Schweizweit erste Testfahrt mit selbstfahrendem Auto
Quelle: SITM

Schweizweit erste Testfahrt mit selbstfahrendem Auto

Swisscom hat das erste hoch automatisierte Auto auf Schweizer Strassen gebracht. "Swiss IT Magazine" war bei der Testfahrt dabei.
12. Mai 2015

     

Erstmals war am Dienstag, 12. Mai, ein selbstfahrendes Auto im Schweizer Strassenverkehr unterwegs. Das Projekt hierzulande hat Swisscom ins Leben gerufen, entwickelt wurde der hoch automatisierte Prototyp jedoch von Autonomos Labs, einem Spin-off der Freien Universität in Berlin.

Um von A nach B zu gelangen, ist der VW Passat mit allerlei Technik ausgestattet. Kameras erkennen die Fahrspuren und welche Farbe eine Ampel anzeigt, Umweltsensoren umfassen die Umgebung, also etwa andere Autos oder Gegenstände auf der Fahrbahn. Durch GPS weiss das Auto, wo es sich befindet. Und ein integrierter Computer schliesslich reagiert entsprechend der gesammelten Daten, was zumindest bei der Testfahrt ziemlich gut klappte: Der Fahrer, in Person des Autonomos-CEO Tinosch Ganjineh, hatte während der Testfahrt die Hände nicht am Steuer (wenn man von kurzen Eingriffen absieht, etwa bei der Fahrt aus dem Swisscom-Gelände). Das Auto gab Gas, wenn die Ampel auf Grün schaltete, hielt an, wenn ihm etwas in die Quere kam, lenkte, wenn es um die Kurve ging. Bei Gelb fuhr es noch schnell über die Strasse, Vollbremsungen bei Rot blieben einem also erspart.


Während sich der Fahrer, der eigentlich kein Fahrer mehr war, auf den Verkehr konzentrierte, kontrollierte der Beifahrer technische Daten und erkannte auf einem Bildschirm, wie das Auto als nächstes reagieren wird. Diese Sicherheitsvorkehrung ist Pflicht. Das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) hat Swisscom zwar eine Ausnahmebewilligung für eine vorgegebene Strecke in Zürich erteilt, die allein schon deshalb notwendig ist, da unter rechtlichen Aspekten das Lenkrad während Autofahrten nicht losgelassen werden darf (Swiss IT Magazine berichtete). Allerdings sind zwei geschulte Insassen vorgeschrieben sowie eine Haftpflichtversicherung für das Auto von 100 Millionen Euro. Unfälle gab es mit dem VW Passat bis jetzt aber noch keine, obwohl das Auto bereits seit fünf Jahren auf Berliner Strassen getestet wird.
Das hoch automatisierte Fahren soll durch die Anbindung an die Cloud, die neben lokalen Sensoren greifen soll, noch genauer und sicherer werden. Hier kommt Swisscom ins Spiel. "Swisscom wird nicht zum Automobilhersteller", erklärt Christian Petit, Leiter Swisscom Enterprise Customers. "Doch die Innovationen rund um das Automobil liegen künftig in der Vernetzung mit der Umwelt. Daher ist das selbstfahrende Auto ein Paradebeispiel für die Digitalisierung und für uns von grossem Interesse." Tinosch Ganjineh, Geschäftsführer von Autonomos, geht davon aus, dass Autos in drei bis fünf Jahren selbst steuernd auf gut markierten Strassen wie etwa Autobahnen unterwegs sein werden. Bis sich ein Auto aber komplett autonom ohne das Zutun von Insassen auch im Stadt-Strassenverkehr wird bewegen können, rechnet der Experte damit, dass weitere zehn Jahre vergehen werden.

Ein Bericht über die Learnings der Kooperation von Swisscom und Autonomos soll übrigens der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden, so dass neben Swisscom auch andere Unternehmen von den Erkenntnissen werden profitieren können. Um konkrete Geschäftsmodelle für Swisscom herauszuheben, sei es derweil noch zu früh, gab Christian Petit, Leiter Swisscom Enterprise Customers, an der Pressekonferenz zu Protokoll. Zunächst einmal müsse der Prototyp weiter reifen und etwa lernen, wie er sich bei verschneiten Fahrbahnen zu verhalten hat, wenn Autos auf zwei statt auf den auf der Karte vermerkten drei Spuren fahren.


Das Auto muss also noch lernen, wann es sich am GPS und wann am Schwarm orientieren sollte. Oder lernen zu erkennen, dass Gras, das in die Fahrbahn reicht, kein fester Gegenstand ist, und man ihm folglich nicht ausweichen muss. Ausgereift ist der Prototyp noch nicht, und dennoch: Die erste Testfahrt im selbstfahrenden Fahrzeug schmeckte ganz nach digitalisierter Zukunft. Ein ausführlicher Bericht wird in der kommenden Juni-Ausgabe des "Swiss IT Magazine" in der Rubrik Smart Home zu lesen sein. (aks)



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