«Die Ausbildung von Jugendlichen ist ein Gewinn für alle»

Zum beiderseitigen Nutzen setzt die Bibus Holding AG ihre Auszubildenden schon früh im Tagesgeschäft ein. Das international tätige KMU holte sich den «ICT Education and Training Award» in Silber. SwissICT sprach mit Peter Fischbacher, ICT Service Manager der Bibus Holding AG.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2012/04

     

Was bedeutet der Silber Award für Sie?
Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung, welche mich in meinen Bestrebungen im Sinne der Berufsbildung im ICT-Umfeld bestätigt. Als klassisches KMU erachten wir es als unsere Pflicht, einen Teil dazu beizutragen, damit wir in der Schweiz auch in Zukunft über genügend qualifizierten ICT-Berufsnachwuchs aus den eigenen Reihen verfügen.

Sie leiten eine ICT-Einheit in einem Industriebetrieb, ein 7-Personen-Team inkl. drei Lernenden. Was unterscheidet Ihren ICT-Betrieb von einem reinen Informatik-Betrieb?
Eigentlich nicht allzu viel, ausser, dass unsere Kunden halt interne Benutzer sind. Da unsere Unternehmung weltweit tätig ist betreiben wir eine vergleichsweise grosse und komplexe ICT-Infrastruktur, welche in unserem neu erstellten Logistikcenter sogar die gesamte Produktion steuert. Das macht unsere Jobs aber auch interessanter und abwechslungsreicher. Würden die Server nicht laufen, müsste die Belegschaft im In- und Ausland nach Hause geschickt werden.

Bibus engagiert sich stark in der Berufsbildung. Wir sieht Ihr Konzept aus?
Es wurde für uns immer schwieriger, die gesuchten Fachkräfte zu finden. Also bilden wir sie selbst aus. Heute sind unsere Auszubildenden für das Daily Business zuständig: Sie decken als angehende Informatiker mit der Fachrichtung Support selbständig alle anfallenden Supportarbeiten in unserer Unternehmung ab.

Was unternehmen Sie zur Verbesserung des Berufsbildes?
Unsere Auszubildenden und ich stellen uns alljährlich für die Standbetreuung des Züricher Lehrbetriebsverbandes ICT (ZLI) an der Berufsmesse Zürich zur Verfügung. Über sogenannte Berufsbesichtigungen, organisiert durch das BIZ, versuchen wir ausserdem, Jugendlichen aus der Region den Beruf als Informatiker näher zu bringen. Persönlich bin ich auch noch als Vorstandsmitglied beim ZLI tätig. Dabei übernehme ich automatisch zusätzliche Funktionen im Berufsbild Marketing.
Man sagt, Schülerinnen und Schüler hätten völlig falsche Vorstellungen über die Informatikberufe. Stimmt das?
Ein Grossteil hat leider wirklich keine Vorstellung davon, wo überall und für was genau die Informatik heutzutage benötigt wird. Dabei gibt es heute kaum mehr eine Berufsgattung, welche noch ohne die Hilfe der Informatik auskommt. Entsprechend sind dann natürlich auch falsche Vorstellungen über die Informatikberufe vorhanden.


Wie könnte man diese falschen Vorstellungen verändern und zeigen, wie spannend denn diese Berufe sind?
Allenfalls über kurze, ansprechende Werbevideos in den unterschiedlichsten Medien (TV, Kino, Social Media etc.), welche prägnant aufzeigen, was alles in der heutigen Gesellschaft überhaupt nur noch dank der Unterstützung modernster Informatik möglich ist. Eine weitere Möglichkeit wäre in Printmedien mit Hilfe von bekannten CEOs von Schweizer Unternehmungen darüber zu berichten, wie diese erfolgreich die Informatik einsetzen, um den Firmenerfolg voranzutreiben.

Was empfehlen Sie anderen Firmen und den Verbänden?
Sich aktiv für die Grundausbildung im ICT-Bereich einzusetzen, denn nur wenn wir alle zusammen dem sich abzeichnenden ICT-Fachpersonalmangel entgegenwirken, können wir den qualitativen hohen Standard am Wirtschaftsstandort Schweiz auch in Zukunft halten. Und dazu zählt auch das Auftreten der Firmen nach aussen: Berufsmarketing können die Firmen am besten betreiben.


Seit wann bilden Sie Informatiklehrlinge aus?
Seit 2004. Einer unser ehemaligen Lernenden arbeitet unterdessen sogar sehr erfolgreich im Security Umfeld beim BIT (Bundesamt für Informatik und Telekommunikation).

Werden Sie von Ihrer Geschäftsleitung unterstützt oder müssen Sie für die Ausbildungsplätze kämpfen?
Sowohl das Management als auch die Inhaberfamilie steht vollkommen hinter unserem Ausbildungskonzept. Dafür möchte ich mich, auch im Namen unsere Auszubildenden, ausdrücklich bedanken.

«Wir bilden keine Lehrlinge aus, die halten Ingenieure nur auf.» Was sagen Sie dazu?
Über solche Aussagen kann ich nur lachen. Die meisten von uns haben doch in der Vergangenheit auch mal eine Berufslehre absolviert und waren entsprechend froh und dankbar um einen Ausbildungsplatz in einer Unternehmung. Ausserdem kann man die Informatiklernenden, speziell im Fachgebiet Support, bereits vom ersten Tag an produktiv und sehr selbstständig einsetzen. In der Praxis richtig umgesetzt ist somit das Ausbilden von Jugendlichen für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation.


Das Interview führte Alfred Breu, ICT-Berufsbildung Schweiz.



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