Cloud Computing ist heute aus dem Software-Markt nicht mehr wegzudenken und bringt den Anbietern von Cloud-basierten Business-Anwendungen Jahr für Jahr ansehnliche Wachstumsraten. Doch die Trends in Richtung Cloud Computing, Mobile und auch Social Media haben im Bereich der Business Software nicht uneingeschränkt Eingang gefunden, wie Eric Scherer, Geschäftsführer von i2S Consulting in seinem Beitrag über die «echten ERP-Trends» anschaulich ausführt (ab Seite 34). Die Storyline vom Social-Media-Phänomen zum biederen ERP sei für viele doch zu wagemutig, argumentiert Scherer. Auch das Potential der Cloud-basierten Lösungen schätzt der Autor nicht allzu gross ein und gibt sich überzeugt, dass viele technologisch innovative Unternehmen und neue Geschäftsmodelle «kaum wirklich nachhaltig Gewinn erwirtschaften».
Auch von Anbieterseite ist man sich sehr wohl bewusst, dass Cloud-Anwendungen die klassischen, vor Ort installierten Lösungen kaum verdrängen werden. Zudem sind Cloud-Anwendungen gerade im ERP-Bereich nicht ohne Wenn und Aber den lokal installierten Versionen vorzuziehen. Laut Proffix-Geschäftsführer Peter Herger sind in dieser Frage primär die Bedürfnisse des Kunden entscheidend: «Ist die IT-Infrastruktur und das erforderliche Know-how für deren Unterhalt vorhanden, und möchte der Kunde seine Daten nicht extern geben, empfiehlt sich ein On-Premise-Produkt.»
Nichtsdestotrotz lässt sich der Cloud-Nutzen gerade im Bereich Finanzbuchhaltungen nicht wegdiskutieren. Insbesondere was kleinere Unternehmen betrifft, liegen die Vorteile auf der Hand: «Sie benötigen keine Installation und können in der Regel ohne hohe Investitionskosten sofort mit ihrer Buchhaltung loslegen», urteilt etwa Christian Menz, Geschäftsführer von Ec3m. Tatsächlich sind die preislichen Hürden bei den Cloud-Fibu-Angeboten nicht allzu hoch. Wie unsere Marktübersicht mit insgesamt 18 Cloud-Lösungen für KMU zeigt, ist das kostengünstigste Angebot bereits für rund 10 Franken pro Anwender und Monat zu haben (ab Seite 38). Zu den weiteren Vorteilen, die vielerorts geschätzt werden, zählen insbesondere die flexiblen Zugriffsmöglichkeiten, die nicht selten auch über Mobile Apps erleichtert werden.
Dass sich dennoch viele KMU gegen den Wechsel auf ein Cloud-Angebot entscheiden, hat vielfach mit Sicherheitsfragen zu tun, immer wieder aber auch mit grundsätzlichen Bedenken beim Gedanken an eine Migration der Business-Daten. Hinzu kommen bereits getätigte Investitionen in eine interne Infrastruktur, die es vor einem Wechsel in die Cloud vielfach erst einmal zu amortisieren gilt.
Dass die Migration einer On-Premise-Anwendung allerdings keine Hexerei, sondern vielmehr ein überschaubares Unterfangen ist, zeigt der Bericht über die Migration von Business-Anwendungen in die Cloud (Seite 42). Zwei Schweizer KMU geben darin über ihre Erfahrungen Auskunft und berichten, wie sich das Vorhaben im Detail abgespielt hat.
(rd)