Nicht erst die jüngsten Eskapaden der Finanzindustrie belegten die zunehmend virtuelle Natur unseres Geldes. Quasi-virtuelle Zahlungsmittel wie Kredit- und Cashkarten sind schon längst in den Börsen der meisten Menschen angekommen. Mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones ist der Sprung auf diese Plattform nur logisch. Doch die klassische Brieftasche beheimatet nicht nur Zahlungsmittel. Moderne Direkt-Marketing-Instrumente wie Kundenkarten oder Gutscheine dürften meist deutlich in der Überzahl sein und die Digitalisierung dieser Instrumente auch wesentlich einfacher als im Fall von Bargeld.
Eine solche Lösung ist Samy4me der Firma Aixum Tec. Im Gegensatz zu seinen analogen Vorgängern hat die App aber auch noch einige Tricks mehr auf Lager: Möglich sind auch persönliche Nachrichten, aktuelle Aktionen, Aroundme (Kartenanzeige von Geschäftsniederlassungen in der Region), Kontakt und RSS News. Somit können Kundenbindungs-, Treue- und Rabattprogramme interaktiv mit dem Kunden über das mobile Internet abgewickelt werden. Die App wurde ursprünglich nur für iOS entwickelt. Mit der zunehmenden Verbreitung von Android wäre es allerdings fatal, nur auf ein Pferd zu setzten. Aixum Tec beauftrage deshalb
Noser Engineering mit der Portierung. Das Unternehmen befindet sich dafür in einer guten Position: Nicht nur aufgrund seiner Rolle als Gründungsmitglied der «Open Handset Alliance (Android)», sondern auch wegen seiner federführenden Beteiligung an der Entwicklung von Android selbst, direkt im Auftrag von Google.
Neben der rasch zunehmenden Verbreitung bietet Android noch zwei weitere Vorteile: «Erstens im Bereich hinsichtlich Lizenzierung (Open Source) und zweitens aufgrund der Geräte- und Versionsvielfalt», so Urs Rudin, Sales Manager von Noser Engineering. Letzteres hat aber auch Nachteile. Denn die «Fragmentierung» der Plattformen bedeutet einen nicht unerheblichen zusätzlichen Entwicklungs- und Testaufwand. Ohne die richtige Strategie können die Kosten so schnell ausufern. Deshalb beschränkte sich die Portierung in erster Linie auf Smartphones sowie auf die Android-Versionen 1.6 bis 3.2.
Nichtsdestotrotz entsprach der Portierungsaufwand für Samy4me beinahe einer Erst-Implementation, da es sich um eine mehrheitlich native Applikation handelte. «Im Rahmen einer Multiplattformstrategie lassen sich solche Tücken zumindest teilweise umschiffen, wenn auf Elemente gesetzt wird, die in HTML entwickelt und wiederverwendet werden können», sagt Martin Krischik, Senior Software Engineer von Noser Engineering. Gerade die wachsende Bedeutung von HTML5 sollte in Betracht gezogen werden. Manche Brancheninsider sehen hier sogar den Beginn einer Abkehr von Smartphone-Apps, zugunsten Browser-gestützter Lösungen.
Vom finanziellen Standpunkt her macht der Gedanke Sinn. Warum nativ entwickeln, wenn es auch plattformneutral im Browser möglich ist? Das Web lässt grüssen. Ob sich dieser Gedanke bewahrheitet, wird die Zukunft zeigen. Nichtsdestotrotz gelang es
Noser Engineering, das Projekt innerhalb von sechs Monaten mit einem durchschnittlichen Einsatz von etwa 1,5 Personen erfolgreich umzusetzen.