Im Bereich der ICT besteht bekanntermassen zunehemender Fachkräftemangel. Gleichzeitig ist der Frauenanteil mit 14,7 Prozent (2015) nach wie vor sehr tief. Der ICT-Wirtschaft gelingt es bis heute nicht, das Potenzial an geeigneten Frauen zu nutzen. Vor diesem Hintergrund wurde im Forschungsprojekt "Attraktivität von ICT-Berufen" der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), das in Zusammenarbeit mit ICT Switzerland entstanden ist, untersucht, welche Vorstellungen über die ICT bestehen und warum das Berufsfeld für viele nicht interessant ist.
Die Studie zeigt, dass ICT-Berufe nach wie vor fast ausschliesslich mit Technik und Programmieren assoziiert werden. Kompetenzen im Bereich Kommunikation und Teamarbeit werden in Berufsbeschreibungen nicht kommuniziert, obwohl diese immer wichtiger werden. Zudem werden ICT-Fähigkeiten oft als Voraussetzung angesehen, statt zu vermitteln, dass diese erlernt werden können.
Um das zu ändern gibt die Studie verschiedene Empfehlungen. So sollte zum Beispiel eine anschlussfähige Kommunikation gewährleistet werden. Ausbildungsprogramme und Berufsbilder sollten möglichst konkret beschrieben und mit anschaulichen Beispielen ergänzt werden. ICT-spezifische Fachbegriffe setzen Vorwissen voraus und schränken das Zielpublikum ein. Zudem sollten Kompetenz- und Tätigkeitsportfolios ausgeglichen dargestellt werden. So können auch Personen mit einem breiten Interessenspektrum für eine ICT-Ausbildung interessiert werden. Dafür müssen, neben technischen, auch sozial-kommunikative Kompetenzen stärker gewichtet werden.
Ebenfalls soll Technik als lernbar und zielgerichtet positioniert werden. Berufsbeschreibungen müssen klarmachen, dass notwendige technische Fähigkeiten erworben werden können und nicht Voraussetzung sind. Ausserdem müsse man stärker betonen, dass ICT in diversen Branchen, wie beispielsweise der Medizinal- oder Umwelttechnik, notwendig ist und so ein breites Anwendungsspektrum beinhaltet. Laut der Studie sollte auch verstärkt auf die Zukunftsfähigkeit der ICT-Berufe aufmerksam gemacht werden.
"Die Studie hat deutlich gezeigt, dass wir vom Image wegkommen müssen, dass ICT eine rein technische Disziplin ist, die schon vorhandene technische Fähigkeiten und Interessen verlangt. So werden viele Personen ausgeschlossen und durch die impliziten Geschlechterkonstruktionen – technische Fähigkeiten und Interessen werden typischerweise Männern zugeschrieben – wird der Zugang gerade für Frauen erschwert", resümiert die Projektleiterin Dörte Resch die Ergebnisse. "Um dieses hartnäckige Image aufzubrechen, sollten der Nutzen und die Vielfältigkeit der ICT sowie die dafür notwendigen sozialkommunikativen Kompetenzen stärker in den Vordergrund gerückt werden."
(swe)