Schlüsselfertige Lösung für schlüsselloses Wohnen
Quelle: Nuki

Nuki

Schlüsselfertige Lösung für schlüsselloses Wohnen


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2017/09

     

Das Problem, dass man mit vollbeladenen Einkaufstüten vor der Haustür steht und den Schlüssel nicht zur Hand hat, kennt wohl jeder. Und jeder hat sich in einer solchen Situation sicherlich schon gewünscht, dass sich das Türschloss wie von Geisterhand entsperrt und sich die Haustür ebenso öffnet. Das österreichische Start-up Nuki hat sich genau solchen Problemen angenommen und ein gleichnamiges Smart-Lock-System mit permanenter Internetverbindung entwickelt, welches einfach auf das heimische Türschloss aufgesetzt werden kann und den Hausschlüssel überflüssig macht.

Geofencing für die Zauberhand

Zur Installation wird ein Hausschlüssel in das zylinderförmige Gerät integriert und das ganze Konstrukt wird auf das Hausschloss aufgesetzt – normalerweise auf der Innenseite der Tür, so dass Nuki von aussen nicht erkennbar ist. Das Schloss verfügt über einen Knopf, mit dem man die Tür manuell ent- beziehungsweise versperren kann. Der Button hat ausserdem eine Doppelklick-Funktion, mit welcher das Schloss nach fünf, zehn oder zwanzig Sekunden automatisch ab­schliesst. Strom erhält Nuki von vier AA-Batterien. Und wenn sich die Energie der Batterien zu Ende neigt, wird der Nutzer in der App oder auf iOS-Plattformen auch über eine Push-Nachricht informiert.

Gesteuert wird das smarte Türschloss mit einer Smartphone-App, die es für iOS- und Android-Geräte gibt. Die Verbindung zwischen Schloss und Smartphone geschieht über Bluetooth. Um die Tür zu öffnen oder zu schliessen, genügt ein kurzer Wisch mit dem Finger. Für Türen, die mit keiner Klinke sondern einem Knauf ausgestattet sind, kann Nuki die Tür nicht nur entriegeln, sondern auch den Schliessmechanismus so betätigen, dass die Tür ohne manuelle Hilfe aufspringt.


Und Nuki erlaubt es auch, wiederkehrende Regeln festzulegen. So ist es etwa möglich, die Haustür zu vordefinierten Zeiten automatisch abschliessen zu lassen, also beispielsweise jeden Abend um 21 Uhr. Während die ältere Nuki-Generation einen Umweg über die separat erhältliche Nuki Bridge und den Internet-Dienst IFTTT voraussetzte, ist es nun dank einem App- und Firmware-Update möglich, entsprechende Regeln für bis zu zehn Sperrzeiten direkt in der App zu definieren.

Darüber hinaus verfügt Nuki auch über eine Geofencing-Funktion, die die Tür jedesmal automatisch aufschliesst, wenn sich eine erfasste Person – mit Nuki-App auf dem Smartphone wohlgemerkt – der Tür nähert. Der Radius für die Geofencing-Funktion umfasst etwa hundert Meter rund um das smarte Schloss. Damit dürfte sich auch das Einkaufstütenproblem vor der verschlossenen Haustüre lösen lassen.

Privatwohnung oder Büro

Ein weiteres attraktives Nutzungsgebiet ist die Vergabe von temporären Zutrittsrechten. Dazu müssen der Administrator sowie der Gast die Nuki-Anwendung installiert haben. Dies ist dann attraktiv, wenn man etwa in den Ferien ist und die Nachbarin die Blumen giessen sollte oder, wenn jemand kurz etwas vorbeibringen möchte, obwohl niemand zuhause sein wird. Durch die Funktion soll sich Nuki zudem auch für den Einsatz in Büros, Arztpraxen, Behörden, Läden oder Anwaltskanzleien lohnen und durch die Tatsache, dass nur noch eine App und kein Schlüssel mehr nötig ist, können kleine und mittlere Unternehmen gar die Kosten für die Erstellung physischer Schlüssel einsparen. Dazu stellt das Start-up eine Desktop-Lösung mit dem Namen Nuki Web zur Verfügung, die die Nutzerverwaltung sowie die Kontrolle von einem oder mehreren installierten Smart Locks vereinfachen soll.


Jedoch ist bei der Vergabe der Gastnutzungen Vorsicht gefragt. So wird in mehreren Erfahrungsberichten unabhängig voneinander beschrieben, dass man unbedingt den Administration-Bereich der App mit einem Pin-Code schützen sollte, da die Anwendung keinen ersichtlichen Unterschied zwischen Besitzer und Gastnutzer macht. Dies kann dazu führen, dass selbst die Gastnutzer den Admin von der Anwenderliste streichen können. Ein weiteres Problem von Nuki dürfte sein, dass sich eine Türe per einfachem Knopfdruck entsperren lässt und so nicht mehr kindersicher ist, zumal Knöpfe eine magische Anziehungskraft auf Kleinkinder zu haben scheinen. Um eine Tür wirklich kindersicher zu machen, ist wohl nach wie vor das gute alte Abschliessen und Schlüsselabziehen ­nötig. (asp)


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