Ob Cloud Computing oder Smartphones: Die Anwendungsbereiche und damit auch die Zahl der Software-Lösungen, die Unternehmen einsetzen, steigt laufend. Umso grösser und umso schwieriger wird deren Management und vor allem auch das der dazugehörigen Lizenzen. Folglich sind immer mehr Unternehmen, auch in der Schweiz, überfordert, sei dies aus Mangel an Zeit, Geld oder Know-how. Das kann gravierende Folgen haben – mehr dazu im Artikel zum Thema Software Asset Management (SAM) «Sparen dank kluger Lizenzverwaltung» ab S. 40.
Um diesen Problemen aus dem Weg zu gehen und für mehr Übersicht im Lizenzdschungel zu sorgen gibt es mehrere Lösungen. Eine davon – die vermeintlich und vermutlich einfachste – ist das Auslagern dieses Bereichs beziehungsweise der Beizug eines Experten auf diesem Gebiet. «Swiss IT Magazine» hat sich deshalb auf die Suche nach Schweizer Spezialisten gemacht, die sich im Software Asset Management bestens auskennen und Unternehmen dabei unterstützen.
Fünf Microsoft-Partner mit SAM-Gold-Kompetenz
Wenn es um Probleme mit Software und Lizenzen geht, dann stehen Microsoft-Produkte in den meisten Unternehmen zuoberst auf der Liste – Windows und Office lassen grüssen. Fast 80 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer nutzen aktuell ein Microsoft-Betriebssystem, die Zahl der Office-Installationen dürfte gar noch höher liegen. «Swiss IT Magazine» beschränkt sich in der vorliegenden Marktübersicht darum auf diesen mit Abstand am weitesten verbreiteten Hersteller und präsentiert insgesamt fünf Schweizer Microsoft-Partner, die im Bereich SAM tätig sind und eine Gold-Kompetenz besitzen. Allerdings sind die Partner durchaus nicht nur auf die Produkte der Redmonder spezialisiert, sondern bieten ihre Services und Dienstleistungen auch für viele andere Hersteller wie beispielsweise Adobe an.
Für wen sich ein externer SAM-Spezialist lohnt
Gemeinhin könnte man erwarten, dass sich SAM nur für grössere Unternehmen mit einer komplexen IT lohnt. Ein Blick auf die Tabelle verrät jedoch, dass sich die Angebote und Tätigkeitsfelder der fünf SAM-Spezialisten Brainware Solutions, Comparex Solutions (Schweiz), Comsoft Direct, Insight Technology Solutions und Softwareone längst nicht nur auf diese Klientel beschränken, sondern auch kleinere und mittlere Betriebe in ihr Kundensegment gehören.
Wie Philippe Borloz, CEO von Comparex Solutions (Schweiz), erklärt, lohnt sich der Beizug eines externen SAM-Spezialisten für alle Unternehmen, die eine Optimierung ihrer Prozesse, Verträge und mehr rechtliche Sicherheit wünschen – egal wie gross sie sind. Dem stimmt Bruno Pauli, Business Development Manager Services Switzerland & Austria bei Insight Technology Solutions, zu: «Eine SAM-Beratung lohnt sich im Grunde für alle Unternehmen, die zum einen nicht allumfassend in das Thema Lizenz-Know-how investieren können oder wollen, beziehungsweise die punktuell Unterstützung im SAM-Bereich, zum Beispiel bei der Einführung eines SAM oder zur Unterstützung von Vertragsverhandlungen, haben wollen.» Gleichzeitig weist er darauf hin, dass das Know-how im SAM-Bereich oft auf wenige oder gar einen Mitarbeiter verteilt ist und es auch dann Sinn mache, einen externen Spezialisten beizuziehen. Das sieht auch Borloz so: «Die wenigsten Unternehmen können sich eigenes SAM-Know-How leisten. Die Mitarbeiter mit Spezialwissen sind schwer zu bekommen und müssen regelmässig weitergebildet werden.»
Roger Limacher, Teamleader Services bei Comsoft Direct, liefert derweil noch einige weitere Gründe, die dafür sprechen, einen externen SAM-Spezialisten an Bord zu holen. Wie der Partner of the Year 2012 von Microsoft im Bereich SAM & Licensing erklärt, lohnt es sich auch, wenn ein Hersteller-Audit ansteht oder man (lizenz-)rechtliche Risiken vermeiden möchte. Ausserdem fahre auch gut, wer sich bessere operative und strategische Entscheidungsgrundlagen und eine bessere Budgetierbarkeit und Planungsübersicht wünsche oder nicht zuletzt über einen optimierten Software-Einsatz und zentralisierten Einkauf finanzielle Einsparungen erzielen wolle.
Die Nachfrage ist grösser denn je
Soweit zu den möglichen Kunden. Doch sind Schweizer Unternehmen wie eingangs vermutet wirklich überfordert mit dem Lizenzmanagement? Wie gross ist der Bedarf nach SAM-Spezialisten wirklich? «Riesig», weiss Herbert Keller, Head of Marketing bei Softwareone.
Der selben Meinung wie Keller ist René Örtig, Sales Director Switzerland bei Brainware Solutions: «Die SAM-Nachfrage ist aktuell sehr gross.» Nicht anders sieht das bei Comsoft Direct aus. Das Unternehmen hat, wie Roger Limacher erklärt, aktuell rund vier Anfragen pro Woche von Unternehmen, die Unterstützung im Lizenzmanagement suchen. «Der grösste Druck kommt zurzeit von den Herstellern Microsoft und Adobe», so seine Erklärung, warum die Nachfrage momentan so gross ist. Das kann Bruno Pauli von Insight Technology Solutions nur bestätigen: «In der Schweiz werden von den grossen Software-Herstellern aktuell viel mehr Audits durchgeführt.» So eine Überprüfung sei jeweils mit viel Aufwand und Kosten verbunden, und auf diese habe wirklich niemand Lust. Gleichzeitig glaubt Pauli, dass man generell sensibilisierter geworden sei was das Thema SAM betreffe, und heute in vielen Fällen auch eine gewisse Sicherheit oder Compliance haben wolle.
Der Druck der Hersteller steigt also. Da stellt sich zwangsläufig die Frage, mit was Schweizer Unternehmen derzeit stärker kämpfen: Mit einer Überlizenzierung, was im Falle eines Audits zu keinen Problemen führen würde, oder mit einer Unterlizenzierung, was negative Folgen hätte. Laut Philippe Borloz von Comparex gibt es in fast jeder Organisation ohne SAM automatisch Unter- und Überlizenzierung, da dem Thema in der Vergangenheit schlicht zu wenig Beachtung geschenkt worden sei. Roger Limacher von Comsoft Direct glaubt derweil, dass es in den meisten Fällen nicht um Über- oder Unterlizenzierung geht, sondern um die Falschlizenzierung. René Örtig von Brainware ortet eher eine Unterlizenzierung, was auch für Bruno Pauli von Insight Sinn machen würde. Eine Unterlizenzierung entsteht laut ihm nämlich sehr schnell, da Client-Images in der Regel schneller ausgerollt sind als Lizenzen dafür beschafft werden. Eine Überlizenzierung gebe es derweil nur unter bestimmten Voraussetzungen, beispielsweise wenn zu viele Standorte eines Unternehmens die Befugnis haben, Software einzukaufen oder eine Firma aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr wachse, sondern schrumpfe.
Was verändert sich durch die Cloud?
Neben vermehrten Audits sehen sich Unternehmen, aber auch die SAM-Spezialisten selbst, aktuell mit einem weiteren Trend konfrontiert, nämlich dem Cloud Computing. Einerseits warten heute alle fünf Microsoft-Partner mit einem SAM-as-a-Service-Angebot auf. Andererseits macht die Wolke die Lizenzierung aber auch komplexer. Roger Limacher von Comsoft Direct erklärt dies anhand von Microsoft Office: «Früher konnte man das Produkt auf zehn verschiedene Arten lizenzieren, heute sind es 30.» Weiter meint er, dass sich ein Unternehmen heute auch sehr genau informieren müsse, welche Lizenzen in Cloud-Services enthalten sind und wo eine zusätzliche Lizenzbeschaffung trotzdem noch notwendig sei.
Kompliziert wird es laut Bruno Pauli von Insight ebenfalls, wenn der Provider nicht der Lizenzgeber ist und wenn diverse Schnittstellen geschaffen werden. Hier herrsche auch seitens der Hersteller noch einiges an Unsicherheit. Einfacher sei eine reine Cloud-Lösung wie zum Beispiel Office 365.
Herbert Keller von Softwareone glaubt derweil, dass die Cloud die Lizenzierung in manchen Bereichen vereinfachen wird – aber nicht in allen. «Bei einem gemischten Einsatz der Software wird es noch komplexer», so Keller. Dass die Lizenzierung mit einer Cloud-Lösung tendenziell einfacher wird, meint auch René Örtig von Brainware, allerdings müsse der Kunde zuvor die Herausforderung meistern, die neuen Lizenzformen zu verstehen.
(mv)