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Hopfen, Malz und iPads
Quelle: Feldschlösschen

Hopfen, Malz und iPads

Die Aussendienstmitarbeiter und Service-Techniker von Feldschlösschen sind seit zwei Jahren mit einem iPad unterwegs und schaffen so einen Kundenbesuch mehr pro Tag.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2014/06

     

In der Schweiz stagniert der Bierkonsum seit einigen Jahren. Besonders Schweizer Brauereien haben zu kämpfen, der Importanteil nimmt nämlich stetig zu. Diesen Trend spürt man auch beim zum Carlsberg-Konzern gehörenden Schweizer Traditionsunternehmen Feldschlösschen mit seinen 1300 Mitarbeitenden.
Momentan bietet Feldschlösschen hierzulande über 40 Schweizer Markenbiere an. Die bekanntesten sind sicher Feldschlösschen und Cardinal. Hoch im Kurs stehen aber nach wie vor auch lokale Biere wie Gurten, Warteck oder Valaisanne. Und was kaum jemand weiss: Auch die Mineralquelle Rhäzüns gehört zum Unternehmen.

Das Notebook hat ausgedient

Dass die vielen Biere und das Mineralwasser in den Verkaufsregalen stehen und im Restaurant oder der Bar getrunken werden können, dafür zeichnet Manfred Weiss, Sales und Services Director bei Feldschlösschen, verantwortlich. Ihm zur Seite steht ein rund 160 Mann und Frau starkes Team, das sich um die ganze Bestellerfassung sowie den Sales-Support für Ontrade und Offtrade, also Gastronomie und Detailhandel, kümmert. Zudem gehören auch ein kleines Sales Application Team und der ganze Gastro Service, wo Offen­ausschankanlagen gebaut und unterhalten werden, in diesen Bereich.
Alle diese Mitarbeiter besitzen seit Sommer 2012 ein iPad – hinzu kommen die Angestellten im Channel- und Trade-Marketing. Total sind rund 250 Tablets im Einsatz. Die Idee dazu ist etwa ein halbes Jahr vor der Einführung entstanden. «Wir haben uns damals überlegt, wie wir die Daten, die man dort braucht, aus dem Back­end-System an die Front bringen und mobilisieren können», erklärt Weiss. Gleichzeitig hat man nach einer Lösung gesucht, um die Administrationszeit der Service-Techniker oder Aussendienstmitarbeiter zu verringern und die sogenannte Active Selling Time zu erhöhen.
Die Situationsanalyse hat noch weiteres Optimierungspotential ans Licht gebracht. Erstens sei der Laptop, rein vom Komfort her, für den Aussendienstmitarbeiter zu schwer, zu mühsam gewesen, meint Manfred Weiss. Zweitens sei die Zeit, bis man wirklich das erste Dokument oder das erste E-Mail geöffnet hatte, viel zu lang gewesen. «Hinzu kamen Probleme mit VPN-Verbindungen oder Internet-Verbindungen, die nicht klappten. Wir hatten Tickets und Reklamationen ohne Ende, weil die Notebooks nicht liefen», erinnert sich der Sales und Services Director. «Wir haben uns dann überlegt, was es für Alternativen gibt, und sind dabei auf das iPad gestossen.»

Apple sorgte kurz für rote Köpfe

Die Wahl fiel also auf Apple. Nicht etwa, weil es damals noch keine Alternative gegeben hätte, aber Android ist in den Augen von Weiss damals noch nicht soweit gewesen wie heute. Zudem läuft ein iPad in seinen Augen stabiler und benötigt weniger Unterhalt: «Wenn ich heute Kollegen höre, die sich für Android-Tablets entschieden haben, dann haben die zwar ein bisschen weniger Wartung als mit den Laptops und Microsoft, aber immer noch relativ viel.»
Schliesslich wurde zusammen mit dem Projektpartner Swisscom das iPad 2 bestellt, das auch heute noch eingesetzt wird. Dabei ist man in eine unangenehme Situation geraten. Kurz nach dem Kaufentscheid hat Apple nämlich das iPad 3 vorgestellt. «Wir mussten dann hart dafür kämpfen, dass wir noch für alle Mitarbeitenden ein iPad 2 bekommen», erinnert sich Weiss, «sonst hätten wir die eine Hälfte so und die andere so erhalten.» Das wäre insofern ein Problem gewesen, weil der Hersteller damals auf den Lightning-Stecker umgestellt hat. Apple Schweiz habe sich dann aber darum gekümmert und noch Geräte aus anderen Ländern beschafft.
Aktuell befindet sich Feldschlösschen wieder in einer ähnlichen Situation. Über kurz oder lang will man nämlich das iPad 2 in Rente schicken. Entsprechende Verhandlungen mit Swisscom, wo die Geräte geleast sind, haben bereits begonnen. Vermutlich wird man auf das iPad Air wechseln, oder bereits ein neueres Modell, falls der Hersteller demnächst eines vom Stapel lässt. Weiss hofft auf alle Fälle, dass man mit dem Bestelldatum dieses Mal ein glücklicheres Händchen haben wird. Und einen Stecker- und einen damit verbundenen Zubehörwechsel gibt es so oder so.

Schnell und einfach eingeführt

Weitaus einfacher als die Bestellung lief die Einführung. «Wir haben unseren Mitarbeitern an einer nationalen Verkaufstagung am Vormittag den Laptop eingezogen, ihnen am Mittag die iPads abgegeben, sie am Nachmittag kurz geschult, die wichtigsten Apps erklärt und das war es», meint Weiss.
Auch für die älteren Mitarbeiter war die Umstellung gemäss dem Sales und Services Director kein Problem, obwohl in seinen Augen nicht das Alter im Vordergrund steht, sondern ob jemand affin für solche Dinge ist oder nicht. «Natürlich haben wir wie bei allen anderen Projekten schon auch ein paar Mitarbeiter gehabt, die wir drei, vier Mal nachschulen mussten – aber die hatten die Laptops schon gar nicht mehr genutzt.»
Für Weiss lief das Projekt als Ganzes sehr einfach und effizient ab: «Wenn man sonst ein IT-Projekt macht – und ich weiss, wovon ich spreche, ich war vorher Leiter des SAP-Kompetenz-Teams in Südeuropa – sind das Welten.» Solche Projekte lassen sich seiner Meinung nach darum auch nicht mehr mit herkömmlich denkenden IT-Leuten durchführen. «Die verstricken sich nur in Problemen und Security-Themen, während jüngere Mitarbeiter, zum Beispiel aus dem App-Bereich, viel lösungsorientierter arbeiten.»

Man nutzt Standard-Applikationen

Komplett lösungsorientiert ist auch der Ansatz, dass Feldschlösschen fast ausschliesslich Standard-Applikationen nutzt. Die einzige App, die man zusammen mit Swisscom speziell entwickelt und auf die eigenen Bedürfnisse angepasst hat, ist Myreport. Damit können wichtige Informationen wie Umsatz und Vertragsdaten abgerufen und gespeichert, aber auch Besuchsrapporte erstellt werden. Es ist quasi das CRM für den Verkauf.
Die App ist mit einer manuellen Schnittstelle mit dem SAP-System im Back-end verbunden. «Man könnte sie rein technisch auch automatisieren, wir haben bis heute aber davon abgesehen», erklärt Weiss. Dazu muss man wissen, dass die IT von Feldschlösschen in Kopenhagen zentralisiert und outgesourced ist. Darum werden die Daten heute also aus dem Back-end in einen SQL Server gezogen, dort aufbereitet und auf das mobile System hochgeladen. Dabei gibt es eine grosse Einschränkung: Die Aktualisierung erfolgt wöchentlich, das heisst, die Daten werden nicht live aktualisiert, was sich laut Weiss im täglichen Geschäft aber nicht negativ auswirkt.
Mit den Laptops hat Feldschlösschen die SAP CRM Mobile Sales Applications genutzt. «Das war eine Katastrophe. Die Datensynchronisation ist mehr schlecht als recht gelaufen», erinnert sich Weiss. Im Front-end hat SAP in seinen Augen noch viel Potential. Im Back-end gibt es laut ihm für ein Unternehmen in der Grössenordnung von Feldschlösschen momentan derweil nichts Besseres.

70 Prozent nutzen externe Tastatur

Nicht auf jedem iPad laufen aber nur Standard-Applikationen und Myreport. Es gibt nämlich keine Restriktionen, man kann auch private Apps herunterladen – solange man sich damit in einem legalen Bereich bewegt. Überwacht wir dies mit einer Device-Management-Lösung, mit der man Apps und Daten aus der Zentrale löschen, aber auch selber Apps verteilen kann. Zum Einsatz kommt hier ein Managed MDM-Service von Swisscom.
Feldschlösschen hat seinen Mitarbeitern auch offen gelassen, ob sie ihr iPad mit oder ohne Tastatur nutzen wollen. Man hat ihnen einen gewissen Betrag zugesprochen, mit dem sie sich einen Airprint-fähigen Drucker für Zuhause und weiteres Zubehör wie eine Hülle mit oder ohne Tastatur kaufen konnten. «Wir wollten das bewusst nicht standardisieren. Jeder konnte so wählen, was ihm am besten passt», berichtet Weiss.
Rund 70 Prozent der Feldschlösschen-Mitarbeiter nutzen ihr iPad heute mit einer externen Tastatur, 30 Prozent ohne. Insbesondere wenn man das iPad auf den Knien habe, sei das Arbeiten ohne Cover und Tastatur mühsam, berichtet Weiss aus eigener Erfahrung. Er habe zwar noch ein Notebook, nutze dieses aber nur noch, wenn er mit Access oder speziellen Funktionen von Excel, beispielsweise Pivot-Tabellen, arbeiten wolle. «Draussen an der Front, wo man solche Dinge nicht braucht, vermisst man aber gar nichts.»
Auch USB-Anschlüsse braucht man anscheinend nicht mehr. «Wir hatten am Anfang auch Bedenken und das Gefühl, dass wir das irgendwie lösen müssen, aber dem war nicht so», bilanziert Weiss. Dafür braucht ein Tablet in seinen Augen heute zwingend eine Mobilfunkverbindung, «gerade in unserem Fall. Unsere Leute sind permanent unterwegs und müssen jederzeit Daten herunterladen und Bestellungen machen können». Er kann es darum auch nicht verstehen, warum Microsoft noch keine Surface-Tablets mit Mobilfunk angekündigt hat. Generell empfiehlt er anderen Unternehmen aber nach wie vor das iPad: «Ich sehe noch nichts, das vom Unterhalt her einfacher ist.»

iPad fünf Mal billiger als ein Laptop

Ein Tablet lohnt sich laut Manfred Weiss für alle Unternehmen, die Mitarbeiter haben, die mit einem Laptop an der Front unterwegs sind. Denn ein Laptop koste viel, sei extrem aufwendig im Unterhalt und werde in den meisten Fällen gar nicht benötigt. Was die Kosten betrifft, fährt Feldschlösschen mit den iPads im Vergleich zur Laptop-Lösung angeblich fünfmal billiger, rein was die Hardware betrifft. Ausserdem konnte das Unternehmen dank den Tablets die Aussendienst- und Service-Mitarbeiter soweit entlasten, dass sie nun einen Kundenbesuch mehr pro Tag schaffen. Vorher waren es acht, heute sind es neun. «Und den Support konnten wir auch noch einsparen, weil es wie erwähnt keine Wartung mehr braucht. Das iPad läuft einfach», so Weiss.
Unternehmen, die an Tablets interessiert sind, legt der Sales und Services Director ausserdem ans Herz, dass sie die Angelegenheit nicht mit Leuten aus der IT, sondern aus dem Business besprechen. Zudem sollten die Projektmitarbeiter seiner Ansicht nach sehr, sehr kundenorientiert sein, weil sie die Vorteile dann extrem schnell erkennen. «Und man sollte pragmatisch anfangen, also nicht zu Beginn versuchen, den ganzen SAP-Moloch aufs Tablet zu bringen», meint Weiss.
Mittlerweile interessieren sich auch andere Länder des Carlsberg-Konzerns für die Lösung von Feldschlösschen. In Norwegen und Schweden beginnt man laut Weiss nun ebenfalls iPads auszurollen. Als nächstes soll dann Grossbritannien folgen. (mv)


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