Wer ein Business startet, versucht die Kosten tief zu halten. Schliesslich ist man ja nicht wirklich sicher, ob sich der Geschäftserfolg auch in der Realität so schnell einstellt, wie man sich das in seinen Planspielen ausgemalt hat. Entsprechend gross ist der Sexappeal von Open Source und Gratis-Web-Services auf Start-ups. Kommerzielle Business-Software schreckt demgegenüber ab. Zumal die Lizenzen ja häufig nur ein Teil der Rechnung sind. Das notwendige Einführungsprojekt verschlingt in der Regel noch einmal mindestens den gleichen Betrag. Auch ich und meine Geschäftspartner hatten bei der Gründung vor vier Jahren keine Lust, viel Geld für ICT aufzuwerfen. Schliesslich hatten wir als Tech-Journalisten über die Jahre unzählige Beispiele von überteuerten Infrastrukturen gesehen. Andererseits haben wir aber auch genauso viele Installationen gesehen, bei denen mehr entschieden besser gewesen wäre.
Nicht günstig, aber einfach
Und tatsächlich ist Sparsamkeit in Sachen ICT keine Tugend. Das sollte eigentlich schon klar werden, wenn man die Ausgaben in die Verhältnisse stellt: Um in der Schweiz halbwegs vernünftig verdienen zu können, ist im Dienstleistungsgeschäft – in dem wir tätig sind – ein Umsatz von rund 8000 Franken pro Monat und 100-Prozent-Stelle notwendig. Ob Sie in diesen Grössenordnungen ein paar hundert Franken mehr oder weniger ausgeben, wird erst spürbar, wenn viel zu wenig zu tun ist. Solange die Auslastung stimmt, macht die höhere Produktivität alle Mehrausgaben mehr als wett. Statt sich lange damit aufzuhalten, welche Lösung günstiger sei, sollte man sich besser mit den aktuellen und absehbaren Bedürfnissen beschäftigen. Bei dieser ersten zentralen Entscheidung gilt ein Paradox: Nicht die funktionsreichste, sondern die einfachste Lösung ist fast immer die beste. Die Marketing-Features, mit denen die Hersteller ködern, bringen in der Realität ausser tollen, farbigen Grafiken meist wenig bis gar nichts. Im Gegenteil: Je mehr «praktische» Funktionalitäten man sich aufschwatzen lässt, desto unbedienbarer wird die Software.
Arbeiten oder Server installieren
Die zweite wichtige Entscheidungsgrundlage für Jungunternehmen ist das interne Know-how. Alles selber zu betreiben, macht nur Sinn, wenn man intern langfristig über qualifizierte Ressourcen verfügt. Doch selbst dann muss man sich fragen, ob der entsprechende Mitarbeiter nicht besser produktiv arbeiten sollte, statt sich mit Standard-Serverinstallationen herumzuschlagen. In unserem Fall entstand in den letzten Jahren ein Gemisch aus kommerziell, gratis, Hosting und Eigenbetrieb, das für viele kleinere Jungunternehmen typisch sein dürfte: Die Bürosoftware kommt vom einschlägig bekannten Konzern und kostet. Der Datenaustausch mit Kunden und Partnern lässt einem keine andere Wahl. Mail und Kalender sind (leidlich zuverlässig) gehostet und damit für alle von überall her zugänglich. Fürs Telefonieren steht im Büro eine faktisch unterhaltfreie, traditionelle Festnetzanlage. Der Kostenunterschied zu VoIP ist schlicht bedeutungslos, die Sprachqualität und Zuverlässigkeit aber noch immer unvergleichlich. Für internationale Gespräche setzen wir auch Skype ein. Dazu kommen Mobiltelefone und mobile Datenkarten. Für den persönlichen PC ist jede und jeder selber verantwortlich.
Als Datenablage nutzen wir einen Fast-gratis-Cloud-Service. Der ist in Sachen Bedienung im Vergleich zu einer anfänglich genutzten, gehosteten Plattform des oben genannten, einschlägig bekannten Konzerns um Klassen besser und auch offline nutzbar. Für das sichere Datenbackup machen wir periodisch lokale Kopien mit einem Open-Source-Tool. Schliesslich würde ich nie im Leben darauf vertrauen, dass der Cloud-Provider nicht unglücklicherweise alle Daten ins digitale Nirvana befördert. Diese ICT ist, werden nun einige einwenden, nicht das Maximum, das heute möglich ist. Das mag sein, aber verglichen mit einem durchschnittlichen «Schreibstau» wird jede Informatikeffizienz sowieso zur Nebensache. Hauptsache die ganze Chose nervt genau in diesem Moment nicht auch noch.