Sechs Gold-, fünf Silber- und sechs Bronzemedaillen brachten die Schweizer Kandidatinnen und Kandidaten aus Grossbritannien mit – damit ist die Schweiz so erfolgreich wie noch nie. Hinter Südkorea und Japan belegt sie den dritten Platz in der Gesamtwertung und verteidigte nach dem 2. Gesamtrang vor zwei Jahren in Kanada ihren Spitzenplatz. «Die Spitze ist so eng, dass ein Rang mehr oder weniger schon beinahe Glückssache ist», sagt die Leiterin der Schweizer Delegation, Christine Davatz-Höchner. «Wir alle haben gewonnen, insbesondere aber das duale Berufsbildungssystem», stellte Bundesrat Johann Schneider-Ammann fest, der es sich nicht nehmen liess, den erfolgreichen Wettkämpferinnen und Wettkämpfern persönlich zu ihrem Erfolg zu gratulieren.
Berufsweltmeisterschaft 2011 mit 950 Teilnehmern aus 60 Ländern
Das immer kommunizierte Ziel von London ist denn auch Realität geworden; die diesjährige Durchführung war ein Event der Superlative. Der Wettbewerb fand in der riesigen Excel-Halle statt, die allein schon durch ihre 300 Meter Länge auffällt. Insgesamt nahmen 950 Wettstreiter/-innen und 950 Experten teil. 60 Länder waren vertreten, die 70 Prozent der Weltbevölkerung abdecken. Für die jugendlichen Besucher/-innen fanden unzählige Demonstrations- und Selbstbetätigungsgelegenheiten statt im Sinne von «Berufe an der Arbeit». In den vier Tagen liefen gegen 200‘000 Personen durch die Hallen. Die betroffene U-Bahn hatte am zweiten Tag ihren absoluten Passagierrekord. Auch Premierminister David Cameron stattete der Veranstaltung einen Besuch ab und nahm eine Rede für die Schlussfeier auf.
Erfolgreiche Schweizer Informatiker
Sandra Schmid, Sebastian Häni und Tobias Meier vertraten die Schweizer Informatik und waren sehr erfolgreich. Sie traten gegen 27 Länder an und behaupteten sich ausgezeichnet. Zwar gelang es ihnen nicht ganz, das Glanzresultat von Calgary mit einer Gold- und einer Bronzemedaille zu wiederholen, aber sie waren nahe dran und erwarben alle drei je ein Diplom. Tobias Meier erreichte Rang 4 – ihm fehlte ein einziger Punkt zur Bronzemedaille (538 Punkte). Sandra Schmid wurde 8. mit 516 Punkten und Sebastian Häni 11. mit 519 Punkten.
Sie setzten sich mit Abstand vor ihre europäischen Konkurrenten und wurden nur von den asiatischen Vertretern geschlagen. Das ist eine beachtliche Leistung, umso mehr, als Sandra Schmid und Sebastian Häni erst diesen Sommer die Lehre erfolgreich abgeschlossen haben. Zur WM zugelassen werden bis 22-jährige im WM-Jahr. Wir gratulieren unserem erfolgreichen Informatik-Team von Herzen für die ausgezeichnete Leistung. Sie haben eindeutig belegt, dass sie hoch über dem Durchschnittsnebel positioniert sind – wie Berge im herbstlichen Nebelmeer ragen sie heraus!
Knapp bemessene Zeit zur Lösung anspruchsvoller Aufgaben
Der Wettbewerb dauert vier Tage. In jedem «Trade» (die englische Bezeichnung für die Berufe) werden Dauer und Arbeitszeiten individuell geregelt. Unsere mussten 28 Stunden arbeiten. In dieser Zeit galt es, wirklich sehr anspruchsvolle Aufgaben ohne jegliche Nachschlagsmöglichkeit zu bewältigen. Die Zeit ist knapp bemessen – in der Regel werden nur die Besten fertig. Es ist absolut so, dass sehr erfahrene Berufsleute (mit hohen Salären) in vielen Fällen keine Chancen hätten. Wie auch im Sport ist festzustellen, dass das allgemeine Niveau laufend steigt. Kein Wunder, die Medaillenränge sind von Ländern und Politik äusserst begehrt und für die Volkswirtschaften wichtig. Es wird denn auch massiv in die Leute investiert. Pro Land darf übrigens nur eine Person je Beruf an die WM gehen und muss von einem Experten begleitet werden. Das so zusammengesetzte Expertenteam erstellt die Aufgabe und führt den Wettbewerb bis und mit der Korrekturarbeit und Rangliste durch.
Gute Referenz
Die Berufs-Weltmeisterschaften gibt es seit nunmehr rund 60 Jahren. Die Schweiz ist seit den Anfängen dabei. Laufend melden sich neue Nationen und bitten um Aufnahme in die WorldSkills-Organisation. International gesehen ist die WM eine der besten Gelegenheiten, um auf die landeseigene Kompetenzen aufmerksam zu machen. Dass Schweizer Qualität und Schweizer Bildung im Ausland einen hohen Ruf hat, ist zu einem grossen Teil auf die dortigen Erfolge zurückzuführen.
National sind Berufsmeisterschaften beste Qualitätsförderungsmassnahmen. ICT-Berufsbildung Schweiz engagiert sich dafür, weil auf diesem Weg einerseits die Informatik-Grundbildung insgesamt qualitativ gefördert wird und anderseits die Jugendlichen durch diese Herausforderung und durch die Auszeichnung der jährlich besten Abschlussarbeiten zu mehr Leistung angehalten werden. Dass es funktioniert, sehen wir bei jeder Durchführung: Schulrektoren verfolgen die Konkurrenz akribisch, die Betriebe sind in der Regel ebenso daran interessiert, dass ihre Leute gut abschliessen. Und sie tun das berechtigterweise auch in ihrem Umfeld kund. «Einer unserer Mitarbeiter hat eine Goldmedaille gewonnen» ist sicher eine gute Referenz!