Die Cloud ist eine IT-Infrastruktur, die über ein Netzwerk – das Internet oder ein Intranet – zur Verfügung gestellt wird. Der Nutzer kann aus der Cloud nicht nur Datenspeicher, Rechen- und Netzwerkkapazität, sondern auch Software beziehen und muss diese nicht mehr lokal bei sich betreiben.
Roman Pfenninger (Quelle: Swiss ICT Magazin)
Zu den zentralen Kennzeichen einer Cloud zählen der Self-Service, das Usage-Based Billing und ihre Agilität. (Quelle: Swiss ICT Magazin)
Je nach angebotenen Dienstleistungen liegt mehr Verantwortung für den Betrieb des Services beim Anbieter oder beim Nutzer. (Quelle: Swiss ICT Magazin)
Marco Kündig (Quelle: Swiss ICT Magazin)
Die wichtigsten Kennzeichen jeder Cloud
Zu den zentralen Kennzeichen einer Cloud zählen der Self-Service, das Usage-Based Billing und ihre Agilität. Um Bereitstellungszeiten und -kosten tief zu halten, bezieht der Nutzer Dienstleistungen aus der Cloud möglichst selbständig (Self-Service). Hierfür muss der Anbieter eine vollständig automatisierte Umgebung zur Verfügung stellen. Idealerweise erhält der Nutzer die Zugangsdaten kurz nach seiner Bestellung automatisch. Wichtig sind standardisierte Schnittstellen, damit der Cloud-Kunde nicht an einen bestimmten Anbieter gebunden ist. Portal und Automatisierung können beispielsweise via vCloud-Director von VMware, Systemcenter von Microsoft oder Cisco Intelligent Automation for Cloud (CIAC) bereitgestellt werden.
Ein weiteres Kennzeichen der Cloud ist, dass sich die bezogenen Leistungen genau abrechnen lassen (Usage-Based Billing). Bezieht der Nutzer Infrastruktur, sind die CPU, RAM und Diskkapazität im Minutentakt abzurechnen. Bei Software aus der Cloud macht es mehr Sinn, nach Anzahl User abzurechnen. Wenn der Nutzer Festplattenplatz bezieht, bietet sich eine Abrechnung nach GB an. Um eine derart flexible Verrechnung zu ermöglichen, müssen die Prozesse automatisiert und transparent ablaufen. Hierfür schalten die Anbieter in der Regel Kundenportale auf, welche die verbrauchte Menge in Echtzeit aufzeigen.
Zu den Vorteilen einer Cloud-Infrastruktur zählt schliesslich die Agilität. Der Nutzer erhält schnellen Zugang zu den Diensten und der Anbieter kann die Leistungen einfach skalieren, so dass der Kunde beispielsweise für die Abrechnungen am Monatsende punktuell mehr Leistung beziehen kann. Die Herausforderung für die Anbieter liegt darin, ihre Infrastruktur möglichst hoch auszulasten und gleichzeitig den Kunden genügend Reserve zu bieten.
Cloud ermöglicht drei zentrale Dienstleistunge
Damit ein Cloudanbieter dem Cloudnutzer ein Serviceangebot unterbreiten kann, müssen die verschiedenen Layer von der Infrastruktur bis zur Applikation betrieben werden. Je nach angebotenen Dienstleistungen liegt mehr Verantwortung für den Betrieb des Services beim Anbieter oder beim Nutzer (siehe Abbildung).
Dank Infrastructure as a Service (IaaS) ist es nicht mehr nötig, Rechnerinfrastruktur zu kaufen. Man kann sie bei Bedarf einfach mieten. Die Angebote aus der Cloud reichen von Speicherlösungen über Serversysteme mit verschiedenen Betriebssystemen bis zu ganzen Rechenzentren. Beispiele für globale Services sind die Speicherlösung von Amazon S2 oder das Angebot von Servern mit verschiedenen Betriebssystemen von IBM. Auch in der Schweiz gibt es diverse Anbieter, darunter Swisscom, Green und Nexellent.
Typischerweise bieten IaaS-Provider ihre Dienste als eine virtuelle Maschine (VM) an, meist ein leerer VM-Container ohne Betriebssystem und ohne Applikationen. Der Nutzer eines IaaS-Angebots installiert sein eigenes Betriebssystem und seine eigenen Applikationen.
Die IaaS-Anbieter profitieren von den Skaleneffekten beim Einkauf der Hardware, der Softwarelizenzen und der elektrischen Energie, sowie beim Support, da viele gleichartige Systeme zu einem geringeren Verwaltungsaufwand führen.
Mit Platform as a Service (PaaS) können Nutzer günstig Serverhostings bestellen und damit ihre eigenen Software-Anwendungen entwickeln. Die Anbieter konsolidieren die Lösungen meist auf grossen Servern und verkaufen sie als Plattform. Sie profitieren dabei von der schwankenden Auslastung der Systeme, weil sie die Plattformen laufend auf verschiedene Hardware verschieben können. Ausserdem lassen sich durch die beschränkte Komplexität der Lösungen und die hohe Standardisierung Betriebskosten einsparen. Weitere Einsparungen sind möglich, wenn Anbieter PaaS- und IaaS-Dienste verknüpfen.
Neuerdings gibt es auch Anbieter, die vorinstallierte Windows Server 2008, Linux- oder andere Server zur Verfügung stellen. Eine solche Installation, die sehr nahe bei IaaS ist, wird erst zu PaaS wenn auch das Betriebssystem vom Provider mit unterhalten wird. Oft spielt der Provider auf dem OS Patches ein und führt Antiviren-Updates und andere Pflegearbeiten durch.
Mit Software as a Service (SaaS) erhält der Nutzer Zugang zu Software-Sammlungen und Anwendungsprogrammen. Die Software läuft dabei auf der Infrastruktur des Anbieters und der Nutzer sieht lediglich seine Applikation. Typische Beispiele hierfür sind die Webmailangebote. Verknüpft der Anbieter diese Angebote mit IaaS- und PaaS-Diensten, entstehen kostengünstige, hoch skalierbare Anwendungen, die von überall her und jederzeit erreichbar sind.
Ideal für solche Lösungen sind Webanwendungen, weil diese zur Benutzung nur einen Browser voraussetzen, ohne dass der Anwender eine Clientsoftware installieren muss. Normalerweise können sie nur online genutzt werden, wobei heute bereits Lösungen existieren, welche mittels einer Synchronisation auch eine Offline-Bearbeitung zulassen. Dabei entfallen jedoch die Vorteile der Collaboration meist.
Mit SaaS lässt sich Unternehmenssoftware rasch und systemunabhängig einführen. Da die Nutzer nur bezahlen, was sie tatsächlich benötigen, sparen sie Kosten ein. SaaS-Dienste bauen typischerweise auf IaaS- und PaaS-Angeboten auf.
Privat, öffentlich oder das Beste aus beiden Welten
Je nach Situation und Bedürfnis eignen sich unterschiedliche Organisationsformen der Cloud: Private, Public oder Hybrid. Die
Private Cloud bietet Zugang zu IT-Dienstleistungen innerhalb der eigenen Organisation. Der Nutzer bezieht Datenspeicherung und Rechenleistung vom eigenen Rechenzentren oder angemieteten Lokalitäten.
Bei diesem Modell geht es vor allem darum, die IT-Kosten zu senken, die Infrastruktur besser auszulasten und die IT-Prozesse zu optimieren. Der Vorteil liegt darin, dass diese Lösung auf den Nutzer zugeschnitten ist und die Daten gut geschützt sind. Dagegen ist die Skalierbarkeit bei der Private Cloud beschränkt, weil meist die notwendige Server-Masse fehlt, um eine effiziente Cloud bereitzustellen.
Die
Public Cloud bietet dem Nutzer via Internet Zugang zu IT-Dienstleistungen. Er mietet die IT-Infrastruktur und bezahlt dem Anbieter nur die tatsächliche Nutzung, ohne Kapital in Rechner- und Datenzentrumsinfrastruktur zu investieren. Die Lösungen sind hoch standardisiert, damit sie der Anbieter mit einem maximalen Skaleneffekt betreiben kann. Er verteilt die Services meist auf viele Systeme, auf denen er auch andere Kundenservices betreibt.
Solche Lösungen sind schwer anzupassen und müssen wie angeboten bezogen werden. Dafür sind die Preise tief und die Leistung lässt sich rasch ausbauen.
Die
Hybrid Cloud vereint die Vorteile der Public und Private Cloud. Sensible Daten und technisches Knowhow bleiben in der eigenen Organisation und gleichzeitig lassen sich die Lösungen nach Bedarf skalieren. Möglich ist beispielsweise eine Lösung, bei der die Daten lokal beim Nutzer bleiben, während er die Rechenleistung für die Applikation von extern bezieht. Alternativ kann der Nutzer die Basislast intern erbringen und Anforderungen an die Plattform, die darüber hinausgehen, extern beziehen. An einfachsten ist es, wenn er Test-Entwicklungs- und Integrationsplattformen aus der Cloud bezieht, während die produktiven Systeme lokal bleiben.
Treffen der Fachgruppe Cloud Computing
Am 19. September 2012 trifft sich die Fachgruppe Cloud Computing im Restaurant Clouds im Zürcher Prime Tower. Nähere Informationen finden Sie hier:
www.xing.com/net/fg_cloudcomputing