Fibu-Software als Service für KMU

Die Cloud macht auch vor Fibu-Lösungen nicht Halt. «Swiss IT Magazine» zeigt, welche Hersteller den Trend erkannt haben und was KMU bei der Wahl beachten müssen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2012/11

     

Der weltweite Umsatz mit Software as a Service (SaaS) wird dieses Jahr laut Gartner 14,5 Milliarden Dollar betragen, was im Vergleich zu 2011 einer Steigerung um 17,9 Prozent entspricht. Und bis 2015 wird der Umsatz, der mit SaaS generiert wird, auf 22,1 Milliarden Dollar steigen. Es erstaunt also nicht, dass auch die Anbieter von Finanzbuchhaltungs (Fibu)-Software auf den SaaS-Zug aufspringen und ihre Lösungen vermehrt als Services bereitstellen.
Und auch auf Seiten der Kunden ist das Bedürfnis nach Fibu aus der Cloud vorhanden. «Da es sich bei einer SaaS-Lösung um ein Marktbedürfnis handelt, bieten wir diese unsere Kunden an», erklärt etwa Yves-Alain Dufaux, Geschäftsführer von Profinance.ch. Und auch Christoph Hagmann, Chef von Shakehands Software, sieht Fibu aus der Cloud als Bedürfnis der Kunden, genauso wie Michael Kunz, Digital Marketing Manager bei Solvaxis Online, der überzeugt ist: «Wir bieten Amanda als integrierte Cloud-Lösung an, da wir der festen Überzeugung sind, dass gerade kleinere KMU die Vorteile eben einer solchen Lösung extrem schätzen und suchen.» Derweil erklärt Andreas Schmid, Geschäftsführer von Reststep: «Wir bemerken, dass immer mehr Kunden gezielt eine Fibu als SaaS möchten. Viele kennen oder benützen zum Beispiel eine Webapplikation aus dem Ausland und möchten ebenfalls eine Fibu-Webapplikation.»
Bei Abacus haben sich innert der letzten viereinhalb Jahre über 4000 KMU dazu entschieden, Abacus-Software als Service zu beziehen. «Wir sind selber überrascht, dass letztes Jahr bereits drei von vier neuen Kunden aus dem Segment der kleinen Unternehmen diese Nutzungsvariante bevorzugten», konstatiert Thomas Köberl, Mitglied der Geschäftsleitung von Abacus Research. Und auch wenn die Cloud-Kunden bislang erst etwa 10 Prozent der gesamten Installationsbasis von Abacus ausmachen – «die Tendenz bei der SaaS-Lösung ist stark steigend.» Bestätigt wird diese Entwicklung von Eveline Kalberer, Produkt-Manager bei Proffix Software, sowie von Yves-Alain Dufaux von Profinance.ch, die beide wachsende Kundenzahlen für ihr Online-Fibu-Angebot vermelden.
«Swiss IT Magazine» liefert nachfolgend auf sechs Seiten eine umfassende Marktübersicht über die aktuellen Online-Fibu-Lösungen im Schweizer Markt und möchte KMU damit eine Orientierungshilfe geben. Die Übersicht hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und konzentriert sich auf Branchen-unabhängige Lösungen für kleine und mittlere Unternehmen. Keinen Platz gefunden haben Finanzbuchhaltungen für Vereine und Private sowie die grossen internationalen Anbieter wie Microsoft oder SAP.

Marktübersicht
In unserer Marktübersicht finden Sie 18 Online-Fibu-Lösungen für die Schweiz.

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Keine Kosten für Infrastruktur und Lizenzen

Gerade für kleine Unternehmen liegen die Vorteile einer Fibu-Lösung aus der Cloud auf der Hand. «Für das KMU entfallen Software-Lizenzgebühren und Hardware-Infrastrukturkosten wie etwa Server- und Backup-Systeme», führt Köberl von Abacus aus. Zudem sei die nutzungsabhängige Mietlösung exakt kalkulierbar, was die Kosten betreffe, ergänzt er und betont, dass sich das KMU bei einer Fibu aus der Cloud auch nicht mehr um IT-spezifische Tätigkeiten wie Update-Installationen kümmern muss. In dieselbe Kerbe haut Kalberer von Proffix Software: «Für SaaS-Kunden reduzieren sich die Investitionskosten für die IT-Infrastruktur und deren Unterhalt. Die Software ist immer auf dem aktuellsten Stand und die tägliche Datensicherung ist gewährleistet.» Ebenfalls dieser Meinung ist Sascha Maurer, Leiter Marketing und Verkauf bei Comatic. Laut ihm sprechen für Fibu-Lösungen als SaaS unter anderem, dass keine Wartungsarbeiten für Updates und Bugfixes nötig sind und das die professionelle Datensicherung gewährleistet ist.
«Etliche Kunden wollen null und nichts mit dem IT-Betrieb und dem Unterhalt zu tun haben, also sich nicht um Daten-Backups, Server, Updates oder Lizenz-Management kümmern müssen», erklärt derweil Rainer Erismann, Geschäftsführer von Buspro. Diesen Unternehmen rät er denn auch zu Fibu aus der Cloud. Ins selbe Horn bläst Edgar Kohler, Verkauf und Geschäftsführer von Vemag Computer: «Der Vorteil für kleinere Kunden bei der SaaS-Lösung ist, dass sie sich nicht um IT-Belange kümmern und kein eigenes Know-how aufbauen müssen.»
Ein weiteres Plus für die Fibu aus der Cloud ist, dass die Mandanten direkt auf dem Server ihres Treuhänders arbeiten können. Sévérine Affolter, Geschäftsleiterin von Topal Solutions, erklärt: «Sowohl für den Treuhänder als auch für den Mandanten eröffnen sich dadurch zwei markante Vorteile: Sie müssen die Daten nicht mehr hin und her schicken und der Abgleich der Versionen spart Zeit und Ärger.» Unterstützung erhält Affolter dabei von Bernd Pfaff, Geschäftsführer von Skip5. Laut ihm liegt der Vorteil einer Fibu als SaaS darin, dass der Treuhänder die Daten direkt und überall prüfen und mutieren kann. Und Köberl von Abacus ergänzt, dass man durch den Einsatz von SaaS den Kunden ermöglichen will, auf eine einfache und komfortable Weise mit derselben Software wie der Treuhänder zu arbeiten, «denn durch ein solches Sharing von Software und Daten entstehen für das KMU wie auch für den Treuhänder grosse Vereinfachungen, weil der Datentransfer mit allen den in der Vergangenheit verbundenen Schwierigkeiten wie unterschiedlichen Software-Versionen oder Datenverlusten entfallen», betont das Abacus-Geschäftsleitungsmitglied.

Bedenken bezüglich Datensicherheit

Auch André Chappot, Product Manager bei BTS Business Technology & Services, weiss über die Vorteile von SaaS-Lösungen Bescheid: «Gewisse Kunden ziehen eine SaaS-Lösung vor, um sich nicht um Speicherung oder Software-Updates kümmern zu müssen.» Der Produkt-Manager kennt aber auch die Bedenken der Kunden, die sich primär um die Datensicherheit drehen – «obwohl die besten Sicherheits- und Verschlüsselungsmassnahmen vorhanden sind», so Chappot. Auch Kalberer von Proffix kennt diese Sorge: «Vielfach haben Kunden Bedenken, ob ihre Daten ‹im Internet› auch sicher sind. Mit dem Hinweis, dass die häufigste Ursache für Datenverlust und Systemausfälle meistens bei den eigenen Mitarbeitern liegt und dass Server von professionellen SaaS-Anbietern sich in einem geschützten Bereich befinden, können die anfänglichen Bedenken ausgeräumt werden.» Auch Gerhard Weber, CEO von Datura, und Kunz von Solvaxis kennen die Sicherheitsbedenken der Unternehmen bezüglich der Daten. Weber betont aber: «Die Daten sind in der Regel im professionellen RZ-Betrieb besser aufgehoben als im oft nicht professionellen KMU-Umfeld.» Keine Bedenken kennt derweil Thomas Brändle, Geschäftsführer von Run my Accounts, der zu Protokoll gibt: «Unsere Kunden sind sich den Umgang mit Web-Apps gewohnt und wollen nichts anderes.»
Ein weiterer Nachteil, der sich mit einer Fibu aus der Cloud ergeben könnte, ist laut Kalberer von Proffix die Abhängigkeit von der Internet-Verfügbarkeit sowie vom SaaS-Anbieter. Dieser Abhängigkeit vom Anbieter ist sich auch Dufaux von Profinance.ch bewusst. Er rät den Kunden daher, sich abzusichern, damit sie auch im Notfall Zugang zu ihren Daten haben. Und Hagmann von Shakehands Software fasst zusammen: «Die Cloud hat eine grössere Abhängigkeit, braucht ein Netzwerk und grösseres Vertrauen in die Umgebung.»

Vertrauen als ausschlaggebendes Kriterium

Dieses Vertrauen sollte denn laut Kalberer von Proffix auch bei der Wahl eines geeigneten Online-Fibu-Anbieters eine Rolle spielen: «Da es sich um vertrauliche Daten handelt, muss ein Anbieter gefunden werden, der vertrauenserweckend ist.» Auch Chappot von BTS Business Technology & Services empfiehlt KMU bei der Entscheidung für oder gegen einen Anbieter dessen Ruf, sowie die Marktpräsenz und die Anzahl Jahre im Markt sowie die Anzahl der Installationen zu berücksichtigen. Weitere Aspekte, die Sévérine Affolter von Topal Solutions hervorhebt, sind die Art und Weise, wie der Zugriff auf die Daten gewährleistet wird und wie das Handling der Lösung ist. Ebenfalls wichtig sind für die Geschäftsführerin die Möglichkeiten, welche die weiteren im Betrieb eingesetzten Software-Lösungen bieten: «Insbesondere sollte es möglich sein, die Auftragslösung so anzubinden, dass die Schnittstellen zur Fibu-Lösung reibungslos funktionieren.» Kohler von Vemag Computer plädiert indes für ein Daten-Hosting in der Schweiz. Ebenso sollten Unternehmen seiner Meinung nach abklären, ob es einen Hotline-Support gibt und was mit den Daten des Unternehmens geschieht, wenn man den Vertrag kündigt. Auch Erismann von Buspro betont, dass man wissen sollte, wo die eigenen Daten liegen und wer darauf Zugriff hat. Des weiteren identifiziert er nebst der Zuverlässigkeit, der Sicherheit und dem Datenschutz klassische Auswahlkriterien wie Bedienerfreundlichkeit, Effizienz und Funktionalität sowie die Anpassbarkeit an firmenindividuelle Abläufe. Kunz von Solvaxis Online rät indes: «In unseren Augen ganz wichtig ist, dass der Hersteller tiefgreifende Kenntnisse des lokalen Marktes und der Gesetzgebung hat.»
Köberl von Abacus plädiert derweil dafür, sich die Option offen zu lassen, eine online genutzte Fibu durch weitere Module wie zum Beispiel eine Lohn-Software oder eine Fakturierung erweitern zu können. «Zudem sollte auch die Möglichkeit gegeben sein, von einer Cloud-Lösung auf eine im Unternehmen installierte Lösungen wechseln zu können, falls das Unternehmen entscheidet, Software und Daten wieder inhouse zu führen», ergänzt er.

Inhouse-Installation ist auch eine Option

Köberl sieht denn auch durchaus Gründe dafür, wieso sich eine Firma wieder für den Inhouse-Einsatz einer Fibu-Lösung entscheiden könnte – beispielsweise, wenn Software-Lösungen unterschiedlicher Anbieter miteinander kombiniert eingesetzt werden sollen, wie dies bei Branchenlösungen der Fall sein könne, und der Datenaustausch zwischen diesen Komponenten via Schnittstellen sichergestellt werden soll.
Dufaux von Profinance.ch empfiehlt Fibu aus der Cloud derweil vor allem kleineren Firmen und Organisationen. «Sobald ein Weiterausbau der Software geplant ist, empfehlen wir den Wechsel auf eine herkömmliche, vor Ort installierte Lösung», so der Geschäftsführer. Ähnlich tönt es von Andreas Schmid von Reststep: «Wir richten uns an Unternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern. Diesen empfehlen wir grundsätzlich eine Fibu aus der Cloud.» Bei Spezialanforderungen und Grossunternehmen gebe es aber eventuell kein entsprechendes Cloud-Angebot. «Cloud-Lösungen sind relativ neu, sie besitzen deshalb nicht dieselbe Marktreife wie vor Ort installierte Lösungen», bilanziert der Geschäftsführer. Und auch Kalberer von Proffix findet durchaus Argumente für eine Installation der Software im Unternehmen selber: «Für Unternehmen, welche bereits über eine funktionierende IT-Infrastruktur und genügend IT-Know-how verfügen und die ihre Daten nicht auswärts geben möchten, empfehlen wir eine Installation vor Ort.» In dieselbe Kerbe haut Maurer von Comatic: «Vor Ort installierte Lösungen eignen sich für Unternehmen mit eigener Server-Infrastruktur und einer bereits vorhandenen, professionellen Betreuung der Netzwerkumgebung.» Hagmann von Shakehands Software empfiehlt Fibu aus der Cloud Unternehmen mit mobilen Zugängen und gutem Breitbandanschluss oder Firmen, die Server als Services extern dazukaufen. Aber: «Alle anderen fahren kostengünstiger mit lokalen Fibu-Applikationen.» Derweil macht Brändle von Run my Accounts klar: «Unternehmen, welche komplexe und parametrisierbare Produktionsprozesse haben oder spezielle Verfahren abbilden müssen, brauchen für sie optimale Systeme – unabhängig davon, ob es sich um eine SaaS-Lösung handelt oder nicht.» (abr)


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