In der Schweiz gibt es eine halbe Million Klein- und Kleinstunternehmen. Verteilt über Dutzende Branchen haben sie eines gemeinsam: Alle kämpfen mit ihren Prozessen, ob in punkto CRM, Rechnungswesen oder Buchhaltung. Vor allem unter den zahlreichen Ein- bis Zwei-Mann-Betrieben ist wenig Bereitschaft vorhanden, in teure Standardlösungen zu investieren. Deswegen kommen meist Excel & Co. zum Einsatz. In diese Lücke stösst Bexio mit seiner gleichnamigen Cloud-Lösung. «Wir sind das ERP für die Kleinen», meint Jeremias Meier, CEO und Mitgründer. Das Unternehmen bietet mehrere Abonnement-Pakete: Die Basis bilden Kontakt-, Rechnungs- und Auftragsverwaltung sowie Buchhaltung. Zusatzpakete umfassen die Projektverwaltung, Zeiterfassung, Lagerverwaltung und Einkaufsbestellung. Kunden zahlen je nach gewählten Modulen eine eine monatliche Gebühr.
Die Idee kommt an: Seit der Selbstständigkeit vor zwei Jahren konnte Bexio über 4000 Kunden gewinnen. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in einem Mitarbeiterzuwachs von fünf auf 33 wider. Die Idee für die Software entstand – wie so oft – aus einem eigenen Bedürfnis heraus. So ist Bexio ein Spin-off der Entwicklungsschmiede iBrows. 2006 entwickelte man die Software dort für den Eigengebrauch, erkannte aber schnell deren Potential. 2014 erfolgte dann der Spin-off. Beide Unternehmen sind heute funktional getrennt. «Produkte und Service-Unternehmen haben unterschiedliche Profile – unter demselben Dach hätten wir uns gegenseitig nur behindert», so Meier.
Kooperation mit UBS
Dass man sich auf den Lorbeeren nicht ausruhen will, zeigt das neueste Feature, die E-Banking-Integration. Ende November als exklusive Kooperation mit UBS lanciert, erlaubt sie die Verknüpfung von E-Banking- und Bexio-Account. Der Vorteil liegt auf der Hand: Rechnungen für Debitoren und Kreditoren werden in Bexio erfasst und anschliessend ein- und ausgehende Zahlungen mit dem E-Banking abgeglichen. Das E-Banking integriert sich somit in die Buchhaltung, der mühsame manuelle Abgleich entfällt und der Kunde hat jederzeit den Überblick über den finanziellen Stand des eigenen Unternehmens.
Von Vorteil ist ausserdem die Verknüpfung mit weiteren Bexio-Funktionen wie dem Mahnwesen. Sind Debitoren-Rechnungen überfällig, lässt sich der Erinnerungsprozess mit wenigen Klicks automatisieren. Zentral ist aber, dass das mühselige Tracken der Ein- und Ausgänge nicht mehr nötig ist.
Dass Bexio das Ohr am Puls der Zeit hat, zeigt sich an der Entstehungsgeschichte der Kooperation mit UBS. Vor 12 Monaten fragten diverse Kunden UBS via Twitter, ob es denn nicht die Möglichkeit einer Anbindung gäbe. Als sich Andreas Kubli, Leiter Multichannel Management & Digitization bei UBS, darauf mit einem Kommentar in die Diskussion einbrachte, nutzte Bexio die Gelegenheit zur Kontaktaufnahme. UBS zeigte sich offen für ein Gespräch, worauf sich die beiden Parteien bald einigten, vertiefende Kooperationsgespräche aufzunehmen.
Akquisitionen durch Treuhänder
Die Einbindung ins E-Banking ist der logische Schritt auf die Anfang 2015 erfolgte Integration der Buchhaltungsfunktionen. Vorher war Bexio lediglich für Rechnungen, CRM und Zeiterfassung vorgesehen. Die Buchhaltung ist aber nicht nur ein weiteres Feature für die Kunden, sondern auch ein Akquisewerkzeug, denn Bexio ist für Treuhänder kostenfrei. So kann ein Kunde seinem Treuhänder einfach Zugang geben, und dieser kann den Jahresabschluss unter Verwendung von Bexio durchführen.
Auch hier gab es eine spürbare Resonanz: In nur drei Monaten konnten mehr als 150 Treuhänder an Bord geholt werden. Diese sorgen wiederum für Kundenwachstum, indem sie weiteren Kunden Bexio als Lösung für das tägliche Geschäft empfehlen. Die Treuhänder werden ihrerseits kostenfrei von Bexio zertifiziert, um die Qualität der Beratung sicherzustellen.
Die nächsten Schritte sind bereits geplant. So soll die Anzahl Banken für die Integration erhöht werden; CS, Postfinance, Raiffeisen und ZKB sind bereits angekündigt. Ausserdem steht Bexio seit Kurzem auch in Französisch und Englisch zur Verfügung.