Die Resultate der Business-Software-Studie 2013, die schwergewichtig der Frage nachging, wie Schweizer KMU Smartphones und Tablets für den Zugriff auf Geschäftsdaten nutzen, sind nicht mehr ganz taufrisch. Nichtsdestotrotz dürfte sich in den letzten rund drei Jahren an der Situation des mobilen Arbeitens in Schweizer KMU nicht viel verändert haben. Es werden wohl nach wie vor bei rund 80 Prozent der Unternehmen Arbeiten ausser Haus ausgeführt – unterwegs, beim Kunden vor Ort oder zu Hause. Bereits im Jahr 2013 hatten nämlich nur 20 Prozent der Unternehmen angegeben, dass bei ihnen nicht mobil gearbeitet wird.
Mehr Geräte für mobile Arbeit
Wobei: Mobile Arbeit ist vielfältig. Je nach Tätigkeit ist der Informationsbedarf unterschiedlich, sei das, was die Menge an Informationen betrifft oder die Art der Informationen. Auch dieser Umstand dürfte sich in den letzten Jahren nicht gross verändert haben. Gemäss der Untersuchung 2013 benötigen rund 70 Prozent der Unternehmen für die mobile Arbeit Kontaktinformationen (z.B. Adressen, Telefonnummern), gefolgt von 60 Prozent, die Office-Dokumente (Text, Tabellen, Präsentationen) und rund 50 Prozent, die Informationen über den Kunden (Auftragsdaten, Dossiers, Verträge) mobil abrufen wollen. In der Hauptsache werden Smartphones und Tablets aber – heute wie damals – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wohl zum Bearbeiten von E-Mails und zum Telefonieren genutzt.
Anders als vor drei Jahren dürften heute nicht mehr 50 Prozent der Unternehmen angeben, dass sie bei ihrer Arbeit auf den Einsatz von Smartphones und Tablets vollständig verzichten können. Einerseits hat die Anzahl der Besitzer von Smartphones und Tablets gemäss einer Studie von Comparis nochmals kräftig zugelegt: Im Jahr 2013 besassen 58 Prozent aller Schweizer im Alter zwischen 15 und 74 Jahre ein Smartphone, 2016 sind es bereits 78 Prozent, wobei viele der neuen Smartphone-Besitzer die Geräte wohl auch fürs mobile Arbeiten nutzen. Andererseits wurden sicherlich einige der im Jahre 2013 geplanten Projekte zur Nutzung von mobilen Geräten in Geschäftsprozessen zwischenzeitlich umgesetzt.
Wettbewerbsdruck fördert IT-Einsatz
Auch 2016 wurde wieder eine Business-Software-Studie durchgeführt, bei der aber nicht die mobile Arbeit, sondern die Zufriedenheit der KMU mit ihrer Business Software im Vordergrund steht. Um darüber hinaus die Entwicklung der KMU verfolgen zu können, wurden wie im Jahr 2013 auch Fragen zur Situation des Unternehmens im Markt sowie zur Nutzung der Business Software auf Smartphones und Tablets gestellt.
Was sich in den letzten drei Jahren deutlich verändert hat, ist der zunehmende Wettbewerbsdruck. Die Frankenstärke zwingt die KMU in der Schweiz, noch effizienter, effektiver und flexibler zu werden. Dazu ist es für die Unternehmen wichtig, die Potenziale der Informationstechnologie auszunutzen: 80 Prozent der KMU, die im Rahmen der Business-Software-Studie 2016 befragt wurden, stimmen einer entsprechenden Aussage eher oder voll zu.
Im Jahr 2016 haben zudem über 70 Prozent der Unternehmen angegeben, dass Kunden und Lieferanten vermehrt Daten elektronisch austauschen wollen. Dies vermutlich, um schneller an Informationen zu kommen sowie Medienbrüche zu eliminieren und damit Prozesskosten zu senken. Rund 60 Prozent der KMU sehen im Einsatz von neuester Informationstechnologie auch eine Möglichkeit, sich von der Konkurrenz abzuheben.
Das bedeutet unter anderem, dass Unternehmen vermehrt Smartphones und Tablets mit Business Software nutzen wollen. Allerding ist im Jahr 2016 der Anteil der Business-Software-Anwender, die die Software mit dem Smartphone oder Tablet nutzen, insgesamt noch eher gering. Rund 20 Prozent der KMU geben an, dass in ihrem Unternehmen Business-Software auf dem Smartphone genutzt wird. Je nach Unternehmensgrösse nutzen 35 Prozent (eher die grösseren Unternehmen) und 20 Prozent (eher die kleineren) die Software auch mit dem Tablet.
Die Ergebnisse der aktuellen Studie bestätigen die geäusserte Vermutung bezüglich des Einsatzes neuester Informationstechnologie: Die Nutzung von Business Software mit Smartphone und Tablet wird in den kommenden Jahren deutlich zunehmen. Zwischen 30 und 40 Prozent der Unternehmen planen, die Business Software künftig intensiv auf Smartphone und Tablet zu nutzen (siehe untenstehende Grafik).
Nutzen muss Aufwand übersteigen
Fest steht allerdings: KMU wollen dadurch nicht mehr Aufwand für den gleichen Nutzen haben. Auch wollen die KMU keine komplizierten Lösungen, mit der ihre IT-Infrastruktur anfälliger wird für Störungen und Ausfälle. Am liebsten wollen kleine und mittlere Unternehmen ihre aktuell laufende Business Software einfach weiter nutzen, und das wenn möglich auch auf Smartphones und Tablets.
Die Ergebnisse der Business-Software-Studie 2016 attestieren der aktuell in den KMU eingesetzten Business Software eine gute Qualität: Rund 45 Prozent sind eher zufrieden und 45 Prozent sind sehr zufrieden mit ihrer Business Software. Demgegenüber stehen nur 10 Prozent, die unzufrieden sind. Die eingesetzten Softwareprodukte haben demnach keine gravierenden Qualitätsmängel, die einen guten Grund für einen Wechsel zu einem anderen Produkt bieten könnten. Warum also auf spezielle Lösungen für Smartphone und Tablet wechseln? Schliesslich muss die Investition in die Evaluation, Beschaffung und Einführung einer Softwarelösung nicht alle paar Jahre wiederholt werden, sondern bestehende Lösungen sollen zuerst amortisiert werden.
Rein ökonomisch gesehen hat Business Software auf Smartphones und Tablets dann eine reelle Chance bei KMU, wenn der Nutzen den Aufwand übersteigt. Die Lösungen müssen ohne grossen Aufwand in die bestehende IT-Infrastruktur integriert werden können. Es ist zu vermuten, dass es den meisten KMU mehr oder weniger egal ist, ob ihre Endgeräte nun auf iOS, Android, Windows oder OS X betrieben werden. Je mehr Funktionen der Business Software aber auf Smartphones und Tablets genutzt werden können, desto grösser wird der Nutzen dieser Geräte.
Business-Apps, die ein paar wenige Aktivitäten in einem einzelnen Geschäftsprozess unterstützen, sind zwar nett, aber nicht unbedingt das, was KMU brauchen. KMU profitieren von Lösungen aus einem Guss, die ihnen alle Funktionen bieten, die sie brauchen. Potenzial haben dabei auch Cloud-Lösungen in Form von Software as a Service (SaaS), da diese oft bereits auf die Nutzung auf unterschiedlichen Systemplattformen ausgelegt sind. Die aktuellen Ergebnisse der Business-Software-Studie zeigen übrigens, dass jüngere Generationen unter den Entscheidern solchen Lösungen aufgeschlossener gegenüberstehen als ältere Generationen (siehe Grafik auf Seite 30).
Die Business-Software-Studie
Die Business-Software-Studie wird vom Kompetenzschwerpunkt E-Business des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW konzipiert und durchgeführt. Die Themen der einzelnen Studien werden in Zusammenarbeit mit Forschungspartnern aus der Praxis festgelegt. Zu den Partnern der Studienreihe zählen die Business-Software-Anbieter Abacus Research, Buspro und Sage Schweiz, die Telekomdienstleister Sunrise Communications und Swisscom sowie der Finanzdienstleister Postfinance. Die Befragungen werden von Demoscope ausgeführt. Im Durchschnitt werden rund 1000 Unternehmen mit 1 bis 250 Vollzeitstellen aus den zwölf wichtigsten Branchen der Wirtschaftssektoren 2 (Industrie) und 3 (Dienstleistung) befragt. Die Zusammenfassungen zu den einzelnen Studien aus der Reihe können unter der folgenden Adresse aufgerufen werden:
www.fhnw.ch/iwi/bss
Die Autoren
Michael H. Quade M.Sc. und Prof. Dr. Uwe Leimstoll sind Dozenten für Wirtschaftsinformatik und E-Business am Institut für Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft, Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW.
www.fhnw.ch/iwi
Michael H. Quade M.Sc. (Quelle: fhnw)
Dr. Uwe Leimstoll (Quelle: fhnw)