Mit dem Projekt Open Government Data (OGD@Bund) ist Open Data ganz offiziell in der Schweiz auch auf Bundesebene angekommen. Fünf Bundesämter geben ab Mitte September erstmals zentralen Zugriff auf ihre Daten in maschinenlesbarer Form. Durch diesen Zugang sollen drei Ziele verfolgt werden: Ankurbeln wirtschaftlichen Wachstums, mehr politische Transparenz und eine höhere Effizienz der öffentlichen Verwaltung.
Damit nimmt eine Entwicklung ihren Fortgang, die von der Queen angestossen wurde – ganz unabsichtlich. Gordon Brown, damals noch englischer Premier, traf an einem ihrer Anlässe Tim Berners-Lee. «Was kann ich für England auf IT-Ebene tun», soll er gefragt haben und Berners-Lee schlug vor, die Datensilos der Verwaltung zu öffnen und so Innovatoren zugänglich zu machen. Das Bemerkenswerte an dieser Anekdote ist, dass Brown auf Berners-Lee hörte. Das war 2007. Aber es lag wohl in der Luft. Barack Obama nutzte kurz darauf seine Antrittsrede, um Open Data in den USA auf die politische Agenda zu bringen. Daraufhin folgten erste Bestrebungen in Österreich, Norwegen und Italien. Jetzt kommt die Schweiz.
Neue Entwicklungen
Hierzulande nahm bisher die Stadt Zürich die Vorreiterrolle ein, die im Sommer 2012 das erste Open-Data-Portal eröffnete. Davor war Open Data hauptsächlich Sache des gleichnamigen Vereins, der allerdings auch erst seit Januar 2012 existiert. «Ausserhalb des Vereins gibt es schon seit 2011 Aktivitäten, richtig los ging es aber erst mit der Gründung», so Andreas Amsler, Vorstandsmitglied im Verein Opendata.ch und Business Developer bei Liip. Zwar gibt es auf der Webseite von Opendata.ch bereits viele interessante Projekte, wie eine Simulation des Bahnverkehrs sowie eine Visualisierung der Stadtzürcher Finanzen. Trotzdem ist klar, dass dieses Pflänzchen in der Schweiz erst seit kurzem blüht.
Darum ist es umso wichtiger, jetzt auch auf Bundesebene voran zu machen. OGD@Bund entstand in Zusammenarbeit mit Itopia und Liip als zentrales Daten-Pilotportal. Es bietet auf der Codebasis von CKAN freien Zugriff auf Verwaltungsdaten in maschinenlesbaren Formaten.
In Rahmen dieses Innovationsprojekts soll jetzt die Machbarkeit eines zentralen und benutzerfreundlichen Zugangs zu offenen, also frei zugänglichen Daten, nachgewiesen werden. So kann man Daten unterschiedlicher Herkunft und Thematik erstmals über dasselbe Portal finden. Neben dem Bundesarchiv sind das Bundesamt für Statistik, Swisstopo, Meteo Schweiz und die Nationalbibliothek Projektpartner. Unterstützt werden sie durch die Bundeskanzlei und das Informatiksteuerungsorgan des Bundes (ISB). Das Projekt ermöglicht Nutzerinnen und Nutzern sowie den beteiligten Ämtern, Erfahrungen mit OGD zu sammeln.
Kosten rechtfertigen
Sechs Monate läuft die Testphase, dann muss der Bund entscheiden, ob der Betrieb fortgesetzt wird. Dabei ist es nicht immer leicht, die Kosten zu rechtfertigen. Denn was genau nach der Öffnung der Datensilos passiert, weiss niemand. Fest steht: Es folgt Innovation. So geschehen in England: Durch eine kombinierte Veröffentlichung von Sauberkeitsprüfungen und Ansteckungsraten in Krankenhäusern konnten bestimmte Ansteckungsfälle um 80 Prozent reduziert werden.
Auf jeden Fall hat OGD aus technischer Sicht bereits neuen Boden gebrochen. Für die Umsetzung setzt man auf den internationalen Open-Source-Standard CKAN der Open Knowledge Foundation. Liip entwickelte die Software im Bereich der Mehrsprachigkeit weiter. So gesehen, hat die internationale Community schon von der Schweizer Innovation profitiert. Aber auch an die Zukunft wurde gedacht: Erhält OGD grünes Licht, können sich weitere Bundesinstitutionen sowie auch Kantone, Städte und Gemeinden anschliessen und ihre Daten verfügbar machen. Dies ist dank der föderalen Architektur von OGD@Bund mit vertretbarem Aufwand möglich, so Amsler.
Lanciert wird das Portal am 16. September 2013 an der Open Knowledge Conference (OKCon) in Genf. Das ist die mittlerweile 10. internationale Open-Data-Konferenz, die erstmalig in der Schweiz abgehalten wird. Opendata.ch ist stolz, den Event so schnell hierher geholt zu haben – auch weil man hofft die dort ansässigen Institutionen für Open Data begeistern zu können.