s ist eines der in Deutschland zurzeit meistgehypten Start-ups: Einhorn, Produzent veganer Kondome mit Sitz in Berlin. In der Schweiz noch wenig bekannt, machte das 2015 gegründete Unternehmen im vergangenen Jahr laut eigenen Angaben über 1 Million Euro Umsatz und schrieb Gewinn – ohne grosse Investoren an Bord. Die Kondome sind ausserdem beim Drogerie-Marktführer DM gelistet, zudem soll Einhorn auch bereits Marktführer im Bio-Segment für Kondome sein.
Ein Hauch Berlin wird am 14. November an der Verleihung der Swiss ICT Awards 2017 durch das KKL Luzern wehen. Einhorn-Gründer Philip Siefer wird in seiner Keynote vor der Preisverleihung über Motive und Geschichte des jungen Unternehmens sprechen, welches mit einer äusserst erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne gegründet wurde, durch auffällige PR-Aktionen bekannt geworden ist und die Unternehmenskultur auf die Generation Y ausrichtet.
Wie viel darfs denn sein?
Viel ist geschrieben worden über die Menschen der Generation Y. So etwa, dass sie flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und Sabbaticals wünschen. Dass Leistung und Lebensgenuss untrennbar zusammengehören. Derweil üben sich viele Unternehmen darin, Rezepte im Umgang mit der Generation Y zu finden. Was bei grossen Konzernen angesichts gewachsener Unternehmenskultur und etablierter Prozesse ein eher schwieriges Unterfangen ist, gehört bei Start-ups oft gleich von Anfang an dazu.
So ein Start-up ist Einhorn. Hier bestimmt jeder Mitarbeiter sein Gehalt selbst und nimmt so viel Urlaub, wie er oder sie will. Einhorn lebt nicht nur nach den Bedürfnissen der Generation Y, sondern hat auch eine Mission: Das Start-up produziert das Alltagsprodukt Kondom fair. Das geht von einer fairen Bezahlung entlang der Lieferkette über den Schutz der Biodiversität im Kautschukanbau bis hin zu einem möglichst geringen CO
2-Verbrauch entlang des Lebenszyklus. Das Ganze wird transparent kommuniziert und ist auf der Website nachzulesen. Zudem werden 50 Prozent der Profite in nachhaltige Projekte investiert. So verbindet Einhorn Social Impact und kommerziellen Erfolg.
Kein Wurm drin
Genau diese Kombination macht das Start-up zu einem spannenden Fall. Nachhaltige Produkte stehen nicht selten im Verruf, einerseits teuer und andererseits von nicht allerhöchster Güte zu sein. Den Mehrpreis bezahlt man für das gute Gefühl. Der Wurm im nicht ganz so runden und glatten Bio-Apfel lässt grüssen. So könnte beim Einhorn-Kondom der Verdacht aufkommen, dass es nicht ganz so sicher sei wie herkömmliche Modelle.
Dem widerspricht der Produzent ganz vehement: Wie auf der Website nachzulesen ist, sind die Kondome mindestens so stabil und erst noch auffällig verpackt. Statt der klassischen Kartonschachtel setzt Einhorn auf eigenwillig designte Tüten – in Anlehnung an Chips-Tüten. Dass Einhorn trotz nachhaltiger Produktion preislich mit der Konkurrenz mithalten kann, hänge mit den hohen Margen zusammen, ist auf der Website nachzulesen. Was nichts anderes heisst, als dass Einhorn offenbar weniger in die eigenen Taschen steckt und stattdessen beispielsweise in fairen Kautschukanbau investiert.
Frustration als Antrieb
Das ist aber noch nicht alles in Sachen Nachhaltigkeit: Die beiden Einhorn-Gründer – nebst Philip Siefer ist das Waldemar Zeiler – animieren gemeinsam mit 50 Unternehmern in einem "Entrepreneurs Pledge" dazu, ebenfalls nachhaltige Unternehmen zu gründen. Die ersten Gedanken dazu entstanden, als Zeiler sich eine Auszeit nahm und sechs Monate durch Mittel- und Südamerika reiste. Zuvor war er unter anderem beim Zalando-Inkubator Rocket Internet tätig und zusehends frustriert darüber, dass faires Business immer noch eine Ausnahmeerscheinung zu sein schien.
Und was läuft mit Einhorn in der Schweiz? Da sich das Unternehmen laut eigenen Angaben zuerst primär auf den deutschen Markt konzentriert hat, sind die Verkaufszahlen in der Schweiz noch nicht herausragend. Seit 2017 können Endverbraucher immerhin direkt im Onlineshop bestellen – also auch Kundinnen und Kunden aus der Schweiz.