Mit Memonic lancierte das Schweizer Start-up
Nektoon vor zwei Jahren ein interessantes Produkt. Innovative Technologie gepaart mit einem erfahrenen Team, das schon zwei Schweizer Erfolgsgeschichten teilweise mitverantwortete – Namics und Local. In Folge gewann Memonic nicht nur einige Preise, sondern trägt sich mittlerweile auch finanziell. Dies mit einem Kundenstamm, der zu 80 Prozent im Ausland ist und zu 50 Prozent aus Business-Kunden besteht. Trotzdem stellte sich auch Ernüchterung ein.
«Swiss Made Software»
Weitere Infos und alle Mitglieder auf einen Blick:
www.swissmade-software.org
Auch im Zeitalter des Internets kommt man nicht ohne eine gut vernetzte internationale Distribution aus. Die übermächtige Konkurrenz aus dem Silicon Valley trumpfte wieder und wieder mit Masse und Kapital auf. Allen voran Konkurrent Evernote. Dabei wurde die Software aus dem Hause
Nektoon unter anderem von «Macworld» als mindestens gleich gut gewertet. «Gleich gut zu sein, reicht heute einfach nicht,» so Gründer Dorian Selz.
Einschüchtern lassen will man sich davon bei Memonic jedoch nicht, im Gegenteil. Gerade schloss man eine Investitionsrunde ab und nahm 1,5 Millionen Kapital für den nächsten Schritt auf. Squirro heisst das neue Produkt und die Zielsetzung ist klar international. «Aus Runde eins gibt es ganz klar Lektionen, die wir jetzt berücksichtigen,» so Selz. «Vor allem in puncto Distribution.» Was heisst das? «Wenn man beim lokalen Webmonday dem Product Manager vom Appstore mal schnell sein Produkt zeigen kann, hat das Riesenvorteile. Das gleiche gilt für Kontakte zur Presse.» Mit lokal ist hier das Valley gemeint und der Product Manager ist der von Apples Appstore. Gleiches gilt für Journalisten: Es macht eben einen Unterschied, ob die News auf «Tech-crunch» erscheint oder nur lokal auf deutsch.
International belächelt
Erschwerend hinzu kommt, dass es keine international bekannten Schweizer Properties gibt und man deswegen als lokales Start-up international eher belächelt wird. «Das wird schnell klar, wenn man mit einigen der grossen VCs redet», so Selz. Dort liegt auch der zentrale Unterschied zu den bisherigen erfolgreichen Firmen der Memonic-Gründer: «Namics und Local waren aus der Schweiz für die Schweiz. Was wir jetzt machen ist aus der Schweiz für die Welt.»
Für Squirro ist das aufgenommen Kapital dabei eher nebensächlich. Mit dem Geld kam nämlich eine Gruppe erfahrener Investoren aus dem globalen Enterprise Software Business an Bord, die jetzt den entscheidenden Unterschied auf internationalem Parkett machen sollen. «Das sind erfahrene Business-Veteranen, die sich seit vielen Jahren kennen und um den Globus verteilt sind. Damit werden wir ganz anders aus den Startlöchern kommen», so Selz.
Die Idee für Squirro entwickelte sich dabei aus den Erfahrungen mit Memonic. Memonic ermöglicht das zentrale Sammeln und Ablegen von Webinhalten. Dazu kann man ganze Webseiten oder auch nur Teile per Klick ausschneiden. Diese landen in einem Account, wo sie leicht sortiert, getagt und um Notizen angereichert werden können. Während der Weiterentwicklung holte man bei Memonic laufend Kundenfeedback ein. Dabei wurde klar, dass viele Business-Kunden das Tool für Strategie-themen nutzten. Dazu gingen deren Teams immer wieder die selben Quellen im Web an und prüften diese auf Veränderungen.
Topical Feeds
Daher der Gedanke: Lässt sich das nicht automatisieren? Selz sieht in Squirro einen persönlichen digitalen Assistenten, der automatisiert aktuelle und relevante Informationen zu einem Thema in Topical Feeds darstellt. Selz: «Squirro ist gleichzeitig umfassender als normale (RSS) Feeds und spezifischer als Search.» Der Prozess läuft wie folgt: Man wählt ein Thema, sagen wir ABB, und füttert das System mit Material, das man gegebenenfalls schon hat. Die Technologie sucht nach Kontext und erstellt damit einen digitalen Fingerabdruck. Im Falle von ABB könnten das Strom, Stromerzeugung oder Energie sein. So werden nicht einfach Informationen abgegriffen, die zufällig die gleichen Buchstaben enthalten - Orange die Frucht und Orange die Firma mögen hier als Beispiel dienen. Im Laufe der Zeit lernt das System dazu und zwar durch die Interaktion des Nutzers mit den Daten. Diese werden übersichtlich aufbereitet und können ähnlich wie bei Memonic weiterbearbeitet werden.
Neben individuellen Feeds, plant man bei
Nektoon schon weiter: Squirro wird zurzeit in Salesforce und SAP integriert. Damit hat das System auch Zugriff auf Kalender und Termindaten des Nutzers. Steht dann ein Meeting, zum Beispiel mit ABB an, liefert das System kurz davor eine Übersicht mit relevanten und aktuellen Informationen. Zurzeit ist Squirro noch in einer Closed Beta. Ein Launch ist für anfangs zweites Quartal 2012 geplant.
www.squirro.com