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Virtuelle Daten vor Verlust schützen

Von Holger Engelland

Auch in virtuellen Umgebungen werden Daten letztlich auf Festplatten oder Bänder gespeichert und es kann zu einem Datenverlust kommen. Es muss aber nicht.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2012/06

     

Die Virtualisierung spart Kosten, ist flexibel und macht unabhängiger von der eingesetzten Hardware. Doch auf die neuen Herausforderungen durch virtuelle Systeme sind viele Unternehmen heute noch immer nicht ausreichend vorbereitet. So haben 69 Prozent der Unternehmen, die Virtualisierung einsetzen, mindestens einmal im vergangenen Jahr Daten verloren. Bei zwölf Prozent der Unternehmen gab es sogar mehr als fünf Datenverluste pro Jahr. Und gut die Hälfte der Unternehmen, nämlich 51 Prozent, konnte die Daten nicht zu 100 Prozent wiederherstellen. Dies geht aus Umfragen von Kroll Ontrack hervor, die im vergangenen Jahr auf den Vmworld-Veranstaltungen in den USA und Europa durchgeführt wurden. Die Ursachen der Datenverluste sind ebenso unterschiedlich wie bei herkömmlichen Systemen. Prinzipiell gilt, dass auch in der virtuellen Welt Informationen letzten Endes immer auf einer Festplatte oder einem Tape gespeichert werden.

Komplexität beherrschen

Die Gründe für die Schwierigkeiten sind derweil bekannt: Virtuelle Infrastrukturen mit ihrem Aufbau aus zahlreichen Software-Schichten und den vielen Tools für Verwaltung und Automatisierung erfordern ein sehr hohes Know-how der Mitarbeiter. Zudem sind die Systeme sehr flexibel, virtuelle Maschinen lassen sich sehr schnell installieren, verschieben oder neu konfigurieren – ein grosser Vorteil im Alltag, aber auch eine mögliche Quelle für Fehler. Problematisch ist schliesslich auch, dass Dokumentation und Backup-Planung dem schnellen Wachstum der virtuellen Systeme, egal ob auf Basis von Vmware, Microsoft Hyper-V, Oracle VM Virtual-Box oder Citrix Xen-Server, oft hinterherhinken.
Ist es erst einmal zum Datenverlust gekommen, erfordert die Wiederherstellung von Daten in komplex aufgebauten virtuellen Systemen mit ihren aufeinander abgestimmten Layern sehr viel Erfahrung und spezialisierte Technologien. Das kann die Datenrettung zeitaufwändig machen. Oft führt dann kein Weg mehr an einem Datenrettungsspezialisten vorbei. Sie können in einem solchen Fall, mit speziellen Tools und individuellen Lösungen und Werkzeugen, Dateisysteme noch identifizieren, Daten extrahieren und wichtige Daten aus komplexen Systemen wiederherstellen.

Tips gegen Datenverlust in virtuellen Infrastrukturen

Am besten ist es jedoch, es erst gar nicht zu einem Datenverlust kommenzulassen. Im Umgang mit virtuellen Systemen sind dazu folgende Tips unbedingt zu beachten:

Richtig vorsorgen

-Es sollte nicht an Schulungen für die Mitarbeiter gespart werden, die mit virtuellen Systemen umgehen.

-Die virtuelle Infrastruktur und alle Veränderungsschritte sollten sorgfältig dokumentiert werden. Dazu gehört das Vergeben und das Beachten von Namenskonventionen für Hosts, Guests, physikalische Server und Volumes. Ausserdem sollten die Zugriffsrechte auf die virtuelle Umgebung und das Backup auch regelmässig überprüft werden.

-Es sollte ein Backup- und Recovery-Plan erstellt werden und schon im Vorfeld einmal Kontakt mit einem professionellen Datenrettungsunternehmen aufgenommen werden, damit im Notfall keine wichtige Zeit verloren geht.

Daten erfolgreich wiederherstellen

-Auf der Festplatte, auf der der Fehler aufgetreten ist, sollten keine neuen Dateien erstellt werden. Zudem sollten alle virtuellen Maschinen gestoppt werden, bis die wichtigen Daten gerettet sind.

-Weiter sollte überprüft werden, ob die Sicherungskopie in Ordnung ist, bevor Reparaturprogramme gestartet oder Daten von der Sicherungskopie wiederhergestellt werden. Am besten erzeugt man vor der Wiederherstellung ein Abbild aller RAID-Laufwerke.


Daten erfolgreich retten

-Datenrettungs-Software sollte nur dann verwendet werden, wenn man sicher ist, dass diese auf der Festplatte keine zu rettenden Daten verändert.

-Nicht auch noch andere Daten in Gefahr bringen: Wenn eine virtuelle Festplatte gerettet werden soll, sollte auf dem Laufwerk nur diese Disk aktiv sein. Werden auf dem Laufwerk noch weitere virtuelle Disks ausgeführt, die sich bei der Rettung nicht schliessen lassen, dann klont oder migriert man diese Disks auf ein anderes Laufwerk. Alle anderen aktiven virtuellen Maschinen, die sich auf dem gleichen Laufwerk befinden und per Thin Provisioning bereitgestellt werden oder auf Snapshots basieren, sollten beendet werden.

-Es sollten keine eigenen Versuche zur Datenrettung unternommen werden, bei denen die Daten noch weiter beschädigt werden könnten. Lassen sich die Daten nicht wiederherstellen, sollte lieber Kontakt zu einem Datenretter hergestellt werden. Unprofessionelle Rettungsversuche können die Daten unwiederbringlich beschädigen.

Holger Engelland ist Manager Data Recovery und Data Management bei Kroll Ontrack.


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