Ein schlauer Fuchs für Versicherungen
Quelle: Financefox

Start-up Financefox

Ein schlauer Fuchs für Versicherungen

Das Zürcher Start-up Financefox will mit seiner gleich­namigen Lösung die Versicherungslandschaft digitalisieren – in der Schweiz und später auch weltweit. Die Zielkundschaft sind Privatpersonen und Broker gleichermassen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2017/01

     

Die Schweiz ist ein Versicherungsland. Über 50 Milliarden Franken geben Herr und Frau Schweizer jährlich alleine für nicht obligatorische Versicherungen aus. Das sind 6588 Franken pro Kopf. Die Übersicht über die verschiedenen Angebote zu behalten, ist gar nicht so leicht. Genau an diesem Punkt knüpft das Zürcher Start-up Financefox an, wie Teodoro Martino, Mitgründer und Board Member, erklärt: "Wir bieten einen Service an, mit dem unsere Kunden ihre Verträge online archivieren und jederzeit einsehen können und überall zur Hand haben. Zudem können sie bei Bedarf mit einem Klick neue Verträge anfragen, abschliessen und alte kündigen."

Konservative Branche komplett digitalisieren

Die beiden Financefox-Mitgründer Julian Teicke und Dario Fazlic erkannten vor zwei Jahren, dass die Versicherungsbranche noch weit von der Digitalisierung entfernt ist und beschlossen, das ändern zu wollen. Beide hatten schon Start-up-Erfahrung aus früheren Projekten und waren unter anderem am Aufbau der populären Gutscheinplattform Deindeal beteiligt. «Julian Teicke und Dario Fazlic haben ein Auge für Projekte mit Marktpotential. Darum sind sie auch auf die Grundidee von Financefox gekommen», ist Martino überzeugt. Für ihr Konzept des Onlinebrokers haben die beiden jemanden gesucht, der langjährige Erfahrung in der Versicherungsbranche hat und in dieser auch gut vernetzt ist. Der Kontakt zwischen Teicke, Fazlic und Martino kam durch eine Drittperson zu Stande, welche beide Parteien kannte. "Ich habe 20 Jahre in der Versicherungsbranche gearbeitet und als Julian Teicke und Dario Fazlic auf mich zugekommen sind, habe ich auch sofort das Potential der Idee erkannt", erinnert sich der 45-Jährige. Und er ergänzt: "Die Welt der Versicherungen ist eher konservativ aufgestellt und die Idee, dass man in der Landschaft mit Hilfe der Digitalisierung einige Prozesse und so das Leben der Kunden und Broker vereinfachen kann, hat mich überzeugt. Darum habe ich nach kurzer Bedenkzeit zugesagt."


Ihr Projekt nannten die drei Gründer Financefox. "Kein anderes Tier repräsentiert schlaue und überlegte Entscheidungen so wie der Fuchs. Und wer schlau ist, hat auch seine Versicherungen fest im Griff. Daher der Name", erklärt
Martino.

Probieren geht über studieren

Um Financefox zu realisieren, haben die Gründer zu Beginn experimentiert. Das war nötig, weil die Versicherungsbranche und die Start-up-Welt sich in einigen Punkten relativ stark unterscheiden. "Die Start-up-Welt ist innovativ und versucht neue Wege zu begehen. Die Versicherungswelt ist eher konservativ eingestellt und sie verändert sich nur sehr langsam", erklärt Martino. "Aus diesem Grund wollten wir auch nichts überstürzen. Wir haben uns die nötige Zeit genommen und sind in den vergangenen zwei Jahren langsam, aber stets gewachsen."


Nach wie vor ist für das Start-up die Branchenexpertise von massgeblicher Relevanz und so erhält Financefox zusätzliche Unterstützung durch Michael John, der in der Versicherungslandschaft bekannt ist als Vorsitzender der Interessensgemeinschaft IG B2B für Versicherungsbroker, Softwarehersteller und Versicherungsvermittler und beim Start-up die Funktion des Präsidenten des Verwaltungsrates bekleidet. Zudem ist seit dem 2. Januar dieses Jahres auch Hugo Pfister als Leiter Partner Services an Bord, der sich wie John und Martino ebenfalls für die Interessen der Versicherungsbroker in der Schweiz einsetzt.

Auch Broker sollen ins Boot geholt werden

Derzeit arbeiten über 200 Anbieter aus den verschiedensten Versicherungsbereichen für Privatpersonen, von Krankenversicherungen bis hin zu Fahrzeugversicherungen, mit Financefox zusammen.

Kunden, die sich für die Dienstleistung interessieren, müssen sich zuerst auf der Plattform registrieren, welche als Browserversion sowie als kostenlose iOS- und Android-Anwendung verfügbar ist. Nachdem man die aktuellen Versicherungspolicen eingescannt oder manuell eingetragen hat, muss der Nutzer mittels digitaler Unterschrift zustimmen, dass das Unternehmen Vertragsdaten von den bestehenden Versicherungen online anfordern und in der App anzeigen darf. Financefox verspricht, dass sich innerhalb von einer Stunde ein Mitarbeiter um die Anliegen des Nutzers kümmert und sich persönlich beim Interessenten meldet. Gemeinsam wird dann auf der Grundlage des aktuellen Versicherungsportfolios ein erstes telefonisches Beratungsgespräch geführt und anschliessend soll dem Nutzer ein Angebot an Policen zugesendet werden. Im Anschluss können Nutzer den Service des jeweiligen Financefox-Mitarbeiters bewerten, wodurch sich das Start-up Feedback und Verbesserungsvorschläge erhofft.


Im Gegensatz zu herkömmlichen Vergleichsportalen arbeitet Financefox mit den Versicherungsvermittlern zusammen. "Wir setzen nicht auf ein reines B2C-Modell, das Broker verdrängen soll, sondern wir integrieren den klassischen Broker in unser Geschäftsmodell und geben ihm neue Möglichkeiten", erklärt der 45-Jährige. So können Makler, die ihre Versicherung bisher in persönlichen Gesprächen vermittelt haben, gegen eine Provision, die sie ans Start-up entrichten müssen, ihren Kundenbestand auf die Financefox-Plattform übertragen und fortan die Versicherungsanwendung auch der eigenen Kundschaft zur Verfügung stellen. "So können wir unsere Bekanntheit unter den Versicherungsvermittlern weiter steigern und helfen den Maklern gleichzeitig auch, ihre Reichweite zu vergrössern", ist Martino überzeugt.

Expansion nach Europa und USA im Visier

Inzwischen bietet Financefox seine Dienstleistungen in der Schweiz, in Deutschland und seit neuestem auch in Österreich an. Insgesamt zählt das Unternehmen rund 80’000 Kunden und beschäftigt 97 Mitarbeiter, zudem unterhält es ein IT-Büro in Barcelona, von wo aus alle technischen Aspekte geregelt werden.

In Zukunft möchten die Gründer weiter expandieren, wie Martino verrät: "Natürlich sind für uns neben der flächen­deckenden europäischen Expansion auch traditionelle Märkte wie Grossbritannien und die USA interessant." Für die weiteren ambitionierten Ziele haben die Gründer neben den bestehenden Investoren, zu denen beispielsweise Salesforce gehört, in der Series-A weitere namhafte und internationale Geldgeber, wie Horizon Ventures und Target Global, gewinnen können. "Mit diesen erfahrenen Kapitalgebern sind unserem Wachstum und unserem Erfolg nun keine geographischen Grenzen mehr gesetzt", ist Martino sicher.


"Ich bin überzeugt, dass wir mit unserem Produkt erst am Anfang sind und sich uns noch weitere Möglichkeiten eröffnen werden", kommentiert Martino und ergänzt mit einem Blick in die Zukunft: "Langfristig gesehen, wollen wir weitere neue Lösungsansätze für Kunden sowie Broker identifizieren und implementieren." Für Martino ist der Erfolg des Start-ups das Resultat harter Arbeit des gesamten Financefox-Teams. Trotz allem habe aber auch eine gewisse Portion Glück dazugehört, ist der 45-jährige Martino überzeugt: "Letztlich waren wir wohl mit unseren Ideen jeweils zum richtigen ­Moment am richtigen Ort. Das wird sich hoffentlich auch in Zukunft nicht ­ändern." (asp)

Kommentare
Verstehe nicht ganz, was der Unterschied zu der bestehenden Plattform von Knip sein soll. In meinen Augen tut diese etwa das gleiche und bezieht Broker ebenfalls mit ein, oder verwechsle ich das mit dem Miteinbezug der Versicherer? Ansonsten eine spannende Idee, Viel Erfolg!
Montag, 13. Februar 2017, L.W.



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