M anchmal erscheint die Hightech-Industrie besonders anfällig für dramatische Hochs und Tiefs. Als würde sie von einigen wenigen jungen Dotcom-Millionären und deren Unternehmen gelenkt, die nach wenigen Jahren im Glanze grössten Erfolgs wieder verschwinden. Doch diese Silicon-Valley-Hypes sind nur exponierte Sonderfälle einer globalen Industrie, die – getrieben von einigen grossen, etablierten Unternehmen – seit über 30 Jahren konstant wächst und sich gegenüber vielen der Negativtrends als erstaunlich resistent erwiesen hat.
Mag die US-Westküste auch Synonym für High-Tech-Unternehmen sein: In Europa, dem Nahen Osten und in Afrika werden derzeit ebenfalls enorme Wachstumsraten in diesem Bereich erzielt. Als direkte Folge schaffen Technologieunternehmen weiter Arbeitsplätze und talentierte Nachwuchskräfte haben auf allen Ebenen beste Aussichten. So hat etwa
Oracle soeben eine Recruitment-Kampagne lanciert, um 1‘700 zusätzliche Mitarbeitende ins Unternehmen zu holen. Oracle will so dem konstanten Wachstum Rechnung tragen und den Grundstein für weitere Erfolge legen. Kein Einzelfall in der Branche: Während viele Unternehmen in anderen Bereichen mit Stillstand oder Verkleinerung auf die schwierige Wirtschaftslage reagieren, stehen die Zeiten für IT-Fachkräfte sehr gut.
Dass die IT-Industrie eine Ausnahme darstellt, ist kein Zufall. Sie bietet Dienstleistungen, die jedes Unternehmen braucht. Die IT ist entscheidend für den laufenden Betrieb, immer mehr aber auch für Wege aus der Krise, denn viele Firmen müssen schlanker und effizienter werden. Technologien wie Cloud Computing werden als Möglichkeiten gesehen, Unternehmen auf allen Ebenen zu verschlanken. IT-Teams können sich so zunehmend auf Effizienzsteigerungs- und Wachstumsaktivitäten konzentrieren, anstatt Administrationsaufgaben wahrzunehmen. Applikationen für CRM und Business Intelligence helfen Unternehmen, ihre Kunden und sich selbst besser zu verstehen. So kann das Supply-Chain-Management verbessert, das Risiko gemindert und es können Entscheidungen auf Basis besserer Informationen getroffen werden. Das Unternehmen sichert sich damit nicht nur die eigene Zukunft, sondern kann sich auch als Ganzes verbessern.
Klar, dass an solchen Technologien grösstes Interesse besteht. Das sind gute Nachrichten für deren Hersteller, aber auch für Investoren und Mitarbeitende. Denn die Arbeitsplatzsicherheit ist in der IT viel höher als anderswo. Dennoch bleiben tausende Stellen in der Technologieindustrie unbesetzt. Technische Studiengänge wie Computerwissenschaften und Mathematik haben in der Schweiz und ganz Europa in den letzten Jahren weniger Zuspruch gefunden. Viele junge Talente studieren stattdessen geisteswissenschaftliche Fächer und haben nach ihrem Abschluss Probleme, einen Arbeitsplatz zu finden. Schulen, Universitäten, Eltern und Regierungen sind deshalb in der Pflicht, technische Interessen stärker zu fördern. Nur so kann diese IT-Industrie in Zukunft weiter wachsen.
Es muss auch klar gesagt werden, dass die Hightech-Industrie mehr bietet als Arbeitsplätze für Entwickler und technisch hoch versierte Experten. Natürlich bilden sie die Grundlage, benötigen aber eine Vielzahl an Leistungen, die ein Unternehmen erst lebensfähig machen. In Business Consulting, Support, Marketing und besonders im Vertrieb braucht es Mitarbeitende, die mit den Kunden individuell zusammenarbeiten und Lösungen finden. In der IT-Industrie benötigt man eine Leidenschaft für Innovationen und den Wunsch, Kunden auf dem Weg zu noch grösserem Erfolg zu helfen. Stillstand ist somit undenkbar; Karriere, persönliche und fachliche Entwicklung sowie das Ergreifen sich bietender Chancen sind die Grundprinzipien dieser Branche. Das erklärt ihre Sonderstellung.
Der Zeitpunkt für einen Einstieg war nie besser.