Der Award wird vergeben für ganz besondere Verdienste zugunsten staatlicher Interventionen im Telekommunikationsmarkt. Das Patronatskomitee konnte mich als einziges Mitglied für die Jury gewinnen. Bevor wir zur Verleihung schreiten, wollen wir es etwas spannend machen. In Jules Romains’ brillanter Komödie «Dr. Knock oder Der Triumph der Medizin» verwandelt ein Landarzt die durch und durch gesunde Bevölkerung von St. Moritz in ein Heer von Dauerpatienten. Cui bono, wem nützt es? Richtig: Dem Arzt. Ähnliches geschieht in der Telekommunikation. Regelmässig wird uns eingeredet, die Telefontarife seien zu hoch. Cui bono? Wem nützt das Gejammer über zu hohe Preise? Richtig: Den Jammerern selbst! Sie erreichen ohne Eigenleistung Medienpräsenz, indem sie andere an den Pranger stellen. Das soll mit dem Award ausdrücklich anerkannt werden, um ihnen weitere mediale Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Von Charles Baron de Montesquieu stammt der Satz: «Wenn es nicht notwendig ist, ein Gesetz zu erlassen, ist es notwendig, kein Gesetz zu erlassen». In Würdigung dieses präg-nanten Standpunkts wollen wir die Preisträger mit «Montesquieus» auszeichnen.
Der Bronzene Montesquieu 2011 geht an den Preisüberwacher für sein selbstloses Engagement für mehr Regulierung und staatlich verordnete Mobilfunkpreise. Er hat es nicht einfach. Telefonieren ist derart günstig, dass von morgens bis abends und überall telefoniert wird, obwohl man dazu gesetzlich nicht verpflichtet ist. Sogar die Roaming-Tarife sind nicht mehr, was sie einmal waren. Gerade mal 71 Beschwerden sind letztes Jahr bei der Ombudscom eingegangen. Das sind 0,0007 Prozent (in Worten: Null Komma null null null sieben) der über 9 Millionen Handykunden. Angesichts der echten Probleme dieses Landes braucht es Mut und Durchhaltewillen, wegen solcher Kleinigkeiten eine ganze Branche öffentlich ins Visier zu nehmen.
Der Silberne Montesquieu 2011 geht an die Schweizerische Stiftung für Konsumentenschutz in Anerkennung ihres unermüdlichen Einsatzes für mehr Regulierung im Fernmeldewesen. Sie wird vertreten durch ihre neue Präsidentin, Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo. Kaum gewählt, ortet sie gemäss «NZZ» bereits ein «politisches Kampffeld im Bereich Telekommunikation», und setzt – wen wundert’s – auf mehr Bundesgelder. Ein Halali für die subventionierte Hochjagd!
Und der Goldene Montesquieu 2011 schliesslich geht wie schon letztes Jahr (Fehlentscheid zur Orange-Sunrise-Fusion) an die Weko. Wie es sich für die angstfrei beschäftigten Professoren, Verbandsfunktionäre und Beamten gehört, konnten sie mit ihrem Glasfaserbeschluss einmal mehr jedes Risiko für sich selbst vermeiden und voll den investitionsbereiten Unternehmen aufladen.
Fritz Sutter
Fritz Sutter ist Vorstandsmitglied des Schweizerischen Telekommunikationsverbandes Asut und des Dachverbandes ICTswitzerland. In seiner regelmässigen Kolumne im «Swiss IT Magazine» äussert er seine persönliche Meinung.