Handlungsfähigkeit" zu erhalten.
Patrick Baumgartner vom Organisationsteam zieht eine erfreuliche Bilanz: "Die 9. LAS-Konferenz war absolut auf Augenhöhe im Vergleich zu denen der Vorjahre. Tolle Keynote-Speaker hielten den Teilnehmern einen Spiegel vor die Augen und sprachen ihnen aus dem Herzen. Eine Premiere war die Keynote von Julia Dellnitz, die das Auditorium immer dunkler werden liess und schlussendlich einen 'Sternenhimmel' zu Tage brachte. Durch Präsentationen und Workshops aus unserer Community gelang ein spannender Einblick über den aktuellen Stand der Agilität welcher in den Firmen anzutreffen ist. Schlussendlich kam auch das Netzwerken nicht zu knapp – hierbei wurden in Gesprächen Themen aus den Präsentationen vertieft und reflektiert".
Alles Weitere zur Konferenz gibt es unter
www.lean-agile-scrum.ch.
