ICT-Berufe werden zu wenig attraktiv verkauft
Quelle: ICT-Berufsbildung Schweiz

ICT-Berufe werden zu wenig attraktiv verkauft

Vor dem Hintergrund des akuten Fachkräftemangels der ICT-Branche gibt eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz konkrete Handlungsempfehlungen, wie das Berufsfeld attraktiver und zugänglicher gemacht werden kann.
9. Mai 2017

     

Im Bereich der ICT besteht bekanntermassen zunehemender Fachkräftemangel. Gleichzeitig ist der Frauenanteil mit 14,7 Prozent (2015) nach wie vor sehr tief. Der ICT-Wirtschaft gelingt es bis heute nicht, das Potenzial an geeigneten Frauen zu nutzen. Vor diesem Hintergrund wurde im Forschungsprojekt "Attraktivität von ICT-Berufen" der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), das in Zusammenarbeit mit ICT Switzerland entstanden ist, untersucht, welche Vorstellungen über die ICT bestehen und warum das Berufsfeld für viele nicht interessant ist.

Die Studie zeigt, dass ICT-Berufe nach wie vor fast ausschliesslich mit Technik und Programmieren assoziiert werden. Kompetenzen im Bereich Kommunikation und Teamarbeit werden in Berufsbeschreibungen nicht kommuniziert, obwohl diese immer wichtiger werden. Zudem werden ICT-Fähigkeiten oft als Voraussetzung angesehen, statt zu vermitteln, dass diese erlernt werden können.


Um das zu ändern gibt die Studie verschiedene Empfehlungen. So sollte zum Beispiel eine anschlussfähige Kommunikation gewährleistet werden. Ausbildungsprogramme und Berufsbilder sollten möglichst konkret beschrieben und mit anschaulichen Beispielen ergänzt werden. ICT-spezifische Fachbegriffe setzen Vorwissen voraus und schränken das Zielpublikum ein. Zudem sollten Kompetenz- und Tätigkeitsportfolios ausgeglichen dargestellt werden. So können auch Personen mit einem breiten Interessenspektrum für eine ICT-Ausbildung interessiert werden. Dafür müssen, neben technischen, auch sozial-kommunikative Kompetenzen stärker gewichtet werden.
Ebenfalls soll Technik als lernbar und zielgerichtet positioniert werden. Berufsbeschreibungen müssen klarmachen, dass notwendige technische Fähigkeiten erworben werden können und nicht Voraussetzung sind. Ausserdem müsse man stärker betonen, dass ICT in diversen Branchen, wie beispielsweise der Medizinal- oder Umwelttechnik, notwendig ist und so ein breites Anwendungsspektrum beinhaltet. Laut der Studie sollte auch verstärkt auf die Zukunftsfähigkeit der ICT-Berufe aufmerksam gemacht werden.


"Die Studie hat deutlich gezeigt, dass wir vom Image wegkommen müssen, dass ICT eine rein technische Disziplin ist, die schon vorhandene technische Fähigkeiten und Interessen verlangt. So werden viele Personen ausgeschlossen und durch die impliziten Geschlechterkonstruktionen – technische Fähigkeiten und Interessen werden typischerweise Männern zugeschrieben – wird der Zugang gerade für Frauen erschwert", resümiert die Projektleiterin Dörte Resch die Ergebnisse. "Um dieses hartnäckige Image aufzubrechen, sollten der Nutzen und die Vielfältigkeit der ICT sowie die dafür notwendigen sozialkommunikativen Kompetenzen stärker in den Vordergrund gerückt werden." (swe)


Weitere Artikel zum Thema

ICT Berufsbildung lanciert neue ICT-Ausbildung

12. April 2017 - Um die Chancen der Digitalisierung optimal nutzen zu können, führt ICT Berufsbildung per Sommer 2018 die Berufsbildung ICT-Fachfrau/ICT-Fachmann mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) ein. Diese ersetzt die bisherige Berufsbildung Informatikpraktiker/in (EBA).

Visibilität von ICT-Skills erhöhen

6. März 2016 - Von Lucie Hribal

Mit zunehmendem Alter sinken Jobchancen von ICT-Fachkräften. Eine neue Studie zeigt Ursachen auf und empfiehlt Massnahmen für die verbesserte Arbeitsmarktfähigkeit der Betroffenen.

IT-Arbeitsmarkt: Arbeitslosigkeitsrisiko steigt mit zunehmendem Alter

12. November 2015 - Eine neue Studie vom Kanton Zürich und ICTswitzerland zeigt, dass trotz zunehmenden Bedarf an IT-Fachkräften die Zahl von arbeitslosen Informatikern in den letzten Jahren zugenommen hat. Um diesem Trend Einhalt zu gebieten, wurden Gegenmassnahmen eingeleitet.

Kommentare
Was vielfach vergessen oder einfach nicht erwähnt wird ist die Tatsache, dass IT Mitarbeiter vielfach zu den ersten gehören, welche bei einer Restrukturierung einer Firma den Job verlieren. Meistens werden IT Stellen ins Ausland verlagert und damit verliert eine grosse Anzahl an IT Mitarbeitern die Stelle, geschehen in den letzten 20 Jahren bei Banken, Versicherungen, Airline, Grossindustrie etc. Ich glaube genau dieser Punkt verleitet viele Junge nicht eine IT-Ausbildung zu investieren. Die letzen 40 Jahre habe ich in der IT-Brache in verschieden Funktionen und Grossfirmen gearbeitet und kenne die Situation sehr gut. Freundliche Grüsse, Hans-Peter Stettler
Dienstag, 9. Mai 2017, Hans-Peter Stettler



Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Was für Schuhe trug der gestiefelte Kater?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER